Erbsen auf Achterbahnfahrt
Wie Forschende Burger aus Erbsen, Pilzen, Algen und Insekten entwickeln – und dabei die Landwirtschaft neu denken

Die förderbandbasierte OrbiPlant® Technologie ermöglicht eine platzsparende Anbauweise. (Bildquelle: © Fraunhofer IME)
Fleischlos, futuristisch und voller Geschmack: Im Projekt „FutureProteins“ entwickeln Forschende nachhaltige Eiweißquellen aus Erbsen, Pilzen, Algen und Insekten – und zeigen, wie Indoor-Farming und Kreislaufwirtschaft die Ernährung der Zukunft revolutionieren könnten.
Die Zukunft schmeckt anders – und wächst in der Halle. Statt saftiger Rindersteaks gibt es bald fleischfreie Burger aus Pilzen und Erbsen, statt Wurstbrötchen vielleicht ein knuspriges Insektenbrot. Klingt gewöhnungsbedürftig? Vielleicht. Aber auch vielversprechend. Denn was Forscherinnen und Forscher im Fraunhofer-Leitprojekt „FutureProteins“ auf die Beine stellen, könnte ein echtes Rezept gegen Klimakrise, Ressourcenknappheit und Hunger in einer wachsenden Weltbevölkerung sein.
Eiweiß ohne Stall und Acker

Das hoch flexible Vertical Farming-System OrbiPlant® kann Pflanzen unterschiedlicher Art kontinuierlich sowie völlig unabhängig von Wetter, Tages- und Jahreszeit bereitstellen.
Bildquelle: © Fraunhofer IME
Sechs Fraunhofer-Institute haben sich zusammengetan, um eines der drängendsten Probleme der Ernährung zu lösen: Wie lassen sich hochwertige Proteine klimafreundlich, platzsparend und unabhängig von Wetter, Saison oder Bodenqualität erzeugen? Die Antwort: mit cleveren Indoor-Farms. In sogenannten Vertical- oder Insect-Farming-Anlagen, in Bioreaktoren für Pilze oder Photobioreaktoren für Algen wachsen neue Eiweißlieferanten – sauber, effizient und ganz ohne Pestizide.
Das Besondere: Die Anlagen sind als geschlossener Kreislauf gedacht. Was bei der Verarbeitung von Pflanzen oder Insekten übrigbleibt, wird weiterverwendet. Aus Kartoffeltrester aus anderen Produktionslinien wird beispielsweise Pilzfutter, stickstoffreiche Reste aus der Insektenzucht düngen wiederum Pflanzen.
Die Erbsen fahren Achterbahn
Besonders futuristisch klingt das Indoor-Gemüsekarussell OrbiPlant®: Hier wachsen Erbsen nicht einfach in Töpfen, sondern fahren auf einem wellenförmigen Förderbandsystem rauf und runter. Das spart Platz, senkt den Energieverbrauch und sorgt mit gezielter Belichtung dafür, dass keine Pflanze überhitzt. Bewässert wird übrigens nicht mit Schlauch oder Sprinkler, sondern per Aeroponik – also durch Nährstoffnebel direkt an der Wurzel. Das spart Wasser und lässt die Pflanzen ganz ohne Erde gedeihen.
Burger mit Pilz und Biss

Die am Fraunhofer IVV entwickelten veganen Fleischalternativen kombinieren unterschiedliche Proteinquellen wie Erbsen und Pilze. Das Resultat sind besonders saftige Burgerpatties mit verbessertem Nährwertprofil.
Bildquelle: © Fraunhofer IVV
Doch was bringt das alles für den Geschmack? Eine ganze Menge. Im Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) haben Lebensmitteltechnolog:innen aus den verschiedenen Proteinquellen kulinarische Prototypen entwickelt: Burgerpatties aus Erbsen und Pilzmyzel, glutenfreies Insektenbrot, Algen-gefüllte Teigtaschen oder pflanzliches Softeis. Das Ziel: gute Nährwerte, wenig Zusatzstoffe – und ein Geschmack, der auch Skeptiker überzeugt.
Die Pilz-Erbsen-Burger etwa kommen ganz ohne künstliche Aromen oder Gelbildner aus – und bleiben trotzdem saftig, würzig und bissfest.
Neben dem Geschmack zählt aber auch die Funktion: Die Proteinkombinationen werden sensorisch, technologisch und ernährungsphysiologisch untersucht – damit am Ende Produkte entstehen, die nicht nur lecker, sondern auch gesund und alltagstauglich sind. Ob Massenmarkt oder Nische: Die neuen Lebensmittel sollen bald auch „industriefähig“ werden.
Quelle:
Fraunhofer-Leitprojekt »FutureProteins« (Fraunhofer-Gesellschaft - Forschung Kompakt, 05. Mai 2025)
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Titelbild: Die förderbandbasierte OrbiPlant® Technologie ermöglicht eine platzsparende Anbauweise. (Bildquelle: © Fraunhofer IME)