Schülerlabore: Mit Kittel und Schutzbrille Pflanzen entdecken

29.08.2011 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Im Schülerlabor können Jugendliche selbst forschen und entdecken (Quelle: © iStockphoto.com/ Catherine Yeulet)

Im Schülerlabor können Jugendliche selbst forschen und entdecken (Quelle: © iStockphoto.com/ Catherine Yeulet)

Eine Batterie aus Obst und Gemüse bauen, Pflanzensamen als Sprengmittel nutzen oder den genetischen Fingerabdruck von Tomaten untersuchen. Im Schülerlabor werden Kinder und Jugendliche selbst zu Forschern. In über 60 Bio-Laboren in Deutschland können sie sich mit spannenden Experimenten die Welt der Pflanzen erklären. Wo genau, zeigen wir in einer Übersicht. 

Viele der insgesamt 100 biologischen Schülerlabore bieten auch Laborkurse und Mitmachexperimente für Kinder und Jugendliche rund um das Thema Pflanze an. Diese Pflanzen-Labore möchten wir hier vorstellen. Falls wir ein wichtiges Angebot übersehen haben, zögern Sie nicht, uns darauf hinzuweisen. 

Das Angebot reicht von zweistündigen Experimenten bis zu mehrtägigen Laborkursen, von regelmäßigen Besuchen ganzer Schulklassen bis zu Wettberben, in denen kleine Teams oder einzelne Jungforscher Themen bearbeiten. Zudem gibt es Weiterbildungen für Lehrer und Referendare. Die enge Anbindung an Forschungseinrichtungen und Unternehmen, Museen und Vereine macht die Schülerlabore zu sehr authentischen Lernorten, an denen Schüler auch in unterschiedliche Berufsfelder hineinschnuppern können. So bunt wie die Pflanzenwelt, so vielseitig ist auch das Kursangebot der Schülerlabore: Vom Mikroskopieren von Zwiebelhäuten und der Analyse von Grundwasser über Energieparcours und Riechlabor bis hin zum Isolieren von DNA aus Lebensmitteln und Klimasimulationen. Für jede Schulart und Altersstufe vom Kindergarten bis zum Abitur gibt es sorgfältig konzipierte Lernanregungen, die Spaß machen und die Entdeckungsfreude der Jungforscher wecken wollen. 

Einen Überblick über alle Schülerlabore in Deutschland und deren Angebote gibt der Bundesverband der Schülerlabore e.V. Lernort Labor. Neben diesem Dachverband haben sich viele Schülerlabore zu thematischen oder regionalen Netzwerken zusammengeschlossen. In der Initiative Genlabor & Schule haben sich 40 Schülerlabore aus dem Life Science-Bereich zusammengetan. Auch die Schülerlabore der Helmholtz-Gemeinschaft sind in einem eigenen Netzwerk organisiert. Regionale Initiativen sind zum Beispiel „GenaU“ in Berlin-Brandenburg, die „Initiative Münchener Schullabore“, das ForschNET in Bremen und das SaarLab in Saarbrücken. Die Initiative HannoverGen führte bis 2013 in Schulen biotechnologische Schülerexperimente durch. Mit dem NUGI-Projekt fördert die Universität Ulm in Kooperation mit Firmen die biowissenschaftliche Ausbildung in den Partnergymnasien durch die Einrichtung von schuleigenen Genlaboren und durch Lehrerweiterbildungen.

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Kinder wollen die Welt entdecken. Mit sorgfältig konzipierten Lernanregungen wollen Schülerlabore schon bei den Kleinsten den Forscherdrang wecken und naturwissenschaftliche Themen näher bringen.

Kinder wollen die Welt entdecken. Mit sorgfältig konzipierten Lernanregungen wollen Schülerlabore schon bei den Kleinsten den Forscherdrang wecken und naturwissenschaftliche Themen näher bringen.

Bildquelle: © matka Mariatka / fotolia.com

Die Welt erklären – Experimentieren mit Kindern

Wieso? Weshalb? Warum? Kinder wollen die Welt entdecken und sich erklären. Auch für die ganz kleinen Forscher haben Schülerlabore einiges zu bieten. Pflanzen-Detektive im Alter zwischen 3 und 12 Jahren können in einem der deutschlandweit sieben EMA-Mitmachlabore auf Exkursion gehen und essbare Wildpflanzen für die „Hexenküche“ sammeln oder in Kursen mit Erneuerbaren Energien und Bionik experimentieren. Wie man Obst und Gemüse am Geruch erkennt, aus Kartoffeln Stärke gewinnt und wie man einen Kräutergarten baut, erklärt die Stiftung Haus der kleinen Forscher in ihren Experimentieranleitungen. Im Regionalen Umweltzentrum Schortens  in der Nähe von Wilhelmshafen können Kitakinder einen eigenen Garten bepflanzen und den Lebensraum Wald im jahreszeitlichen Wandel erleben. 

Thema: biologische Grundlagen - Pflanzen mit allen Sinnen erleben

Die Vielfalt der Blütenformen und Bestäuber und die Funktionsweise der Photosynthese lernen Schüler der 5. bis 13. Klasse im NatLab Berlin kennen. Im euroregionalen Wissenschaftsforum EUTOPIONin Aachen erfährt man alles über Blüten und Früchte, die Verbreitung von Samen und verschiedene Zuchtformen (Klasse 3-13). Wie und warum die Mimose ihre Blätter bei Berührung zusammenfaltet, zeigt ein Experiment des BioloGio – Schülerlabor Biologie an der Justus Liebig-Universität Gießen (Klasse 4-13). Die biologische Vielfalt im Senckenberg Museum können Schüler der Klassen 5 bis 13 im Goethe-BioLab an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main erleben. Hier erfährt man auch, wie man selbst Natur und Arten schützen kann. 

Im Gläsernen Labor Berlin-Buch zeigen Experimente, wie die „Grüne Blattfabrik“ genau funktioniert (Klasse 7-13). Einblicke in die Funktionsweise von pflanzlichen Zellen bekommen Schüler auch im Praktikumslabor des Max-Planck-Instituts für Biochemie in Martinsried (Klasse 11-13). 

Im Zentrum für Begabungs- und Neigungsförderung (ZBNF) inBernau nehmen Kinder und Jugendliche mit dem Mikroskop den Lebensraum Wasser unter die Lupe (Kita, Klasse 1-13). Im NaT-Lab der Johannes Gutenberg-Universität Mainz untersuchen Schüler die Zusammensetzung des Bodens (Klasse 7-9).

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In vielen Schülerlaboren können Oberstufenschüler die Erbsubstanz von Lebensmitteln isolieren.

In vielen Schülerlaboren können Oberstufenschüler die Erbsubstanz von Lebensmitteln isolieren.

Bildquelle: © iStockphoto.com/ bonnie jacobs

Thema: Gentechnik - Erbsubstanz zum Anfassen 

In vielen Schülerlaboren können Schüler der Sekundarstufe DNA aus Obst und Gemüse isolieren, so zum Beispiel im Gläsernen Labor Berlin-Buch (Klasse 7-13), in den Schülerlaboren der Lise-Meitner-Schule (Klasse 5-13) und der Emil-Fischer-Schule (Klasse 9-13) in Berlin, im Schülerlabor des FMV (Klasse 1-12) am Agrobiotechnikum in Groß Lüsewitz bei Rostock, im Regensburger Experimentierlabor (Interessierte), im SAAR Mach-Mit-Labor (Klasse 9-13) der Universität des Saarlandes Saarbrücken und im Köln PuB e.V. (Klasse 9-13). 

Mit welchen Techniken man die kleinsten Bausteine von Pflanzen untersuchen kann und was Plasmide sind, zeigt das Helmholtz-Schülerlabor Molekularbiologie im Karlsruher Institut für Technologie (Klasse 11-13). Wie man Pflanzen züchtet und wie Pflanzenbiotechnologie funktioniert, kann man im Grünen Labor des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) Gatersleben (Klasse 5-13) unter Anleitung selbst ausprobieren. Im COMLABbio Dresden (Kita, Klasse 1-13) können Kinder und Jugendliche einen pflanzlichen Klon aufziehen und das Wachstum pflanzlicher Biomasse im Bioreaktor beobachten.  

Thema: Schmackhafte Biotechnologie und wie man sie erkennt

Was ist drin in unserem Essen? Im Schülerlabor des FMV (Klasse 1-12) in Groß Lüsewitz bei Rostock und im Schülerlabor für Naturwissenschaften im Technologiezentrum Bitterfeld-Wolfen (Interessierte) können Schüler Inhaltsstoffe wie Zucker, Stärke und Fette in Lebensmitteln nachweisen. Den Vitamin C-Gehalt verschiedener Obst- und Gemüsesorten messen Schüler im Baylab (Klasse 3-13) in Leverkusen. Wie viel Coffein in einem Becher Kaffee steckt, können Schüler der 10. bis 13. Klasse im SimuLab Bonn bestimmen. In den fünf BASF-Mitmachlaboren in Ludwigshafen gehen Kids, Teens und Oberstufenschüler der Chemie des Rotkohls und anderer Lebensmittel auf den Grund. Im BrauLab der TU Berlin können Schüler ab Klasse 10 unter Anleitung selbst Bier herstellen. Derzeit finden jedoch keine Kurse statt, da das Labor renoviert wird. 

Das Schülerlabor science-live! in Heidelberg bietet Versuche zum  Thema Gesundheit und Lebensmittel an (Klasse 4-10). Eine gesunde Ernährung ist auch Thema im Futurelab Leipzig. Hier können Kinder und Jugendliche (Kita, Klasse 1-13) in einem Pizzaworkshop und im Schokoladenseminar Spannendes über Ernährung lernen. 

Wie man gentechnisch veränderte Lebensmittel nachweist, zeigen Experimente im Lübecker Offenen Labor (LOLA) (Klasse 8-13), im DNA-Besucherlabor - Genforschung begreifen in München(Klasse 9-13, Lehrer), an der MINT-Akademie der HochschuleFlensburg (Klasse 9-13), im Lern-Labor Explain-OS an der Universität Osnabrück (Klasse 10-13) sowie im Biotechnologischen Schülerlabor Braunschweig (BioS) (Klasse 10-13). Im Demonstrationslabor Bio-/Gentechnik (Klasse 9-12) inBayreuth wird nicht nur pflanzliches Erbgut mit Hilfe gentechnischer Verfahren analysiert, sondern auch die ethischen Aspekte der Grünen Gentechnik diskutiert. 

Thema: Pflanzen als Rohstoffquelle

Eine Batterie aus Obst und Gemüse bauen oder Pflanzensamen als Sprengmittel nutzen, können Junior-Forscher am Schülerlabor für Naturwissenschaften im Technologiezentrum Bitterfeld-Wolfen(Interessierte). Auch Blütenfarbstoffe können hier nachgewiesen und Bodenproben untersucht werden. Wie man aus Pflanzen Farben und Klebstoffe gewinnt und wie Recycling funktioniert, lernen Schüler im COMLABbio Dresden (Kita, Klasse 1-13). Im FehlingLab der Universität Hohenheim können Grundschüler mit pflanzlichen Duftstoffen experimentieren und Teesorten erraten (Klasse 1-4). Im „Science-live!-Labor“ in Heidelberg untersuchen Schüler der 4. bis 10. Klasse (Natur-)Stoffe für die Kosmetik. Im Genlabor Greifswald kann man ausprobieren, wie aus natürlichen Materialien Seife und Tenside werden (Klasse 9-13). Haargel und Sonnencreme selbst herstellen, können Schüler der Klassen 7 bis 13 im BASF Teens-Lab in Ludwigshafen. Im Schülerlabor der AG Chemiedidaktik der Friedrich-Schiller-Universität Jena erfährt man, warum man Stärke für Kartoffelklöße braucht und wie man kompostierbare Folie herstellt. Zudem können Schüler hier aus Stärke Flubber, eine glitschige Glibbermasse herstellen (Klasse 1-13). 

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Pflanze sind vielseitige Rohstoffe.

Pflanze sind vielseitige Rohstoffe.

Bildquelle: © iStockphoto.com/ Mike Kiev

Thema: Energie und Klimawandel

Wie aus Raps Biodiesel wird, erfahren Schüler im Baylab plants in Monheim nahe Leverkusen (Klasse 8-12). Im Alfred Krupp-Schülerlabor in Bochum geben Algen richtig Gas (Klasse 5-13). Das METEUM - technische Kinder- und Jugendakademie des TJP e.V. Berlin informiert Schüler über verschiedene erneuerbare Energiequellen und über Energiesparmöglichkeiten (Klasse 5-10). Auch im NaT-Lab der Johannes Gutenberg-Universität Mainz lernen Schüler auf einem Energieparcours verschiedene Energieformen kennen (ab Klasse 10). Im Futurelab Leipzig gibt es Mitmachexperimente zu erneuerbaren Energien (Klasse 1-13, Lehrer). Mit dem Jugendforschungsschiff Cormoran in Berlinkönnen sich Kinder und Jugendliche auf eine energetische Forschungsreise begeben (Kita, Klasse 1-13). 

Prima Klima? Woran man den Klimawandel erkennt und welche Auswirkungen er auf unseren Alltag hat, lernen Schüler im AWI Schülerlabor SEASIDE in Bremerhaven (Klasse 3-13, Lehrer). Im „Science-live!-Labor“ in Heidelberg können Schüler der Klassen 4 bis 10 die Treibhausgase Kohlendioxid und Methan nachweisen und im Modellversuch ausprobieren, was beim Treibhauseffekt passiert. Auch im EnergyLab - Schülerlabor im WissenschaftsparkGelsenkirchen kann man den Klimawandel im Kleinen simulieren. 

Thema: Ökologie und Umwelttechnik

Im Gläsernen Labor Dresden untersuchen Schüler der 3. bis 6. Klasse das Lebenselixier Wasser. Auch im Museum Mensch und Natur in München kann man den Mikrokosmus Wasser erforschen (Klasse 5-9). Einen Einblick in die Meeresforschung gibt dieMariSchool in Rostock (Klasse 10-13). Ein Laborkurs dort widmet sich dem Kohlenstoffkreislauf im Meer. 

In der Wildnisschule „Teerofenbrücke“ in Schwedt - OT Hohenfelde (Kita, Klasse 1-13) und auf dem Jugendforschungsschiff Cormoran in Berlin (Kita, Klasse 1-13) können Kinder und Jugendliche die Wasserqualität untersuchen. Wie gentechnische Verfahren zur Umweltanalyse eingesetzt werden, zeigt ein Experiment am Explain-OS der Universität Osnabrück(Klasse 10-13). Im KITZ.do in Dortmund kann man schädliche Chemikalien in Wasser, Boden und Lebensmitteln nachweisen (Klasse 3-13). Das Kubus Schülerlabor am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig erklärt, wie Schadstoffe ins Grundwasser kommen und wie man sie dort wieder los wird (Klasse 10-12).

Thema: BioTechnik - Von wasserabweisenden Kohlblättern und Wunderheilern

Von der Natur kann man so einiges lernen. Die Bionik sucht nach Pflanzen und Tieren, die etwas können, was sonst niemand kann. Im Schülerlabor „Otto von Guericke“ in Berlin erfahren Schüler, was sich Wissenschaftler von Pflanzen und Tieren abgucken und welche alltäglichen Gegenstände Bionik enthalten (Klasse 1-10). Im Forschercamp des METEUM - technische Kinder- und Jugendakademie des TJP e.V. Berlin können Schüler der 5. bis 10. Klasse selbst mit bionischen Werkstoffen experimentieren. Unter dem Motto „Biologie trifft Technik“ erfahren Brandenburger Schüler (Klasse 11-13) an der Technischen Hochschule Wildau, wie man Biosensoren baut und wozu man diese braucht. Zudem bekommen sie dort spannende Einblicke in die Biosystemtechnik und die Bioinformatik. 

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Den sogenannten Lotus-Effekt gibt es auch beim Kohlkopf - das Wasser perlt einfach von der Oberfläche ab.

Den sogenannten Lotus-Effekt gibt es auch beim Kohlkopf - das Wasser perlt einfach von der Oberfläche ab.

Bildquelle: © iStockphoto.com/ mythja

Schülerlabore unterwegs

Kein Schülerlabor weit und breit? Kein Problem, denn es gibt auch mobile Labore, die direkt vor die Schule rollen. Der BIOTechnikums Truck des Bundesministeriums für Bildung und Forschung beherbergt ein Biotechnologielabor und tourt durch ganz Deutschland. Das mobile BioLab Baden-Württemberg tourt ganzjährig durch Baden-Württemberg. Der Bus hat ein komplett ausgestattetes Genlabor, eine Ausstellung informiert über den Forschungsstand und die Anwendungsmöglichkeiten der Lebenswissenschaften. Im mobilen Labor Science Bridge der Universität Gießen können Schüler transgene Lebensmittel untersuchen. 

Mobile Labore gibt es jedoch nicht nur im Bereich Biotechnologie. Im Kinderumweltbus des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig lernen Kinder aus Kita und Grundschule die Ressource Wasser mit allen Sinnen kennen und erfahren wie Wetter und der Wasserkreislauf funktionieren. Der Umweltbus der Natur- und Umweltschutz-Akademie Nordrhein-Westfalen (NUA) -LUMBRICUS - hat sich zur Aufgabe gemacht Kindern Natur und Umwelt erleb- und erfahrbar zu machen. 

Schülerlabore lokal

Welche dieser Schülerlabore direkt in der Nähe sind, ist in der Länderübersicht zusammengestellt.