„Wir haben Inventur gemacht“

Erster Bodenzustandsbericht zum Weltbodentag veröffentlicht

05.12.2018 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Wie ist der Zustand unserer landwirtschaftlich genutzen Böden? Eine neue Studie gibt darüber Auskunft. (Bildquelle: © Image'in / Fotolia.com)

Wie ist der Zustand unserer landwirtschaftlich genutzen Böden? Eine neue Studie gibt darüber Auskunft. (Bildquelle: © Image'in / Fotolia.com)

Zum heutigen Weltbodentag wurde die erste deutschlandweite und repräsentative Bodenzustandserhebung vom Thünen-Institut für Agrarklimaschutz veröffentlicht. Das überraschende Ergebnis: Über zwei Milliarden Tonnen Kohlenstoff ist in den landwirtschaftlichen Böden Deutschlands gespeichert. Mehr als man erwartet hatte. Der Bericht attestiert Deutschland eine gute Bodenqualität und soll fortan regelmäßig vorgelegt werden.

Wie ist es um die Qualität unserer Böden bestellt? Wieviel Kohlenstoff speichert Deutschland in seinen landwirtschaftlich genutzten Böden? Welchen Effekt hat die landwirtschaftliche Nutzung bezogen auf den Klimawandel? Und wie steht Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern da? Dies sind Fragen, die nun oder in Zukunft mit dem Bodenzustandsbericht geklärt werden können.

Inventur der Kohlenstoffvorräte in Deutschlands landwirtschaftlichen Böden

Durchgeführt wurde die Erhebung vom Thünen-Institut für Agrarklimaschutz im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Für den Bericht wurden im Zeitraum von 2012-2018 über 120.000 Bodenproben von über 3.000 Beprobungspunkten genommen und analysiert. Alle Proben wurden von Mitarbeitern gesammelt und zentral im Labor des Thünen-Instituts ausgewertet. Dadurch sind konsistente und vergleichbare Ergebnisse garantiert. Untersucht wurden die Sauerstoffversorgung, Humusbildung und der Gehalt an organischem Kohlenstoff. Heraus kam eine erste wissenschaftlich fundierte und repräsentative Bestandsaufnahme unserer landwirtschaftlichen Böden.

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Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner bei der Pressekonferenz anlässlich der Übergabe des Abschlussberichtes der Bodenzustandserhebung mit dem Präsidenten des Thünen Instituts, Prof. Dr. Folkhard Isermeyer (rechts), und Prof. Dr. Heinz Flessa vom Institut für Agrarklimaschutz (links).

Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner bei der Pressekonferenz anlässlich der Übergabe des Abschlussberichtes der Bodenzustandserhebung mit dem Präsidenten des Thünen Instituts, Prof. Dr. Folkhard Isermeyer (rechts), und Prof. Dr. Heinz Flessa vom Institut für Agrarklimaschutz (links).

Bildquelle: BMEL/Thomas Trutschel/photothek.net

Das Ergebnis überraschte das Studienteam: Rund 2,5 Milliarden Tonnen organischer Kohlenstoff ist im obersten Meter der deutschen Äcker gespeichert. „Das ist mehr als doppelt so viel organischer Kohlenstoff wie derzeit in allen Bäumen (inclusive Totholz) in den Wäldern Deutschlands bevorratet ist“, schreiben die Autoren in der Studie. Die Ergebnisse belegen, dass landwirtschaftlich genutzte Böden mit Abstand unser größter terrestrischer Speicher von organischem Kohlenstoff sind.

Die Speicherkapazität ist allerdings regional und abhängig vom Bodentypen sehr unterschiedlich. Vor allem Moor- und moorähnliche Böden speichern im Vergleich zu mineralischen Böden ein Vielfaches an organischem Kohlenstoff. Pauschale Aussagen sind daher sehr schwierig. Dennoch kann man sagen, dass Deutschland recht fruchtbare Böden hat.

Hilfe für die Treibhausgas-Emissionsberichterstattung

Mit dem Bodenzustandsbericht liegt nun erstmals eine einheitliche Datengrundlage für die gesamte Bundesrepublik vor. Diese hilft, den Berichtspflichten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen gerecht zu werden. Denn durch die Ratifizierung hat sich Deutschland dazu verpflichtet, die vom Menschen verursachten Treibhausgasquellen und die Kohlenstoffvorräte zu beobachten und die Ergebnisse zu veröffentlichen. 

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner nahm den Abschlussbericht „Bodenzustandserhebung Landwirtschaft“ von Prof. Dr. Heinz Flessa, Institutsleiter des Thünen Instituts für Agrarklimaschutz, und in Anwesenheit des Thünen-Präsidenten Prof. Dr. Isermeyer in Berlin entgegen. „Wir haben Inventur gemacht!“, leitete die Ministerin bei der Übergabe ein. Und weiter: „Die Bodenzustandserhebung ist eine Premiere: Daten und Fakten zeigen, wie bedeutend der Agrarboden für den Klimaschutz und für die Klimaanpassung ist“. Doch nicht die vorhandenen Vorräte sind klimarelevant, sondern die Veränderungen über die Zeit.  

Bodenmonitoring: Kontinuierliche Beobachtung der Bodenqualität

Daher soll von nun an alle zehn Jahre erneut ein Bodenzustandsbericht vorgelegt werden. Denn derzeit habe man nur die Ausgangsbasis ermittelt, erklärte Prof. Flessa. Erst ein kontinuierliches Monitoring macht es möglich, Veränderungen genau zu beobachten, zu bewerten und Ableitungen daraus zu treffen. Hilfreich ist dies beispielsweise auch für nationale Planungen, wie für die im Herbst 2019 angekündigte Ackerbaustrategie, die derzeit vom Bundeslandwirtschaftsministerium ausgearbeitet wird.

Die Beteiligten waren sich einig: Trotz der positiven Ergebnisse dieser Erhebung dürfe man sich jetzt nicht zurücklehnen, sondern müsse verantwortungsvoll handeln. „Landwirtschaft ist Teil der Lösung des Klimawandels!“ bekräftigte Ministerin Klöckner. Da sie aber auch ein Teil des Problems ist, muss hier genau beobachtet werden, wie sich die Werte für Deutschland in Zukunft entwickeln.


Literatur:

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Titelbild: Wie ist der Zustand unserer landwirtschaftlich genutzen Böden? Eine neue Studie gibt darüber Auskunft. (Bildquelle: © Image'in / Fotolia.com)