Deutschlands Wälder weiter im Stress

Waldschadensbericht 2024 zeigt kaum Entspannung

17.06.2025 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Durch Borkenkäferbefall und Trockenheit abgestorbene Fichten auf dem Brocken (Harz) (Bildquelle: © I, ArtMechanic / Wikipedia, CC BY 3.0)

Durch Borkenkäferbefall und Trockenheit abgestorbene Fichten auf dem Brocken (Harz) (Bildquelle: © I, ArtMechanic / Wikipedia, CC BY 3.0)

Ergebnisse der bundesweiten Waldzustandserhebung belegen: Der Erholungsprozess deutscher Wälder stagniert – trotz milderer Witterung.

Rund ein Drittel der Fläche Deutschlands ist von Wald bedeckt – etwa 11,5 Millionen Hektar. Diese Wälder sind nicht nur Lebensraum und Erholungsgebiet, sondern auch ein zentraler Bestandteil des Klimaschutzes. Doch der Zustand unserer Wälder gibt weiterhin Anlass zur Sorge. Auch im Jahr 2024 zeigt die bundesweite Waldzustandserhebung (WZE): Viele Bäume sind geschwächt, Erholung ist kaum in Sicht. Die langfristigen Folgen der Dürrejahre 2018 bis 2020 wirken weiter nach – verschärft durch das Alter der Bäume, Schädlingsbefall und die sich wandelnden Klimabedingungen.

Umfangreiche Erhebung – erschreckende Ergebnisse

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Entwicklung der mittleren Kronenverlichtung seit 1984

Entwicklung der mittleren Kronenverlichtung seit 1984

Bildquelle: © Thünen-Institut für Waldökosysteme, 2025

Die Erhebung 2024 basiert auf der Untersuchung von 9.816 Probebäumen an 409 Standorten in ganz Deutschland. Es wurden 38 Baumarten erfasst. Das Hauptaugenmerk liegt auf den vier häufigsten Baumarten: Fichte, Kiefer, Buche und Eiche, die zusammen rund 80 % des Bestands ausmachen.

Zentraler Bewertungsmaßstab ist der Kronenzustand – ein bewährter Indikator für die Vitalität von Bäumen. Dabei gilt: Je lichter die Baumkrone, desto größer der Stress oder Schaden.

Das Ergebnis:

  • Nur 21 % der Bäume zeigen keine sichtbare Kronenverlichtung.
  • 43 % befinden sich in der „Warnstufe“ mit leichter Verlichtung (11–25 %).
  • 36 % weisen eine deutliche Kronenverlichtung (26–60 %) auf.

Besonders betroffen sind ältere Bäume: Bei den über 60-Jährigen liegt der Anteil mit deutlicher Verlichtung bei 43 %, bei jüngeren Bäumen nur bei 16 %.

So geht es den Hauptbaumarten

Fichte
Zwar ist die mittlere Verlichtung leicht von 28,6 % auf 27,2 % gesunken, dies liegt aber teils am flächendeckenden Absterben geschädigter Fichten. Diese werden bei der Stichprobe durch jüngere Bäume ersetzt, was die Werte verbessert, ohne die tatsächliche Lage zu entschärfen.

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Starke Kronenverlichtung bei Kiefern.

Starke Kronenverlichtung bei Kiefern.

Bildquelle: © Gemeinfrei / Wikipedia

Kiefer
Die Kiefer weist mit einer mittleren Verlichtung von 22,5 % weiterhin den besten Zustand der Hauptbaumarten auf. Seit 2019 ist jedoch auch bei ihr ein negativer Trend sichtbar.

Buche
Die empfindliche Buche hat sich leicht verbessert: Der Anteil der völlig ungeschädigten Bäume stieg von 15 auf 18 %. Dennoch bleiben 46 % der Bäume deutlich geschädigt, mit einer konstant hohen mittleren Verlichtung von 28,5 %.

Eiche
Die Eiche ist in diesem Jahr die am stärksten betroffene Baumart:

  • 51 % der untersuchten Bäume zeigen deutliche Schäden.
  • Die mittlere Kronenverlichtung stieg auf 29,3 % – ein Negativrekord.
  • Nur 16 % der Eichen gelten als ungeschädigt.

Verantwortlich sind vor allem Insekten- und Pilzbefall, etwa durch den Eichenprachtkäfer. Da Eichen meist sehr alt sind, sind sie besonders anfällig für biotische (z. B. Schädlinge) und abiotische (z. B. Hitze) Stressfaktoren.

Wälder und Klima – eine wechselseitige Beziehung

Die Wälder reagieren besonders sensibel auf die Folgen des Klimawandels – und sind zugleich selbst zentrale Akteure im Klimaschutz. Denn sie speichern große Mengen Kohlenstoff:

  • In lebenden Bäumen sind derzeit 1,184 Milliarden Tonnen CO₂ gebunden.
  • Im Totholz stecken weitere 46,1 Mio. Tonnen.
  • Im Waldboden bis 90 cm Tiefe sind sogar über 850 Mio. Tonnen Kohlenstoff gespeichert – mehr als in den Bäumen selbst.

Durch die Verwendung von Holz in langlebigen Produkten wie Möbeln oder Häusern wird der gebundene Kohlenstoff über Jahrzehnte konserviert. Wird Holz zudem als Ersatz für CO₂-intensive Materialien wie Stahl oder Beton verwendet, hilft das zusätzlich, Emissionen zu senken.

Doch seit 2017 verzeichnet Deutschland einen Rückgang der lebenden Biomasse – der Wald wird zunehmend zur CO₂-Quelle. Das macht seinen Schutz umso dringlicher.

Fazit: Wälder brauchen gezielte Unterstützung

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Waldzustand - Vier von fünf Bäumen sind krank.

Videoquelle: © BR24 / YouTube

Die Waldzustandserhebung 2024 zeigt: Der deutsche Wald steht weiterhin unter erheblichem Druck. Vor allem ältere Bäume und Eichen sind schwer geschädigt. Zwar gab es in den letzten beiden Jahren keine neuen Extremwetterereignisse – doch die Schäden der Vergangenheit wirken fort. Eine echte Erholung ist nicht in Sicht.

Der Schutz und die Anpassung unserer Wälder an den Klimawandel sind daher entscheidende Zukunftsaufgaben. Dazu gehören:

  • Der Umbau zu klimaresilienteren Mischwäldern,
  • die Förderung artenreicher Aufforstung,
  • sowie der gezielte Schutz vor Schädlingen und Trockenstress.

Denn nur wenn es gelingt, die Wälder widerstandsfähiger zu machen, können sie auch weiterhin ihre vielfältigen Funktionen erfüllen – als Lebensraum, Erholungsort, Holzlieferant und Klimaschützer.


Quelle:
Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2024 (Herausgeber: Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) Referat 515 – Nachhaltige Waldbewirtschaftung, Mai 2025)

Zum Weiterlesen auf Pflanzenforschung.de:

Titelbild: Durch Borkenkäferbefall und Trockenheit abgestorbene Fichten auf dem Brocken (Harz) (Bildquelle: © I, ArtMechanic / Wikipedia, CC BY 3.0)