Kostspieliger Genuss

Unausgewogene Ernährung kostet das deutsche Gesundheitssystem Milliarden

07.10.2015 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Der übermäßige Konsum von Zucker in der täglichen Ernährung wird als einer der Risikofaktoren von verschiedenen Krankheiten wie Karies und Diabetes gesehen. (Bildquelle: © günther gumhold / pixelio.de)

Der übermäßige Konsum von Zucker in der täglichen Ernährung wird als einer der Risikofaktoren von verschiedenen Krankheiten wie Karies und Diabetes gesehen. (Bildquelle: © günther gumhold / pixelio.de)

Eine ungesunde Ernährung führt zu Krankheiten, die jährlich Behandlungskosten in Höhe von fast 17 Milliarden Euro allein für das deutsche Gesundheitssystem verursachen, errechneten Forscher. Um das zu ändern, müssten wir weniger Zucker, Salz und Fett essen, lautet ihr Plädoyer.

Übergewicht und Bewegungsmangel zählen zu den Hauptrisikofaktoren für nichtübertragbare Krankheiten, zu denen Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen. Obwohl sie weitgehend vermeidbar wären, sind nichtübertragbare Krankheiten laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für 86 Prozent aller Todesfälle und 77 Prozent der Krankheitslast in Europa verantwortlich.  

Damit sind nicht nur persönliche Schicksale verbunden, sondern auch enorme medizinische Behandlungskosten, die das Gesundheitssystem stemmen muss. Eine Studie hat nun für Deutschland erhoben wie hoch die Kosten der ernährungsbedingten Krankheiten sind.

Zu viel Zucker, Salz und Fett

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Ernährungsbedingte Krankheitskosten (in Mrd. €) sortiert nach Risikofaktoren (Zucker, Salz und Fett) und aufgeteilt nach assoziierten Krankheitsgruppen.

Ernährungsbedingte Krankheitskosten (in Mrd. €) sortiert nach Risikofaktoren (Zucker, Salz und Fett) und aufgeteilt nach assoziierten Krankheitsgruppen.

Bildquelle: © PLOS ONE 2015, Meier et al. 2015

Dass einseitige Ernährung schlecht für uns ist, ist hinlänglich bekannt. Dennoch liegt der Verzehr von Zucker, Salz und Fett hierzulande oft deutlich über den offiziellen Verzehrsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die beispielsweise Erwachsenen empfiehlt, höchstens sechs Gramm Kochsalz pro Tag zu sich zu nehmen. Das nahm ein Forscherteam von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und dem Biotechnologieunternehmen BRAIN AG zum Anlass, sich zu fragen, ob die Gesundheitskosten der Bundesrepublik Deutschland durch veränderte Ernährungsgewohnheiten reduziert werden könnten.

Einsparpotential durch gesündere Ernährung

Das interdisziplinäre Forscherteam ermittelten die direkten Kosten der weit verbreiteten Volkskrankheiten und kamen zu dem Ergebnis, dass das deutsche Gesundheitssystem jährlich 16,8 Milliarden Euro einsparen könnte. So hoch waren nämlich im Jahr 2008 die Behandlungskosten der ernährungsabhängigen Erkrankungen. Das waren 7 Prozent der gesamten Krankheitskosten in Deutschland, die sich auf 254 Mrd. Euro beliefen. Dies entspricht 205 Euro pro Person/Jahr.

Die größten Kosten verursachten Herz-Kreislauf-Erkrankungen (7,7 Mrd. Euro), gefolgt von Karies (3,6 Mrd. Euro), Diabetes oder andere Stoffwechselstörungen (2,1 Mrd. Euro) sowie Krebserkrankungen (1,1 Mrd. Euro).

Manchmal ist weniger mehr

Die Wissenschaftler untersuchten anhand von repräsentativen Krankheitskosten und Verzehrdaten aus der Nationalen Verzehrsstudie II wie hoch die Kosten der einzelnen untersuchten Ernährungsrisikofaktoren sind: Am schlechtesten schnitt dabei Zucker ab – er allein führte laut Studie zu 8,6 Mrd. Euro an Behandlungskosten. Dicht gefolgt von Salz, 5,3 Mrd. Euro, und gesättigte Fettsäuren, die 2,9 Mrd. Euro an Kosten verursachten.

Dass die direkten Behandlungskosten einer ungesunden Ernährung so hoch waren, überraschte selbst die Forscher. „Indirekte Kosten, bedingt durch Arbeitsausfall, Kurbehandlungen und Invalidität, kommen zu den direkten Kosten sogar noch hinzu“, betonte Dr. Katja Riedel, Co-Autorin der Publikation.

Diese Forschungsergebnisse entstanden im Rahmen der Allianz „Natural Life Excellence Network 2020“, kurz NatLifE 2020, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) co-finanziert wird. In der 2013 gestarteten Innovationsallianz werden neue, biologisch aktive Naturstoffe erforscht und entwickelt. Ziel sind u. a. bessere Rezepturen für Nahrungsmittel. Sie wollen neue Produkte schaffen, die gleich schmecken, aber gesünder sind, also weniger Zucker, Salz oder Fett beinhalten. Die Studie bekräftigt die Forscher des NatLifE 2020-Konsortiums aus 22 Partnern aus Industrie und Hochschulen.


Quelle:

Meier, T. et al. (2015): Healthcare Costs Associated with an Adequate Intake of Sugars, Salt and Saturated Fat in Germany: A Health Econometrical Analysis. In: PLoS ONE 10(9): e0135990, (09. September 2015), doi: 10.1371/journal.pone.0135990.

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Titelbild: Der übermäßige Konsum von Zucker in der täglichen Ernährung wird als einer der Risikofaktoren von verschiedenen Krankheiten wie Karies und Diabetes gesehen. (Bildquelle: © günther gumhold / pixelio.de)