Wertvoller Kaffeesatz

Was alles in vermeintlichem Abfall steckt

28.02.2013 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Im Kaffeesatz steckt mehr als man auf den ersten Blick vermutet (Quelle: © Estormiz / Wikimedia.org; gemeinfrei)

Im Kaffeesatz steckt mehr als man auf den ersten Blick vermutet (Quelle: © Estormiz / Wikimedia.org; gemeinfrei)

Der weltweite Kaffeekonsum produziert auch große Mengen Kaffeesatz. Dieser landet meist ungenutzt im Müll. Ein Forscherteam entdeckte, dass der Kaffeesatz gebräuchlicher Kaffeemaschinen immer noch eine reiche Quelle an Antioxidantien ist, die in der Nahrungsmittel- und Pharmaindustrie genutzt werden könnte.

Ohne  dieses Getränk wäre für manche der Start in den Tag undenkbar: Kaffee. Jeden Tag werden Millionen Tasse davon getrunken. In Deutschland lag der Pro-Kopf-Kaffeekonsum im Jahr 2010 bei 6,8 Kilogramm (Vgl. Kaffee in Zahlen, 2012). Durchschnittlich trinkt jeder Deutsche über 150 Liter Bohnenkaffee pro Jahr.

Was übrig bleibt

Damit produzieren wir allerdings auch jährlich etwa 20 Millionen Tonnen Kaffeesatz. Obwohl ein Teil des Kaffeesatzes als Dünger Verwendung findet oder gar von manchen als kosmetisches Gesichtspeeling genutzt wird, landet der Großteil jedoch im Müll. Vor allem in Restaurants, Cafeterien und bei der industriellen Herstellung von Instantkaffe fallen dabei große Mengen an.

Kann man den Kaffeesatz nicht sinnvoll im großen Maßstab weiterverwenden? Schließlich enthält der gebrühte Kaffee viele natürliche Antioxidantien, die als sogenannte Radikalfänger die Oxidation von schädlichen freien Sauerstoffradikalen verhindern und diese damit unschädlich machen. Doch wie viele der nützlichen Inhaltsstoffe verbleiben im Kaffeesatz? Und ist die Methode der Kaffeezubereitung dabei relevant? Diesen Fragen ging ein deutsch-spanisches Forscherteam auf den Grund.

Viele Wege führen ans Ziel

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Arabica-Kaffee (Coffea arabica) wird rund um den Äquator angebaut. Er wächst optimal zwischen 1000 und 2000 Metern Höhe und bringt einen Ertrag von ca. 500 bis 3.000 kg pro Hektar.

Arabica-Kaffee (Coffea arabica) wird rund um den Äquator angebaut. Er wächst optimal zwischen 1000 und 2000 Metern Höhe und bringt einen Ertrag von ca. 500 bis 3.000 kg pro Hektar.

Bildquelle: © Fernando Rebelo / Wikimedia.org; CC BY-SA 3.0

Die Wissenschaftler brühten für ihre Untersuchungen Arabica (Coffea arabica) und Robusta-Kaffee (Coffea canephora var. robusta)  auf vier unterschiedliche Arten. Dazu nutzen sie die gebräuchlichsten Kaffeemaschinen: Sie brühten den Kaffee mit einer Filterkaffeemaschine, mit einer Espressomaschine (mit Siebträger), einer Kaffeepresse (auch French Press genannt) und einer Espresso-Kanne für den Herd, die allerdings aufgrund des geringen Drucks genau genommen gar keinen Espresso produziert. Danach analysierten sie den dabei entstandenen Kaffeesatz.

Im Kaffeesatz steckt mehr als man denkt!

Die Wissenschaftler erfassten die Menge an bioaktiven Bestandteilen, die noch im Kaffeesatz enthalten waren. Konkret analysierten sie, ob im Kaffeesatz immer noch Coffein, Chlorogensäuren und braune Kaffeefarbstoffe wie Melanoidine - die bei der Röstung der Kaffeebohnen entstehen - enthalten waren. All diese Stoffe sind Antioxidantien und entfalten eine nachweisliche Wirkung im Körper. Coffein wirkt darüber hinaus noch anregend und kann zu einem wahren Energieschub verhelfen. 

Im Vergleich zum gebrühten Kaffee enthielt auch der Kaffeesatz noch all diese Stoffe - mit Ausnahme des Kaffeesatzes aus der Espresso-Kanne. Dieser enthielt keine nennenswerten bioaktiven Inhaltsstoffe mehr. Bei der Zubereitung in der Kanne waren stattdessen all diese Stoffe in den gebrühten Kaffee übergegangen. Bei den anderen Zubereitungsarten waren jedoch noch knapp 4-8 Milligramm Coffein pro Gramm Kaffeesatz enthalten. Einige Chlorogensäuren waren im Kaffeesatz sogar vier- bis siebenfach höher als im gebrühten Kaffee. 

Wirken sie noch antioxidativ?

Im nächsten Schritt prüften die Forscher, ob die enthaltenen Inhaltsstoffe noch als Antioxidantien aktiv sind und damit noch einen Nutzen für unsere Gesundheit hätten. Wieder waren die Ergebnisse positiv: Alle Kaffeesätze, bis auf den der Espresso-Kanne, waren auch noch als Radikalfänger nutzbar. Durchweg hatten dabei die Kaffeesätze von Arabica-Kaffee eine höhere antioxidative Aktivität als der Kaffeesatz, der aus Robusta Kaffeebohnen gewonnen wurde.

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Kaffeesatz, der bei Filter- und Espressomaschinen anfällt ist reich an Antioxidantien.

Kaffeesatz, der bei Filter- und Espressomaschinen anfällt ist reich an Antioxidantien.

Bildquelle: © American Chemical Society

Zusammenfassend konnten die Forscher also belegen, dass der Kaffeesatz der gebräuchlichsten Kaffeemaschinen (Filter- und Espressomaschinen) als potentielle Quelle von bioaktiven Stoffen mit antioxidativer Wirkung gesehen werden kann.

Alles andere als nutzloser Abfall

So könnte man die Antioxidantien aus dem Kaffeesatz extrahieren und im industriellen Maßstab als Nahrungsergänzungsmittel oder in der Pharmaindustrie nutzen. Auch nachdem man diese Stoffe entnommen hat, kann der Kaffeesatz noch als Dünger für die Landwirtschaft eingesetzt werden. Kaffeesatz enthält viele Nährstoffe und kann Pflanzen mit Stickstoff, Phosphor, Kalium und weiteren Mineralstoffen versorgen. Dieser Recyclinggedanken inspirierte die Caféhaus-Kette Starbucks, die nun ihre Kaffeesätze auf Wunsch kostenlos an Gäste ausgibt. Dabei kann der Kaffeesatz als Dünger für Pflanzen oder den Kompost weiterverwertet werden und als positiver Nebeneffekt reduzieren sich auch die Abfallkosten des Kaffeeproduzenten.

Der Kaffeesatz kann auch in Biomassekraftwerken verheizt und somit energetisch genutzt werden. Zudem gibt es bereits innovative Konzepte den vermeintlichen Abfall als Rohstoff weiterzuverarbeiten: So hat der Designer Sanam Viseux Blumentöpfe aus Kaffeesatz entworfen. Die Töpfe bestehen hauptsächlich aus Kaffesatz und natürlichen Wachsen. Weil Coffein auch Pflanzenschädlinge abwehrt, werden Pflanzen, die in diesen Töpfen wachsen nicht nur mit Nährstoffen beliefert, sondern auch vor Schädlingen wie z.B. Fadenwürmern geschützt.


Quelle:
Bravo, J. et al. (2012): Evaluation of Spent Coffee Obtained from the Most Common Coffeemakers as a Source of Hydrophilic Bioactive Compounds. In: J. Agric. Food Chem., 2012, 60 (51), pp 12565–12573, (Dezember 2012), DOI: 10.1021/jf3040594.

Zum Weiterlesen:

Titelbild: Im Kaffeesatz steckt mehr als man auf den ersten Blick vermutet (Quelle: © Estormiz / Wikimedia.org; gemeinfrei)