Plädoyer für eine postromantische Ökologie

Gewinner des TTN-Essay-Preises 2013 steht fest

25.04.2014 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Der Mensch verändert die Natur um ihn herum auf vielfältige Weise. (Bildquelle: © iStock.com/Meinzahn)

Der Mensch verändert die Natur um ihn herum auf vielfältige Weise. (Bildquelle: © iStock.com/Meinzahn)

„Natur verbessern“: Grüne Biotechnologie im Zeitalter des Anthropozäns - Das war das Thema des TTN-Essay-Preises 2013. Gewonnen hat ihn der Soziologe Dr. Sascha Dickel. Er plädiert in seinem Essay für eine postromantische Ökologie, die eine strikte Trennung von Natur bzw. Natürlichkeit und Gesellschaft hinter sich lässt. Technologien wie die grüne Biotechnologie könnten dann nüchterner betrachtet werden. 

Um einen Dialog über Fachgrenzen hinaus zu starten, schrieb das Institut Technik-Theologie-Naturwissenschaften (TTN) an der Ludwig-Maximilians-Universität München 2013 einen Essay-Preis aus. Dabei sollte in Form eines wissenschaftlichen Essays der Naturbegriff und das Thema Gentechnik in einem neuen Licht betrachtet werden: Vor dem Hintergrund des Anthropozäns. Wir leben in einem Erdzeitalter, in dem der Mensch vielfältig Einfluss auf die Natur nimmt. Wir gestalten durch unsere Lebensweise das Klima und die vorhandene Natur um. Der Begriff „Anthropozän“ ist zwar bislang ein informeller, dennoch wird er häufig verwendet und scheint den Nagel auf den Kopf zu treffen.

„Das Bild von Natur als unberührte Wildnis ist als Illusion entlarvt. Sind wir darum schon in ein neues Erdzeitalter eingetreten, in dem zwischen Natürlichem und Künstlichem nicht mehr klar unterschieden werden kann? Uns hat vor allem interessiert, welchen Stellenwert die Autoren diesen Fragen im Kontext der Diskussion über Grüne Biotechnologie zumessen. Also: Kann die Optimierung von Nutzpflanzen ein Weg sein, um „grüne“ Werte und moderne Technologie zu versöhnen?“ erläutert Dr. Stephan Schleissing, Geschäftsführer des Instituts TTN.

#####1#####
Gewinner des TTN-Essay-Preises 2013 ist der promovierte Soziologe Sascha Dickel.

Gewinner des TTN-Essay-Preises 2013 ist der promovierte Soziologe Sascha Dickel.

Bildquelle: © Sascha Dickel

Natur, Technik und Gesellschaft sind tief verwoben

Als Gewinner kürte die Jury den Soziologen Dr. Sascha Dickel. Sein Essay „Paradoxe Natur. Plädoyer für eine postromantische Ökologie“ ist „sprachlich prägnant, jongliert klug und unangestrengt mit unseren widersprüchlichen Denkweisen über Natur und Technik und präsentiert vor allem anregende Thesen“, bekräftigt Dr. Schleissing die Entscheidung.

Derzeit ist Dr. Sascha Dickel wissenschaftlicher Mitarbeiter am Friedrich Schiedel-Lehrstuhl für Wissenschaftssoziologie  an der TU München. Er sah im TTN-Essay-Wettbewerb eine Chance: „Die Verteidigung einer unberührten Natur erscheint mir angesichts der tiefen Verwobenheit von Natur, Technik und Gesellschaft im Anthropozän längst nicht mehr zeitgemäß. Wir können heute über Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit sprechen, ohne auf Natürlichkeitsargumente zurückzugreifen – gleichwohl geistern solche Argumente weiterhin durch den öffentlichen Diskurs. Das hat mich irritiert. Die Ausschreibung war eine hervorragende Gelegenheit, um diese Irritation in einen Text zu verwandeln“, führt der Preisträger Dickel aus.

Darüber hinaus haben wir mit Dr. Stephan Schleissing, dem Geschäftsführer des Instituts TTN, über den Preis gesprochen. Das Interview  finden Sie hier: „Ein Instrument zum fächerübergreifenden Dialog - Interview zum TTN-Essay-Preis 2013


Weitere Informationen zum Preis:

Zum Weiterlesen:

Titelbild: Der Mensch verändert die Natur um ihn herum auf vielfältige Weise. (Bildquelle: © iStock.com/Meinzahn)