Mit Bohnen und Klee die Welt retten?
Die Renaissance des Mischanbaus
Die Landwirtschaft steht vor einer großen Herausforderung: Wie kann sie nachhaltiger werden, ohne dabei Einbußen in der Produktivität hinnehmen zu müssen? Eine Antwort liegt in einer uralten, aber wiederentdeckten Praxis: dem Mischanbau von Hülsenfrüchten – oder, wie die Profis sagen, Leguminosen – mit anderen Kulturen wie Getreide.
Was klingt wie ein nostalgischer Blick in Omas Bauerngarten, ist eine moderne Forschungsstrategie mit Potenzial, Landwirtschaft und Umwelt gleichermaßen zu revolutionieren.
Warum Leguminosen so besonders sind
Leguminosen wie Bohnen, Erbsen, Klee oder Luzerne haben einen besonderen Trick auf Lager: Sie holen sich ihren Stickstoff, den wichtigste Pflanzennährstoff, einfach selbst aus der Luft. Möglich macht das eine Symbiose mit Knöllchenbakterien an ihren Wurzeln. Das spart Stickstoffdünger, der aufwendig hergestellt wird und bei unsachgemäßer Nutzung die Umwelt belasten kann.
Doch die Vorteile hören hier nicht auf. Der Anbau von Leguminosen verringert die Abhängigkeit von importierten Eiweißfuttermitteln wie Sojabohnen, deren Produktion oft mit massiver Umweltzerstörung einhergeht. Zudem bereichern sie die Landschaft mit blühenden Feldern, die nicht nur schön aussehen, sondern auch Wildbienen und andere Bestäuber anziehen.
Mischanbau: Das Duo für eine nachhaltigere Landwirtschaft
Noch besser wird es, wenn Leguminosen im Team mit Getreide auf einem Feld angebaut werden – der sogenannte Mischanbau. Diese „Partnerschaft“ bringt gleich mehrere Vorteile:
- Schädlinge und Unkraut haben es schwerer.
- Der Stickstoff, den die Leguminosen bereitstellen, verbessert die Qualität des Getreides.
- Proteinhaltige Mischungen aus Erbsen und Weizen könnten in Zukunft unser Brot bereichern.
Doch warum wird Mischanbau trotz all dieser Vorteile bisher kaum praktiziert? Die Antwort ist so simpel wie ernüchternd: Es fehlt oft an der passenden Technik und den geeigneten Sorten. Auch die Verarbeitung und Vermarktung der gemischten Ernte gestaltet sich bislang schwierig.
Eine neue Strategie für die Landwirtschaft
Hier kommt die Deutsche Agrarforschungsallianz (DAFA) ins Spiel. Sie hat eine Forschungsstrategie entwickelt, die den Mischanbau mit Leguminosen auf die nächste Stufe heben soll. Die Strategie sieht drei Entwicklungsstufen vor:
Einstieg: Klassischer Mischanbau mit vorhandener Technik, bei dem die Partnerpflanzen nach der Ernte getrennt werden.
Fortgeschritten: Angepasste Technik und Sorten, die die Ernte und Verarbeitung erleichtern.
Zukunftsvision: Komplett angepasste Mischsysteme, bei denen die gesamte Ernte gemeinsam verwertet wird – etwa als Erbsen-Weizen-Brot.
Mit jeder Stufe steigen die Anforderungen, aber auch die potenziellen Vorteile für Landwirtschaft, Umwelt und Ernährung.
Forschung als Schlüssel zum Erfolg
Damit diese Vision Realität wird, braucht es Forschung. Sorten müssen gezüchtet, neue Anbautechniken entwickelt und Marktlösungen gefunden werden. Die Zeit drängt: Die Züchtung geeigneter Pflanzen dauert Jahre, und ohne politische Unterstützung bleiben wirtschaftliche Anreize oft aus.
Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass Mischanbau nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch eine Win-Win-Situation schaffen kann – vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen stimmen.
Das Ziel: Nachhaltigkeit auf dem Teller
Ob Bohnen im Brot oder Klee auf dem Feld – Mischanbau mit Leguminosen könnte die Landwirtschaft nicht nur nachhaltiger, sondern auch vielseitiger machen. Die Forschung hat gezeigt, dass es möglich ist. Jetzt liegt es an Politik, Landwirten und Verbrauchern, diesen Ansatz zu unterstützen.
Denn am Ende geht es nicht nur um die Felder, sondern um das, was auf unseren Tellern landet – nachhaltig, lecker und gut für den Planeten.
Quelle:
Neue Forschungsstrategie: Mit Leguminosen in Mischanbau die Nahrungsmittelproduktion nachhaltiger machen (Pressemitteilung der Deutschen Agrarforschungsallianz (DAFA) vom 25.11.2024)
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Titelbild: Mischanbau mit Erbse und einer Getreideart (Triticale). (Bildquelle: © Herwart Böhm, Thünen)