Die feminine Seite der Walnussbäume

22.02.2010 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

(Quelle: © Carsten Nadale / www.pixelio.de)

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Ein internationales Forscherteam machte eine überraschende Entdeckung: In Blättern von Walnussbäumen wurde das weibliche Geschlechtshormon Progesteron gefunden. Haben Walnussbäume eine feminine Seite? Sind Pflanzen und Säugetiere doch näher verwandt, als bisher vermutet?

Bislang gingen Wissenschaftler davon aus, dass nur Menschen und Tiere das weibliche Hormon Progesteron herstellen können. Besonders in der Schwangerschaft wird das Hormon in großen Mengen erzeugt.  Progesteron bereitet eine mögliche Befruchtung der Eizelle vor und übernimmt die komplette Steuerung der Schwangerschaft. Als unmittelbar zugänglich ist es dem Menschen in synthetischer Form. Die Antibabypille weist einen hohen Progesterongehalt auf.

Guido Pauli von der University of Illinois war überrascht, als sein Forscherteam die „Hormonentdeckung“ machte. Seine Überraschung kam nicht überraschend, denn bislang „lag es nicht einfach auf der Hand“, dass dieses Hormon auch bei Pflanzen ausgeschüttet wird. Zwar konnte bereits früher ein Nachweis über progesteronähnliche Substanzen in Pflanzen erbracht werden, der Botenstoff selbst jedoch blieb unentdeckt. Das Forscherteam aus Illinois kam dem weiblichen Hormon auf die Spur, als sie Blätter von Walnussbäumen mit  Magnetresonanzspektroskopie und Massenspektroskopie untersuchten. Weiter entdeckten sie in Hahnenfußgewächsen fünf bisher unbekannte Hormone, die eng mit Progesteron verwandt sind.

Auch auf die Frage warum Progesteron in Blättern des Walnussbaumes zu finden ist, haben die Forscher eine Vermutung parat: Das Hormon ist wohl ein sehr ursprünglicher Bioregulator, der vor Milliarden von Jahren in Ur-Pflanzen entstanden ist. Ist diese Annahme korrekt, so ist das Hormon wohl früher evolutionär anzusiedeln als Tiere und moderne Pflanzen.


Quelle:
Guido Pauli (University of Illinois, Chicago) et al.: Jounal of Natural Products, Online, doi: 10.1021/np9007415.

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Titelbild: (Quelle: © Carsten Nadale / www.pixelio.de)