Morgendliches Aufblühen gegen Nachtschwärmer

16.02.2010 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Der in Nordamerika heimische Wilde Tabak (Nicotiana attenuata) lockt Bestäuber, wie Kolibris, an. (Quelle: © Danny Keßler/MPI)

Der in Nordamerika heimische Wilde Tabak (Nicotiana attenuata) lockt Bestäuber, wie Kolibris, an. (Quelle: © Danny Keßler/MPI)

Eine Tabakpflanze in der Great-Basin-Wüste in Utah (USA) wehrt sich gegen die gefräßige Tomatenschwärmer-Raupe, indem sie ihre Blüten morgens statt nachts öffnet. Dann kommen in friedlicher Absicht Kolibris zur Bestäubung.

Normalerweise öffnet die in Nordamerika heimische Tabakpflanze Nicotiana attenuata ihre Blüten bei Einbruch der Dunkelheit, um mit ihrem Duft den nachtaktiven Tomatenschwärmer anzulocken. Pflanze und Falter profitieren dann gegenseitig voneinander. Denn während der Falter von Blüte zu Blüte fliegt, um von dem Nektar im Blütenkelch zu trinken, bestäubt er ganz nebenbei die Pflanze. Allerdings legen die Weibchen mit Vorliebe ihre Eier auf eben diese Tabakpflanzen. Nach kurzer Zeit schlüpfen junge Raupen und ernähren sich von der Wirtspflanze. Die Raupe wird zum Schädling für den Tabak.

Ian Baldwin vom Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena wollte mit seinem Team genauer wissen, wie sich die Tabakpflanze gegen diese Attacken zur Wehr setzt. Sie fanden heraus, dass Stoffe im Speichelsekret der Raupe bei der Tabakpflanze einen pfiffigen Mechanismus zum Schutz gegen weitere Schädigungen in Gang setzen. Plötzlich öffneten sich die Blütenkelche erst morgens und nur noch um ein Drittel gegenüber den abendlichen Blüten. Die Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass die Pflanze deutlich weniger Duftstoffe abgab und die Zuckerkonzentration im Nektar sank. Der Tomatenschwärmer wird in der Folge von den Blüten nicht mehr angelockt.

Stattdessen bestäubt tagsüber eine in der Region beheimatete Kolibriart die Blüten. Die kleinen Vögel trinken den Nektar ohne die Pflanze zu schädigen. Die Frage drängt sich auf, warum Tabakpflanzen so lange sie unbeschädigt sind, den aggressiven Falter überhaupt anlocken. Eine abschließende Antwort konnten die Forscher noch nicht geben. Doch Baldwin vermutet, dass der Tomatenschwärmer die Pflanzen zuverlässiger und effektiver bestäubt. Der Kolibri sei eher zufällig vor Ort, wenn seine Nester in der Nähe sind. Die Falter würden dagegen von den Duftstoffen über weite Strecken angelockt. Außerdem besuche der Falter viele verschiedene Pflanzen und bestäube sie dabei. Kolibris würde die Pollen eher auf ein und derselben Pflanze verteilen. So könnte sich die genetische Vielfalt der gebildeten Samen verringern.


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