Kleinbauern profitieren vom Agrarwaldbau

18.04.2011 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Agrarwaldbau (Quelle: © Marco Schmidt / wikimedia.org; CC-BY-SA 2.5)

Agrarwaldbau (Quelle: © Marco Schmidt / wikimedia.org; CC-BY-SA 2.5)

Während in Deutschland Investitionskosten sogenannte Kurzumtriebsplantagen erschweren, wachsen weltweit bereits auf einer Milliarde Hektar Ackerpflanzen und Bäume auf den selben Flächen – speziell bei Kleinbauern.

Die Holzproduktion auf Ackerflächen ist kein ganz neues Konzept, genau genommen wachsen Bäume seit Tausenden von Jahren auf Feldern. In letzter Zeit allerdings gewinnt der Agrarwaldbau, meist englisch als Agroforestry bezeichnet, immer mehr Befürworter. Anlässlich des Internationalen Jahres der Wälder hat unlängst Dennis Garrity, Generaldirektor des World Agroforestry Centres, eine Zwischenbilanz gezogen, die beeindrucken kann: Mehr als eine Milliarde Hektar Ackerflächen sind mittlerweile zu mindestens zehn Prozent mit Bäumen bewachsen, auf 160 Millionen Hektar liegt der Anteil sogar über 50 Prozent. In Südostasien und Mittelamerika bedecken Bäume ein Drittel des gesamten Ackerlands. In Indien und Kenia stammt der Großteil der Holzernte aus der Landwirtschaft.

Wesentlich motiviert wird diese Entwicklung vom Klimawandel. Landwirtschaftliche Systeme, die Bäume integrieren, steigern die Gesamtproduktivität und das Einkommen umso deutlicher, wenn Dürrephasen häufiger werden. Gleichzeitig sind Bäume dadurch attraktiv, dass sie den negativen Einfluss der Landwirtschaft auf das Klima verringern, indem sie Kohlendioxid binden.

Ertragssicherheit und Ertragssteigerung

Bäume können den Boden regenerieren und die Fruchtbarkeit erhöhen. In Teilen Afrikas hat sich auf diese Weise die Getreideernte verzwei- bis dreifacht. Der Anabaum, ein Mimosengewächs, wächst heute auf Millionen Hektar Ackerland in Niger in Dichten von 200 Bäumen je Hektar, und hat den Maisertrag deutlich gesteigert. In Sambia verbesserte der Anabaum die Ernte sogar um den Faktor vier, indem die höhere Bodenfeuchtigkeit und das bessere Mikroklima Ernteverluste in trockenen Jahren und Wasserrückstau nach zu viel Regen verhindern. Ähnliches geschieht in Malawi, wo Gliricidia-Bäume ähnlich wie der Anabaum an ihren Wurzeln Stickstoff fixieren, den Boden düngen und die Maisernte verdreifachen. In Südasien befördert seit Februar 2011 das South Asia Network of Evergreen Agriculture die Ausbreitung des Agrarwaldbaus.

Vielerorts profitieren Menschen auch von den Früchten der Bäume: Obstbäume haben das Einkommen von Kleinbauern in Kamerun vervierfacht. In Tansania verkaufen Bauern die Samen des Talgbaums an Margarinehersteller. Auf Teeplantagen in Kenia dienen die Bäume als Schattenspendern und generieren später zusätzlichen Ertrag durch ihr Holz. Die Verek-Akazie, der Lieferant von Gummi arabicum, wächst im Sudan primär im Agrarwaldbau.

Und noch zwei Vorteile bietet das Anbausystem armen Kleinbauern: Holzabfälle können sie als Brennstoff nutzen, und wer Obstbäume pflanzt, besitzt eine zusätzliche Absicherung gegen Hungerzeiten.