Die Einzigartigkeit Europas Pflanzenwelt geht verloren

08.01.2010 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

(Quelle: © iStockphoto.com/ Cortena)

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Wissenschaftler des DAISIE-Forschungsprojekts warnen in der aktuellen Online-Ausgabe des Fachblatts Proceedings of the National Academy of Science of the USA (PNAS), dass die Einzigartigkeit Europas Pflanzenwelt verloren geht.

Begründet sehen sich die Forscher in der stetig steigenden Anzahl von Artenzahlen durch das Einwandern neuer Pflanzenarten. Dies hat zur Folge, dass sich die Pflanzengemeinschaften (Floren) immer ähnlicher werden und dass, schlimmer noch, seltene, einheimische Pflanzenarten aussterben. Auch die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen verschiedenen Gegenden werden sich immer ähnlicher. Die sogenannte biologische Homogenisierung verteilt sich demnach immer stärker in Europa. Analog zu diesen Entwicklungen zeigten die Forscher auch, dass die Artenvielfalt in allen Regionen Europas aufgrund der hohen Zahlen eingeschleppter Arten ansteigt. Dies ist aber wiederum eher ein Indiz dafür, dass Europa eine stetig wachsende Vermischung der Pflanzenarten bevorsteht. Die Forscher des DAISIE-Projekts benutzten für ihre Untersuchungen Daten der eingewanderten Pflanzen (DAISIE-Datenbank), Daten ausgestorbener Arte und Daten der europäischen Pflanzengemeinschaft. 1.600 neue, nicht aus Europa stammende Pflanzenarten sind seit Beginn des 16. Jahrhunderts zu den ca. 11.000 heimischen Pflanzenarten hinzugekommen. Besonders hervorzuheben sind die Untersuchungen der ausgestorbenen Pflanzenarten. Ca. 500 regionale Pflanzenarten sind ausgestorben, wohingegen nur zwei europäische Pflanzenarten per Definition als ausgestorben gelten.

Die Studienergebnisse zeigen aber auch weitere, analog verlaufende Entwicklungen. Neben der Abnahme der Anzahl der Vielfalt zwischen den Artengemeinschaften, sinkt auch die Vielfalt der Verwandtschaftsverhältnisse. Dies kann im Zuge des derzeitigen globalen Wandels große Schwierigkeiten mit sich führen. Phylogenetische (Vielzahl an genetischem Material) und taxonomische (Verwandtschaftsverhältnisse) Vielfalt bietet Entwicklungs- und Anpassungsraum, damit sich Pflanzen dem globalen Wandel erfolgreich anpassen können. Man stelle sich Monokulturen vor, die bedingt durch Gleichheit durch einen einzigen Schädling vernichtet werden könnten. Verschwindet demnach diese Vielfalt, wird Europa in punkto Pflanzenvielfalt weiter verarmen. 

Im Fazit zeigen die Studien, dass die biologische Verarmung durch Arteneinschleppung und Artensterben eine Folge des globalen Wandels ist. Die Umwelt steht vermehrt Belastungen wie beispielsweise Urbanisierung, zunehmende Verkehrsaufkommen, Intensivierung der Landwirtschaft gegenüber, die das Verschwinden von Pflanzenarten rapide begünstigen.


Publikation:
Winter et al. (2009). Losing uniqueness: Plant extinctions and introductions lead to phylogenetic and taxonomic homogenization of the European flora. Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA (PNAS) (abstract).