Wachstum in der neuen Heimat

11.03.2011 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Der aus dem Kaukasus stammende Riesenbärenklau gilt als invasiver Neophyt (Quelle: ©iStockphoto.com/ BasieB).

Der aus dem Kaukasus stammende Riesenbärenklau gilt als invasiver Neophyt (Quelle: ©iStockphoto.com/ BasieB).

Pflanzen, die in neue Regionen eingeschleppt werden, verbreiten sich in ihrer neuen Heimat ähnlich wie in ihrem Ursprungsgebiet. Das ist das Ergebnis einer Studie, die in acht Ländern die Verbreitung von sogenannten Neophyten untersuchte.

Weltweit werden viele Ökosysteme von neu eingeschleppten Pflanzen dominiert, was zu einem Verlust der Biodiversität und der Funktion des Ökosystems führen kann. Bisher wurde angenommen, jedoch kaum untersucht, dass diese Pflanzen in für sie neuen Gebieten in größeren Mengen vorkommen als in ihren Ursprungsgebieten. Erklärt wurde diese Annahme mit dem Fehlen der üblichen Konkurrenten, wie Fressfeinde oder Krankheitserreger im neuen Gebieten, sodass sich die Pflanzen ungehindert ausbreiten können.

In einer aktuellen Studie gingen Wissenschaftler nun erstmals der Frage nach, ob sich die Verbreitung in der neuen Heimat tatsächlich von der im Ursprungsgebiet unterscheidet. Sie werteten die Daten von 26 Gräsern und krautigen Pflanzen aus, die sie über drei Jahre in 39 Gebieten in acht Ländern gesammelt hatten. Um vergleichbare Zahlen über die Verbreitung der Neophyten zu erhalten, nutzten die Forscher stets die gleichen, zuvor festgelegten Methoden.

Die meisten Pflanzen verbreiten sich ähnlich häufig

Bei 20 der 26 untersuchten Arten zeigte sich, dass sie in ihren neuen Verbreitungsgebieten ähnlich oder sogar weniger häufig vorkommen gegenüber ihren Ursprungsgebieten. Diese Ergebnisse zeigen, dass die meisten der Neophyten sich in der neuen Heimat ähnlich verhalten wie in der angestammten. Generell kamen Grasarten sowohl in der neuen als auch in der alten Heimat häufiger vor. Krautige Pflanzen waren dagegen weniger verbreitet als im Ursprungsgebiet.

Darüberhinaus zeigten sich in Regionen, in denen sechs und mehr Neophyten eingeschleppt waren, ähnliche Hierarchiestrukturen innerhalb der Pflanzengemeinschaft: Dominante Pflanzen aus dem Ursprungsgebiet entwickelten auch im neuen Gebiet eine Dominanz. Generell erklärten die Wissenschaftler, würden nur ein Prozent der eingeschleppten Arten Probleme bereiten, das heißt sich invasiv ausbreiten. Auf diese müsse man sich dann zu Recht konzentrieren.

Ursprungsgebiet gibt Auskunft über Wachstum von eingeschleppten Pflanzen

Die Häufigkeit von Pflanzen wird den Forschern zufolge vorhersehbar. Die Arten, die in der alten Heimat häufig vorkommen, werden voraussichtlich auch in der neuen in größeren Mengen vorkommen. Ähnliche Pflanzengemeinschaften würden demnach selbst auf verschiedenen Kontinenten ähnliche Hierarchiestrukturen entwickeln.

Die Forscher hoffen nun, die Ergebnisse bei der Planung von Kontrollmaßnahmen miteinbeziehen zu können. So sei es zwingend erforderlich, Standards zu entwickeln, um das Einschleppen von Pflanzen mit einem hohen Verbreitungspotential in neue Gebiete zu verhindern. Allerdings müsse auch bedacht werden, dass Pflanzen, die häufig vorkommen, nicht zwangsläufig einen negativen Einfluss auf die Pflanzengemeinschaft haben. Dagegen könnten auch Pflanzen, die in geringeren Mengen wachsen, durchaus in das Ökosystem eingreifen. Die Forscher sind daher der Meinung, man solle nicht länger fragen, ob bestimmte Pflanzen im neuen Gebiet häufiger vorkommen. Vielmehr sollte sich die Forschung auf die Gründe für die wenigen Ausnahmen in dem generellen Trend zu ähnlichen Pflanzengemeinschaften konzentrieren.


Quelle:
Jennifer Firn et al: Abundance of introduced species at home predicts abundance away in herbaceous communities.  Ecology Letters, Vol 14(3), pp 274-81, DOI: 10.1111/j.1461-0248.2010.01584 (Link)

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