Wie sicher ist die Ernte?

Langfristige Ertragsstabilität im Vergleich

25.03.2019 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Beim Vergleich der Anbausysteme ist der Ertrag ein entscheidender Faktor. (Bildquelle: © Schwoaze/Pixabay/CC0)

Beim Vergleich der Anbausysteme ist der Ertrag ein entscheidender Faktor. (Bildquelle: © Schwoaze/Pixabay/CC0)

Konventionelle Landwirtschaft oder Ökolandbau. Wem gehört die Zukunft? Bei der Beantwortung der Frage schaut man oft auf die Höhe der Erträge, selten aber auf deren Stabilität über mehrere Jahre. Eine aktuelle Metaanalyse deutet darauf hin, dass die Schwankungen bezogen auf die produzierte Ertragseinheit im Ökolandbau höher sind als in der konventionellen Landwirtschaft.

Dass der Ökolandbau beim Schutz der Natur, Umwelt und Artenvielfalt im Vorteil ist, liegt auf der Hand. Ebenso dass die Erträge niedriger sind als in der konventionellen Landwirtschaft. Aber wie ist es speziell um die Ertragsstabilität im Langzeitvergleich bestellt? Neben der Ertragshöhe ist auch sie ein wichtiges Bewertungskriterium. Forscher u. a. von der TU-München haben nun 193 Studien untersucht und sind zu einem ersten Ergebnis gekommen.

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Konventionell bewirtschaftete Parzellen auf dem Versuchsgut Dürnast der Technischen Universität München.

Konventionell bewirtschaftete Parzellen auf dem Versuchsgut Dürnast der Technischen Universität München.

Bildquelle: © Samuel Knapp/TUM

Forscher untersuchen absolute und relative Ertragsstabilität

Auf den ersten Blick scheinen die Erträge im Ökolandbau und in der konventionellen Landwirtschaft über mehrere Jahre ähnlichen Schwankungen unterworfen zu sein. „Das hört sich zwar beruhigend an, hat jedoch einen Haken“, gibt Samuel Knapp von der TU-München zu bedenken. Denn wird statt des Jahresertrags die produzierte Einheit zugrunde gelegt, ändert sich das Bild. „Weil die absoluten Ertragsschwankungen ähnlich sind, wirken sich die Schwankungen bei den geringeren Erträgen der Biolandwirtschaft stärker aus. Die sogenannte relative Ertragsstabilität ist im Biolandbau somit geringer“, erklärt Knapp.

Die Ergebnisse  

Nach den Berechnungen der Forscher spielt vor allem die Stickstoff-Düngung eine Rolle. Wenn ökologisch und konventionell bewirtschaftete Felder ähnliche Mengen an Stickstoffdünger erhalten, erhöht dies die Ertragsstabilität. Ähnliches gilt auch für die Phosphat-Düngung. Stabilisierende Wirkung entfaltet außerdem der Anbau von Pflanzen zur Gründüngung.

Konservierende vs. konventionelle Bodenbewirtschaftung

Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler auch, ob und inwiefern die Form der Bodenbearbeitung eine Rolle spielt bei der langfristigen Stabilisierung der Erträge. Hier konnten sie keinen signifikanten Unterschied zwischen konservierender und konventioneller Bodenbearbeitung ausmachen.

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Weizenfeld auf der ökologisch bewirtschafteten Versuchsstation Viehhausen der Technischen Universität München.

Weizenfeld auf der ökologisch bewirtschafteten Versuchsstation Viehhausen der Technischen Universität München.

Bildquelle: © Samuel Knapp/TUM

Lediglich beim Klima stießen die Forscher auf einen interessanten Zusammenhang: So führt eine konservierende Bodenbearbeitung in feuchtem Klima eher zu einem Rückgang der Erträge und der Ertragsstabilität als bei trockenem Klima.

Die Forscher vermuten, dass der Unterschied auf eine bessere Bodenwasserspeicherung und leicht höhere Erträge in trockenem Klima zurückzuführen sei. Bei nassen und schweren Böden würden sich dagegen eine verzögerte Bodenerwärmung, Nährstoffmineralisierung und verminderte Bodenbelüftung negativ auswirken.

Neue Perspektiven in der Diskussion

Die Effekte verschiedener Anbausysteme auf die Zuverlässigkeit der Lebensmittelproduktion ist eine neue Facette in der Diskussion. Die Autoren fordern, sie auch in Zukunft zunehmend zu erforschen. Außerdem weisen sie darauf hin, dass die Züchtung von Pflanzensorten für die ökologische Landwirtschaft noch ausbaufähig sei Auch hier könnten weitere Züchtungsbemühungen die Erträge und die Ertragsstabilität verbessern.

Ganz grundsätzlich heben die Forscher die positiven Effekte des Ökolandbaus und der konservierenden Bodenbearbeitung an mehreren Stellen hervor. Doch plädieren sie deutlich dafür, die Frage nach den Erträgen nicht ganz aus den Augen zu verlieren und zu diskutieren.


Quelle:
Knapp, S., van der Hejden, M. (2019): A global meta-analysis of yield stability in organic and conservation agriculture. In: Nature Communications, Vol. 9, doi:10.1038/s41467-018-0595.

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