Süßeres Leben ohne Frühlingsgefühle

13.12.2010 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Zuckerrübe (Quelle: © iStockphoto.com/ Niclas Bomgren)

Zuckerrübe (Quelle: © iStockphoto.com/ Niclas Bomgren)

Zuckerrüben die nach der Winterkälte nicht blühen, sondern weiterwachsen, könnten bereits im Herbst gepflanzt werden und höhere Erträge bringen. Wissenschaftler fanden nun mit einem neuen Gen die Lösung.

Zuckerrüben sind "zweijährige" Pflanzen, d.h. ihr Lebenszyklus erstreckt sich über zwei Vegetationsperioden. Im Fall der Zuckerrübe sind dies die Zeit vor und nach dem Winter. Vor dem Winter befindet sich die Zuckerrübe in der vegetativen Phase in der auch der Zuckergehalt in der Wurzel steigt und diese die eigentliche Zuckerrübe bildet. Nach der Winterkälte erfolgt bei Zuckerrüben die Ausbildung von Blütenstand und Samen – das kostet Energie und reduziert den Zuckerertrag. Daher erfolgen Aussaat (im Frühjahr) und Ernte (im Herbst) bisher innerhalb einer Vegetationsperiode, d.h. vor dem Winter. 

Gesucht: Die eierlegende Wollmilch-Rübe 

Für Zuckerrüben-Erzeuger wären "Winter-Rüben" (vgl. Winterweizen) ideal, die bereits im Herbst gepflanzt werden und länger wachsen könnten – ohne dabei nach dem Winter zu blühen. Durch die längere vegetative Phase könnte der Ertrag der Rüben um 25 Prozent gesteigert werden. Außerdem könnten die Rüben flexibler geerntet werden, da bei solchen Winter-Rüben die Kälte keine Blüte auslöst. Auf der anderen Seite hätten die Züchter selber gerne Rüben, die bereits innerhalb einer Vegetationsperiode blühen und Samen erzeugen, was ihre Arbeit beschleunigen würde. Forscher haben nun ein neues Gen in Zuckerrüben entdeckt, das deren Induktion steuert und somit bei der Umsetzung beider dieser Ziele helfen könnte.  

Genetisches Geschwisterpaar regelt Blüte 

Die Forscher hatten ursprünglich ein Gen studiert das bei anderen Pflanzen die Blüte auslöst. Dabei fanden sie bei der Zuckerrübe ein "Schwester-Gen" das die gegenteilige Funktion erfüllt, nämlich das Blühen zu unterbinden. Erst durch die Winterkälte wird dieses Gen "ausgeschaltet", so dass die Zuckerrübe in der zweiten Vegetationsperiode blühen kann. Den Forschern ist es nun gelungen, dieses "Blüte-Gen" so zu beeinflussen, dass es auch über den Winter hinaus aktiv bleibt. Auf diese Weise kann ein Erblühen der Zuckerrübe dauerhaft verhindert werden. Das heißt, die Wissenschaftler haben ein komplett neues Prinzip entdeckt, wie das Blühen gesteuert werden kann – und die Pflanzenforschung ist dem Ziel einer Winter-Rübe einen großen Schritt nähergekommen. Die entsprechenden Versuche möchte die an der Studie ebenfalls beteiligte Saatgutfirma Syngenta nun vorantreiben. Denn nicht zuletzt ist an die Zuckerrübe auch die Zuckerwirtschaft angeschlossen – wo die Rübe für die Zuckerproduktion, als Futtermittel oder auch bei der Herstellung von Biokraftstoff (Bioethanol) Verwendung findet.