Spitzenergebnisse für Röntgens Erben

Die Julius-Maximilians-Universität Würzburg

05.11.2009 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Biozentrum - Sitz von 15 Lehrstühlen aus den Fakultäten Biologie, Medizin, Chemie und Pharmazie. (Bild: © Universität Würzburg)

Biozentrum - Sitz von 15 Lehrstühlen aus den Fakultäten Biologie, Medizin, Chemie und Pharmazie. (Bild: © Universität Würzburg)

Natur- und Lebenswissenschaften haben an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg immer wieder international stark beachtete Spitzenleistungen hervorgebracht. 14 Nobelpreisträger in Physik, Chemie und Medizin wirkten hier. Und auch heute beweisen die „Life Sciences“ ihre hervorragende Qualität regelmäßig durch Spitzenpositionen in zahlreichen Rankings – national und international. Natürlich auch die Biologie.

Würzburg - Ein aktuelles Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung CHE zeigt es: Im Bereich Biologie ist die unterfränkische Universität in Deutschland spitze. In einem europaweiten Vergleich des CHE konnte sich die Universität Würzburg durch herausragende Leistungen in diesem Fach in der Excellence-Gruppe platzieren.

Rund 4500 europäische „Higher Education Institutions“ haben die CHE-Experten in ihre Studie einbezogen; nur 13 Hochschulen in Deutschland sind mit mindestens einem Fach in der Excellence-Gruppe vertreten. Die Würzburger Biologie hat es dorthin geschafft, weil sie in den Bereichen „Publikationen“, „Zitationen“ und „Meistzitierte Forscher“ die dafür notwendigen drei Silbermedaillen erzielt hat. Bei der Förderung von Nachwuchswissenschaftlern ist die Universität Würzburg damit hervorragend aufgestellt. Sie sei „europaweit eine der Topadressen für den Forschernachwuchs“, so die Aussage der CHE-Mitarbeiter.

Forschung über Fächergrenzen hinweg 

Ein Markenzeichen der Uni Würzburg sind ihre Forschungszentren: Im Biozentrum, im Rudolf-Virchow-Zentrum für experimentelle Biomedizin oder im Röntgen-Zentrum arbeiten Wissenschaftler fachübergreifend an international aktuellen Forschungsthemen. Über die Grundlagenforschung hinaus stehen dabei auch anwendungsorientierte Bereiche aus den Ingenieurwissenschaften im Vordergrund. Beispiel Biozentrum: 15 Lehrstühlen aus den Fakultäten Biologie (10), Medizin (4) sowie Chemie und Pharmazie (1) haben sich hier zusammengeschlossen und arbeiten gemeinsam an Forschungsprojekten, die sich durch eine Kombination aus molekularen und organismischen Ansätzen auszeichnen. Pflanzen spielen dabei an den unterschiedlichsten Stellen eine zentrale Rolle.  

Wie Pflanzenhaut dem Pflanzenschutz dient 

Markus Riederer, Inhaber des Lehrstuhls für Botanik II (Ökophysiologie und Vegetationsökologie) interessiert sich beispielsweise für die Haut der Pflanzen, die Cuticula. Seine Gruppe untersucht unter anderem, was passiert, wenn der schädliche Mehltaupilz auf Gerstenblättern landet. Im Normalfall keimen die Pilzsporen und treiben einen Ausläufer ins Blatt hinein. Der verzweigt sich und entzieht der Gerste wichtige Nährstoffe. Dieser normale Infektionsweg funktioniert bedeutend schlechter, sobald in der Haut der Gerstenblätter ein einziger Bestandteil fehlt: ein Molekül namens Hexacosanal. Ohne dieses Molekül kann der Mehltaupilz kaum noch ins Blattinnere vordringen, wie die Würzburger Forscher herausgefunden haben. Klar, dass diese Erkenntnis spannend für den Pflanzenschutz ist.  

Welche Wirkstoffe in Pflanzen stecken

Gerhard Bringmann ist Naturstoffchemiker. Er sucht nach Wirkstoffen aus der Natur gegen Infektionskrankheiten wie Malaria, Leishmaniose, Bilharziose oder die Afrikanische Schlafkrankheit - allesamt oft tödliche Tropenkrankheiten, gegen die es bislang gar keine oder nur unzureichende Medikamente gibt. In Pflanzen aus Zentralafrika haben er und sein Mitarbeiter bereits interessante Stoffe gefunden: zwei Alkaloide, die gegen die Erreger der Orientbeule (Leishmaniose) wirksam sind. Entdeckt wurden die viel versprechenden Substanzen in einer Liane, die im kongolesischen Regenwald beheimatet ist. 

Wie Böden wieder fruchtbar werden

Dorkas Kaiser erforscht im Norden von Burkina Faso eine traditionelle Anbaumethode, mit der sich selbst extrem ausgelaugte, quasi sterile Böden in fruchtbares Land verwandeln lassen, auf dem Hirse, Erdnüsse, Bohnen und – nach einiger Zeit – sogar Wälder prächtig gedeihen. Der Betreuer ihrer Doktorarbeit ist Karl Eduard Linsenmair, bis vor Kurzem Inhaber des Lehrstuhls für Tierökologie und Tropenbiologie der Universität Würzburg. 

Linsenmair koordiniert die Projekte in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ins Leben gerufenen Forschungsverbund Biota-West. „Biota“ steht für Biodiversity Monitoring Transect Analysis in Africa. In ihm erforschen Wissenschaftler aus Europa und Afrika in exemplarischer Weise Komponenten der afrikanischen Biodiversität quer durch den Kontinent, um Ursachen und Folgen des vom Menschen verursachten Biodiversitäts- und Klimawandels in Afrika verstehen und daraus resultierende negative Konsequenzen abmildern zu können.

Beliebtes Biologiestudium

Das Biologiestudium in Würzburg ist aus vielen Gründen beliebt. Die wissenschaftliche Exzellenz kommt in vordersten Platzierungen in Rankings klar zum Ausdruck. Neben starken molekularbiologisch und biochemisch arbeitenden Bereichen gibt es die ebenso international anerkannte organismische Biologie. Spannend und vielfältig wird das Studium der Biologie in Würzburg durch die Themenvielfalt, große Wahlfreiheit, Praxisnähe (Betriebspraktika) und Internationalität. So absolvieren schon 25 Prozent der Biologiestudierenden einen Teil ihres Studiums im Ausland. Hervorragend ist auch die Betreuung durch Studien- und Karrierekoordinatoren.

Tradition seit über 400 Jahren

Die Julius-Maximilians-Universität Würzburg wurde nach einer nach wenigen Jahren gescheiterten Erstgründung im Jahr 1402 im Jahr 1582 mit den Fakultäten für Theologie und Philosophie gegründet. Gründungsvater Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn ließ zunächst nur Katholiken an seiner Hochschule zu. Eine neu erlassene Studienordnung aus dem Jahr 1734 öffnete schließlich auch den Weg für Studenten anderer Konfessionen. Heute gibt es zehn Fakultäten in Würzburg. Im Wintersemester 2008/09 zählte die Hochschule 20.534 Studierende in rund 100 Studiengängen. Präsident ist seit dem 1. Oktober 2009 der Physiker Alfred Forchel. 


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