Kuriose Pflanzenwelt: Hydnora africana

Die „Außerirdische“ in Afrikas Wüsten

02.12.2024 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Ihre Blüten sehen aus wie ein gefräßiges Maul: Hydnora africana. Einen deutschen Namen besitzt diese Pflanze nicht, Einheimische nennen sie Hondstong – das Wort für Hundezunge in Afrikaans.(Bildquelle: © Seth / Wikimedia, CC BY 4.0)

Ihre Blüten sehen aus wie ein gefräßiges Maul: Hydnora africana. Einen deutschen Namen besitzt diese Pflanze nicht, Einheimische nennen sie Hondstong – das Wort für Hundezunge in Afrikaans.(Bildquelle: © Seth / Wikimedia, CC BY 4.0)

In der staubigen Wildnis Südafrikas und Namibias lauert eine Pflanze, die direkt einem Science-Fiction-Film entsprungen sein könnte. Sie riecht wie eine verweste Mahlzeit, ihre Blüte sieht aus wie das Maul eines fremdartigen Geschöpfes, und sie verbringt die meiste Zeit ihres Lebens unsichtbar unter der Erde. Ihre Mission? Fressen? Nein, täuschen! Willkommen in der Welt der Hydnora africana, einer der seltsamsten Bewohner der Pflanzenwelt.

Man könnte glauben, dass Hydnora africana ein Irrweg der Evolution ist. Diese Pflanze hat weder Blätter noch grüne Stängel – keine Spur von Photosynthese! Stattdessen lebt sie komplett unterirdisch und zapft die Wurzeln von Nachbarpflanzen an, insbesondere Euphorbia-Arten. Sie ist ein Parasit, der sich auf Kosten anderer Pflanzen bestens eingerichtet hat.

Ein Parfum der besonderen Art

Die einzige Zeit, in der Hydnora africana sich blicken lässt, ist während der Blüte. Doch das ist kein glamouröser Auftritt. Ihre fleischige, röhrenförmige Blüte schiebt sich durch den Wüstenboden und öffnet sich wie ein gefräßiges Maul.

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Eine Zeichnung dieser Pflanze. Der Vegetationskörper wächst ausschließlich unterirdisch, nur die Blüten zeigen sich oberirdisch.

Eine Zeichnung dieser Pflanze. Der Vegetationskörper wächst ausschließlich unterirdisch, nur die Blüten zeigen sich oberirdisch.

Bildquelle: © Julius Sachs, gemeinfrei / Wikimedia

Hydnora africana ist nicht gerade zurückhaltend, wenn es um Aufmerksamkeit geht. Um ihre Bestäuber, hauptsächlich Mistkäfer, anzulocken, verströmt sie einen „betörenden“ Duft. Leider ist "betörend" in diesem Fall Geschmackssache, denn die Blüte riecht wie ein verwesender Kadaver. Für uns Menschen ein Albtraum, aber für Mistkäfer unwiderstehlich.

Wenn die Käfer die Blüte betreten, schnappt diese manchmal leicht zu, sodass die Insekten für kurze Zeit eingesperrt werden. Keine Sorge, die Pflanze frisst sie nicht – sie hält ihre „Gäste“ nur lange genug fest, damit sie mit Pollen beladen und bereit zur Bestäubung wieder hinauskrabbeln.

Die geheime Belohnung

Nach der Bestäubung bildet Hydnora africana unterirdische Früchte aus, die das Gegenteil ihres gruseligen Äußeren sind: schmackhaft! Die großen, saftigen Früchte schmecken leicht süßlich und sind sehr beliebt bei Elefanten, Schakalen, Stachelschweinen und sogar Einheimischen. In Afrika gelten sie als Delikatesse.

Diese Früchte sind nicht nur lecker, sondern auch gesund. Sie sind reich an natürlichen Nährstoffen wie Kohlenhydraten, Ballaststoffen und Antioxidantien, die den Körper vor oxidativem Stress schützen können. Zudem enthalten sie Tannine, die entzündungshemmend wirken und die Verdauung unterstützen. In der traditionellen Medizin werden die Früchte gelegentlich zur Unterstützung bei Infektionen verwendet, da sie antimikrobielle Verbindungen enthalten.

Auch für Wissenschaftler faszinierend

Hydnora africana fasziniert nicht nur Hobby-Botaniker, sondern auch Wissenschaftler. Ihre parasitäre Lebensweise, das völlige Fehlen von Blättern und ihre Fähigkeit, in lebensfeindlichen Wüstenregionen zu gedeihen, machen sie zu einem spannenden Forschungsobjekt.

Ein besonderer Aspekt ist die Möglichkeit, dass die Blüten von Hydnora africana thermogenetische Eigenschaften besitzen – also Wärme produzieren. Diese Eigenschaft könnte dazu dienen, den aasartigen Blütenduft zu verstärken und so Bestäuber effizienter anzulocken. Obwohl dieser Effekt noch nicht vollständig untersucht ist, zeigt er, wie genial die Evolution in der Anpassung von Pflanzen sein kann.


Quelle:
Thorogood, C. (2018): Hydnora: The strangest plant in the world? In: Plants, People, Planet (4. Dezember 2018). doi: 10.1002/ppp3.9

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Titelbild: Ihre Blüten sehen aus wie ein gefräßiges Maul: Hydnora africana. Einen deutschen Namen besitzt diese Pflanze nicht, Einheimische nennen sie Hondstong – das Wort für Hundezunge in Afrikaans.(Bildquelle: © Seth / Wikimedia, CC BY 4.0)