Erste Eigenentwicklung eines Schwellenlandes: Brasilianische gv-Bohne zugelassen

29.09.2011 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Bohnen sind ein Grundnahrungsmittel in Brasilien. (Quelle: © iStockphoto.com/ modesigns58)

Bohnen sind ein Grundnahrungsmittel in Brasilien. (Quelle: © iStockphoto.com/ modesigns58)

Die brasilianische Kommission für biologische Sicherheit hat die erste vollständig in Brasilien entwickelte gentechnisch veränderte Pflanze zugelassen. Die gv-Bohne, die vom brasilianischen Agrarforschungsinstitut Embrapa gezüchtet wurde, ist resistent gegen das in Südamerika weit verbreitete Golden Mosaic Virus.

Das Golden Mosaic Virus ist eine in Südamerika weit verbreitete Pflanzenkrankheit. Sie wird durch die Mottenschildlaus übertragen und befällt zahlreiche Bohnenarten. Der Virus wird für bis zu 85% der Ernteausfälle beim brasilianischen Bohnenanbau verantwortlich gemacht. Brasilien ist der weltgrößte Erzeuger und Konsument von Bohnen. Sie sind eines der Hauptnahrungsmittel der brasilianischen Bevölkerung und die wichtigste Quelle für pflanzliches Eiweiß, Eisen und viele Vitamine. Der Bohnenanbau ist zudem ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Region. Vor allem Kleinbauern profitieren vom Bohnenanbau: 80% der Produktion stammen von Anbauflächen mit weniger als 100 Hektar.

Große Hoffnungen auf kleine Bohne gesetzt 

Wissenschaftler des öffentlich finanzierten brasilianischen Agrarforschungsinstituts Embrapa haben eine gentechnisch veränderte Gartenbohne (Phaseolus vulgaris) entwickelt, die gegen den Golden-Mosaic-Virus resistent ist. Die Bohne wurde genetisch so verändert, dass sie eine spezielle RNA-Sequenz bildet, die nach einem Virus-Befall ein für die Vermehrung der Viren notwendiges Gen blockiert. Die Ausbreitung der Krankheit wird so verhindert. Bei Versuchen zeigten über 90% der „immunisierten“ Bohnen keine Krankheitssymptome.

Die gv-Bohne wurde kürzlich von der brasilianischen Kommission für biologische Sicherheit (National Technical Commission on Biosafety, CTNBio) als sicher bewertet. Vor einer Marktfreigabe muss noch die Regierung zustimmen und entsprechende Sorten genehmigen. Ab 2014 könnte das Saatgut der gv-Bohne auf dem brasilianischen Markt erhältlich sein. Erfüllt die neue Sorte auch die international geltenden Richtlinien zur biologischen Sicherheit von gv-Pflanzen, so könnte die virusresistente Bohne bald auch auf anderen Märkten vertrieben werden. Inwieweit die Entwickler bereits auf eine internationale Zulassung der Sorte hinarbeiten, ist nicht bekannt. 

Landwirte sollen profitieren

Die virusresistente Gartenbohne ist die erste zu 100% brasilianische gv-Züchtung. Bisher hatten die Wissenschaftler von Embrapa andere Projekte zu gv-Zuckerrohr oder gv-Sojabohnen stets zusammen mit ausländischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen bearbeitet. Das nun eine öffentliche Forschungseinrichtung eine für die regionale Landwirtschaft bestimmte Entwicklung vermelden kann, erfüllt die brasilianischen Forscher und Behörden mit Stolz. Die heimischen Landwirte und die Verbraucher sollen von der neuen Bohne profitieren.

Die brasilianische gv-Gartenbohne beweist, dass nicht nur die multinationalen Konzerne, sondern auch regionale Akteure mit den Mitteln der modernen Pflanzenbiotechnologie marktreife Produkte entwickeln können. Soll die neuartige Züchtung nicht nur regional gehandelt werden, müssen die langwierigen und kostspieligen weltweiten Regularien und Zulassungsprozesse durchlaufen werden. Wie kleinere Firmen oder Organisationen die dabei entstehenden Kosten von zweistelligen Millionenbeträgen bewältigen können, wird sich zeigen müssen. 

Bohnen sind die bedeutendste pflanzliche Eiweißquelle in Brasilien. Sie sind zudem eine wichtige Alternative für tierisches Eiweiß und ein proteinreiches Tierfutter. Gerade in Schwellenländern muss sich neben der industriellen Produktion auch die landwirtschaftliche Wertschöpfung steigern, um die in der Regel in diesen Ländern wachsende Bevölkerung ausreichend und stabil mit Lebensmitteln zu versorgen. Transgene Pflanzen können ein Baustein in einem komplexen technologischen Geflecht von Lösungsansätzen sein. Vor allem dann, wenn mit deren Hilfe der Anteil wichtiger Inhaltsstoffe erhöht oder eine nachhaltigere Produktion mit geringerem Ressourceneinsatz unterstützt wird. 


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