Tomaten unter der Lupe

Bio oder nicht? - Mit einer neuen Analysemethode wollen Forscher Bio-Betrug aufspüren

05.09.2014 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Bio oder kein bio: Eine neue Analysemethode soll klären, ob Bio-Tomaten auch tatsächlich unter Bio-Bedingungen angebaut wurden. (Bildquelle: © iStock.com/Joy_StockPhotography)

Bio oder kein bio: Eine neue Analysemethode soll klären, ob Bio-Tomaten auch tatsächlich unter Bio-Bedingungen angebaut wurden. (Bildquelle: © iStock.com/Joy_StockPhotography)

Konzentrationen bestimmter Inhaltsstoffe könnten bei Tomaten einen Hinweis darauf geben, ob sie konventionell oder ökologisch angebaut wurden.

Ökologisch produzierte Lebensmittel sind stark im Kommen: Die Nachfrage hat sich zwischen den Jahren 2002 und 2011 nahezu verdreifacht, und das, obwohl Bio-Lebensmittel deutlich mehr kosten als konventionell erzeugte. Das öffnet natürlich auch Betrügern Tür und Tor: Denn wer kann schon auf den ersten Blick erkennen, ob eine Tomate „bio“ ist oder ob nur „bio“ draufklebt und sie stattdessen mit herkömmlichen Mitteln erzeugt wurde? Um dieser Problematik Herr zu werden, entwickeln Forscher der Universität Würzburg jetzt eine Analysemethode, die Betrügern in Zukunft das Handwerk legen soll.

Detektivarbeit im Magnetfeld

Bisher war es selbst im Labor schwierig, ökologisch angebaute Früchte von konventionellen zu unterscheiden. Über Isotopenverhältnisse beim Stickstoff wurde versucht, die Anbaumethode nachzuweisen, da der im konventionellen Landbau verwendete Mineraldünger in der Regel einen geringeren Anteil des Stickstoff-Isotopes 15N enthält, was sich in den damit erzeugten Früchten widerspiegelt. Die Ergebnisse ließen sich aber nicht immer klar zuordnen, so dass Bedarf für eine neue, genauere Analysemethode besteht.

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Tomaten-Anbau im Gewächshaus: Ohne Hilfe aus dem Labor lassen sich konventionelle und Bio-Tomaten oft nicht voneinander unterscheiden.

Tomaten-Anbau im Gewächshaus: Ohne Hilfe aus dem Labor lassen sich konventionelle und Bio-Tomaten oft nicht voneinander unterscheiden.

Bildquelle: © iStock.com/TreeofLife99

Mit der Kernspinresonanzspektroskopie (NMR, Nuclear Magnetic Resonance) versuchen die Forscher jetzt, neue Wege zu gehen. Mit der NMR können Konzentrationen bestimmter Inhaltsstoffe einer organischen Substanz sehr genau gemessen werden. Dazu werden die Proben in ein Magnetfeld gebracht und mit elektromagnetischen Wellen bestrahlt. Die einzelnen chemischen Verbindungen zeigen dabei ein charakteristisches Spektrum, an dem sie bestimmt werden können. Die NMR wurde schon häufiger zur Untersuchung von Lebensmitteln verwendet, zum Beispiel, um die Herkunft von Honig und Olivenöl zu klären. In der aktuellen Studie wurden Tomaten unter die Lupe genommen. Dafür wurden die Tomatensorten „Tastery“ und „Mecano“ jeweils im Gewächshaus im Bayerischem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) angezogen – je einmal unter konventionellen und einmal unter „Bio“-Bedingungen. 361 Proben wurden insgesamt mit Hilfe der NMR analysiert.

Auf der Suche nach Unterschieden

Bei der Auswertung der Messungen zeigte sich für die Tomatensorte „Mecano“ bereits ein deutlicher Unterschied: Die biologisch gezogenen Tomaten hatten für alle 35 untersuchten Inhaltsstoffe signifikant höhere Werte als die konventionell gezogenen Tomaten. Bei der Sorte „Tastery“ fielen die Unterschiede deutlich geringer aus, aber auch hier waren einige Inhaltsstoffe bei den Bio-Tomaten gegenüber den konventionellen signifikant erhöht. Gleichzeitig zeigten sich aber auch große Unterschiede bei den Konzentrationen zwischen den beiden Tomatensorten an sich.

Vielversprechender Anfang

Die Forscher betonen, dass es sich bei den Messungen um erste Abschätzungen handelt. Sie hoffen aber nach diesen positiven Ergebnissen, dass sich eine Methode entwickeln lässt, mit der in Zukunft ein Bio-Produkt von einem herkömmlich erzeugten sicher unterschieden werden kann. Die gewonnenen Daten sollen in einer Datenbank gesammelt und zunächst um weitere Tomatensorten erweitert werden. Ob die Methode auch für andere Früchte verwendbar ist, müssen weitere Tests zeigen. Möglicherweise stünde dann in Zukunft eine Methode zur Verfügung, mit der großflächigere Untersuchungen durchgeführt werden könnten.


Quelle:
Hohmann, M. et al. (2014): 1H NMR Profiling as an approach to differentiate conventionally and organically grown tomatoes. In: Journal of agricultural and food chemistry, Vol 62 (33), (online 28. Juli 2014), doi: 10.1021/jf502113r.

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Titelbild: Bio oder kein bio: Eine neue Analysemethode soll klären, ob Bio-Tomaten auch tatsächlich unter Bio-Bedingungen angebaut wurden. (Bildquelle: © iStock.com/Joy_StockPhotography)