Gentechnisch veränderte Industriekartoffel erhält Zulassung

03.03.2010 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Einige Kartoffeln werden nicht  zum Verzehr angebaut, sondern sind reine Industriekartoffeln. (Quelle: © iStockphoto.com/Long Tran The)

Einige Kartoffeln werden nicht zum Verzehr angebaut, sondern sind reine Industriekartoffeln. (Quelle: © iStockphoto.com/Long Tran The)

Nach 13 Jahren wurde die Stärkekartoffel Amflora der BASF in Europa zum kommerziellen Anbau zugelassen. Die Kartoffel stellt keine Gefahr für Mensch, Tier und Umwelt dar, bestätigte der Europäische Kommissar für Gesundheits- und Verbraucherschutz, John Dalli.

Damit folgt Dalli einer Empfehlung der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA. Diese hatte mehrfach die Kartoffel als sicher eingestuft. Kritiker weisen auf mögliche Langzeiteffekte hin, z.B. die Herausbildung von Resistenzen gegen Antibiotika. Mit der Zulassung der Amflora Kartoffel ist erstmalig ein Entwicklung aus europäischen Laboren für den kommerziellen Anbau genehmigt wurden. Entwickelt wurde die Kartoffelsorte Amflora von der BASF Plant Science, einem Tochterunternehmen der BASF. Die ursprüngliche Anmeldung zum Anbau erfolgte vor 13 Jahren. 

Die Kartoffel  ist nicht für den Verzehr bestimmt, sondern als Industriekartoffel soll diese nachwachsende Rohstoffe für die Papier-, Garn- und Klebstoffindustrie liefern. Das besonderen an Amflora ist, dass diese reine Amylopektinstärke bildet. Herkömmliche Kartoffeln produzieren ein Stärkegemisch aus Amylopektin und Amylose. Durch das Ausschalten eines Gens welches für das Enzym „Stärkesynthase“ kodiert, wird die Amylosebildung blockiert. Eine spiegelbildliche Kopie des Gens ("Antisense") wurde hierfür stabil in die Erbsubstanz der Kartoffel eingebaut, wodurch die Bildung des Enzyms blockiert wird. 

In der industriellen Weiterverarbeitung müssen beide Stärkefraktionen normalerweise voneinander getrennt werden. Ein nicht nur zeit- sondern auch energie- und wasseraufwändiger Prozess. Reines Amylopektin geliert nicht, so dass Papier glänzender wird und Klebstoffe aber auch Beton länger verarbeitet werden können. Industrielle Prozesse werden optimiert. Von einer genehmigten Verwendung der Reststoffe aus der Stärkegewinnung als Tierfutter sieht die BASF ab. Diese werden ausschließlich zur Erzeugung von Bioenergie genutzt, so die BASF. 

Einen anderen Weg die Bildung beider Stärkefraktionen zu reduzieren stellt der TILLING Ansatz der Firma Bioplant in Ebsdorf oder die Nutzung der in der Natur vorkommenden Diversität dar. So gibt es in den Anden Wildkartoffeln die vor allem Amylopektin bilden. Allerdings sind diese Wildpflanzen weniger für den Feldanbau geeignet. Diesen Pflanzen fehlen wichtige agronomische Eigenschaften wie Resistenzen oder Ertragspotenzial. Pflanzenzüchter sehen in der klassischen Züchtung, der Nutzung der natürlichen Vielfalt, dem TILLING Ansatz oder der Nutzung der Gentechnik komplementäre Ansätze genetische Diversität zu erhöhen, um Kulturpflanzen zu optimieren. 

Mit der Amflora genehmigte die Europäische Kommission erstmals seit 12 Jahren den Anbau einer gentechnisch veränderten Pflanze. Zusammen mit dem Mais Mon 810 des US Konzerns Monsanto ist die Amflorakartoffel die zweite in Europa zum kommerziellen Anbau zugelassene gentechnisch veränderte Feldfrucht. Andere mit Hilfe der Gentechnik veränderte Pflanzen dürfen in der EU lediglich zu Versuchszwecken angebaut oder importiert werden.