Düstere FAO-Prognose

Klimawandel halbiert Fläche für Weizenanbau

18.06.2025 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Weizen deckt rund 20 % des weltweiten Kalorienbedarfs – doch der Klimawandel bedroht seine Anbauflächen. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte die optimal geeignete Fläche weltweit um die Hälfte schrumpfen. (Bildquelle: © Michael Gäbler / Wikipedia, CC BY-SA 3.0)

Weizen deckt rund 20 % des weltweiten Kalorienbedarfs – doch der Klimawandel bedroht seine Anbauflächen. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte die optimal geeignete Fläche weltweit um die Hälfte schrumpfen. (Bildquelle: © Michael Gäbler / Wikipedia, CC BY-SA 3.0)

Neue Daten zeigen: Die globale Landwirtschaft steht vor tiefgreifenden Umbrüchen. Besonders betroffen ist der Weizen – eine der wichtigsten Nahrungspflanzen der Welt.

Weizen ist das Brotgetreide der Menschheit. Doch sein Anbau wird zunehmend schwieriger. Laut aktuellen Analysen der Welternährungsorganisation FAO und einer umfassenden Studie von Forschenden um Vhiny-Guilley Mombo (2025) könnten sich die klimatisch optimal geeigneten Flächen für Weizen bis zum Jahr 2100 halbieren. Auch andere Kulturen wie Kaffee, Bohnen, Maniok oder Kochbananen sind betroffen. Die Ursachen: Hitze, unregelmäßige Niederschläge und extreme Wetterereignisse nehmen zu – mit weitreichenden Folgen für Erträge, Anbaugebiete und globale Handelsströme.

Eignung für den Anbau nimmt ab

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Kaffee ist für Millionen Menschen die wirtschaftliche Lebensgrundlage.

Kaffee ist für Millionen Menschen die wirtschaftliche Lebensgrundlage.

Bildquelle: © Thomas Schoch, eigenes Werk / Wikipedia, CC BY-SA 3.0

Die FAO hat ihre Geodaten-App „ABC-Map“ kürzlich mit einem neuen Indikator ausgestattet, der zeigt, wie sich die Anbaueignung für wichtige Kulturpflanzen im Lauf des Jahrhunderts entwickeln könnte. Die Prognosen basieren auf einer Kombination aus Temperatur, Niederschlag und Wasserverfügbarkeit während der Vegetationsperiode. Das Fazit: Schon heute schrumpfen vielerorts die optimalen Bedingungen – besonders für Weizen und Bohnen in Nordamerika und Europa, aber auch für Kaffee in tropischen Regionen.

Die zugrunde liegende Studie wertete Klimadaten und Ertragspotenziale von neun Schlüssel-Kulturen aus. Sie zeigt: Bereits jetzt nimmt der Anteil an Flächen mit optimaler Anbaueignung für fünf dieser Kulturen deutlich ab. Für Weizen betrifft dies insbesondere zentrale Anbaugebiete in Europa, den USA und China. Gleichzeitig gibt es kaum neue Flächen, die diesen Verlust ausgleichen könnten – auch nicht in Richtung Norden, wo steigende Temperaturen theoretisch neue Potenziale eröffnen könnten.

Anpassung gefragt – doch nicht überall möglich

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Maniok ist für die Ernährung in Afrika, Asien und Lateinamerika lebenswichtig – doch bis 2100 droht durch den Klimawandel ein Verlust von bis zu 50 % der optimalen Anbauflächen. Das gefährdet Ernährungssicherheit und Existenzgrundlagen in besonders verletzlichen Regionen.

Maniok ist für die Ernährung in Afrika, Asien und Lateinamerika lebenswichtig – doch bis 2100 droht durch den Klimawandel ein Verlust von bis zu 50 % der optimalen Anbauflächen. Das gefährdet Ernährungssicherheit und Existenzgrundlagen in besonders verletzlichen Regionen.

Bildquelle: © David Monniaux, eigenes Werk / Wikipedia, CC BY-SA 3.0

Drei Optionen stehen zur Verfügung, um diesen Verlust auszugleichen: Verlagerung der Anbaugebiete, Ausweitung der Flächen – oder Anpassung durch technische Maßnahmen. Doch jede dieser Strategien hat ihre Grenzen. Die Verlagerung ist oft durch politische oder ökologische Faktoren begrenzt, etwa durch Naturschutzgebiete oder Konkurrenz mit städtischer Nutzung. Auch die Rodung von Wäldern zur Schaffung neuer Anbauflächen ist keine nachhaltige Lösung – im Gegenteil, sie würde das Klimaproblem verschärfen.

Technische Anpassungsmaßnahmen wie Bewässerung, Drainage oder Schattierung versprechen mehr Erfolg. Simulationen zeigen: Mit gezielter Bewässerung ließe sich der Anteil an optimal geeigneten Flächen deutlich erhöhen – bei einigen Kulturen von 5 % auf bis zu 50 %. Für Weizen, Mais und Reis sind die Effekte besonders groß. Allerdings sind solche Maßnahmen teuer, ressourcenintensiv und nicht überall umsetzbar.

Folgen für Märkte und Ernährungssicherheit

Die abnehmende Eignung für den Anbau wichtiger Kulturen wirkt sich nicht nur lokal aus, sondern hat globale Folgen. Schon heute ist Weizen zentraler Bestandteil der Ernährung in vielen Ländern – als Brot, Pasta oder Backware. Ein Rückgang der Anbauflächen könnte Preissteigerungen und Verteilungskonflikte verschärfen. Besonders betroffen wären einkommensschwache Staaten, die stark von Importen abhängig sind.

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Bewässerung kann klimabedingte Ertragseinbußen abfedern – doch sie ist teuer und angesichts zunehmender Wasserknappheit nicht überall umsetzbar. Die Studie warnt: Ohne nachhaltige Anpassung droht ein massiver Verlust optimaler Anbauflächen.

Bewässerung kann klimabedingte Ertragseinbußen abfedern – doch sie ist teuer und angesichts zunehmender Wasserknappheit nicht überall umsetzbar. Die Studie warnt: Ohne nachhaltige Anpassung droht ein massiver Verlust optimaler Anbauflächen.

Bildquelle: © Sebastianjude /Wikipedia, CC BY-SA 3.0

Gleichzeitig geraten klassische Exportnationen wie Indien (bei Reis) oder Brasilien (bei Kaffee) unter Druck – denn ihre Anbauflächen verlieren an Qualität. Eine Umstellung auf andere, besser geeignete Kulturen ist möglich, aber nicht von heute auf morgen machbar. Und nicht alle Regionen profitieren: Während etwa Reisanbau in Teilen Afrikas zunächst zunehmen könnte, sinkt die Eignung in Indien schon bis Ende des Jahrhunderts deutlich – mit potenziellen Auswirkungen auf den Welthandel.

Fazit: Anpassung allein reicht nicht

Die Studie macht deutlich: Ohne entschlossene Klimaschutzmaßnahmen droht ein massiver Verlust an landwirtschaftlicher Produktivität. Technische Anpassung kann helfen, reicht aber langfristig nicht aus. Um Ernährungssicherheit weltweit zu sichern, braucht es neben innovativen Lösungen in der Landwirtschaft vor allem eines: eine rasche und umfassende Reduktion der Treibhausgasemissionen. Nur so lässt sich verhindern, dass der Weizen – und viele andere Kulturen – aus unseren Breitengraden verdrängt werden.


Quellen:

Zum Weiterlesen auf Pflanzenforschung.de:

Titelbild: Weizen deckt rund 20 % des weltweiten Kalorienbedarfs – doch der Klimawandel bedroht seine Anbauflächen. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte die optimal geeignete Fläche weltweit um die Hälfte schrumpfen. (Bildquelle: © Michael Gäbler / Wikipedia, CC BY-SA 3.0)