Studie mit Wissenslücken – ein Kommentar

30.09.2011 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Studien unter die Lupe genommen. (Quelle: © iStockphoto.com/ Ugurhan Betin)

Studien unter die Lupe genommen. (Quelle: © iStockphoto.com/ Ugurhan Betin)

Eine Beitrag auf der Webseite zur biologischen Sicherheitsforschung setzt sich mit der Studie „Risiken mit amtlichem Siegel“ des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) auseinander. Dem Vorwurf „massiver Lücken bei der Risikoprüfung von Gentech-Pflanzen“ setzen die Autoren die Ergebnisse von Forschungsarbeiten entgegen.

Aufgabe von Forschung ist es, valide Daten zu generieren. Diese müssen weltweit akzeptierten Standards genügen – sie müssen den aktuellen Stand der Forschung dokumentieren, statistisch abgesichert und wiederholbar sein. 

Bei Themen wie der Stammzellforschung, der Kernkraft- oder Fusionsforschung, der Nanotechnologie oder der Gentechnik geraten Forschungsarbeiten regelmäßig in den Brennpunkt politischer und gesellschaftlicher Auseinandersetzungen. Wissenschaftler sind Spezialisten und wollen ihre Ergebnisse möglichst präzise wiedergeben. Eine allgemeine Verständlichkeit wird dadurch oft nicht erreicht. Diese Aufgabe übernimmt die Wissenschaftskommunikation. Damit übernimmt diese eine Kompassfunktion im gesamtgesellschaftlichen Kontext. Auf Internetseiten wie pflanzenforschung.de/biosicherheit wird eine Vielzahl von Forschungsarbeiten allgemeinverständlich beschrieben. 

Studien wiederum integrieren eine Vielzahl von Forschungsarbeiten. Sie fassen diese zusammen und bewerten sie. Damit helfen Studien bei komplexen Entscheidungsprozessen. In diesem Kontext ist eine Studie des BÖLW zu sehen, mit welcher der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft seine Positionen zum Themenkomplex der „Grünen Gentechnik“ untermauert und gleichzeitig seine Empfehlungen an die Politik ausspricht. In der Studie spricht der BÖLW von einem „riskanten Umgang mit einer unkalkulierbaren Technologie“ - der Gentechnik. 

Das Internetportal pflanzenforschung.de/biosicherheit stellt den Vorwürfen der Studie des BÖLW einige Ergebnisse zur biologischen Sicherheitsforschung entgegen. Nach Aussage der Autoren verzichtet die Studie des BÖLW auf eine umfassende Darstellung dieser Ergebnisse. Die Autoren auf pflanzenforschung.de/biosicherheit schlussfolgern: „Der aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisstand zu vielen Fragen der Sicherheitsbewertung von gv-Pflanzen wird falsch, verkürzt oder gar nicht dargestellt.“ 

Für eine Versachlichung der Diskussion ist die Einbeziehung aller vorhandenen Daten unablässig. Vorausgesetzt diese genügen den eingangs beschriebenen wissenschaftlichen Standards. Nicht zu befürchten ist hingegen, dass allein durch die Bewertung von Risiken und Sicherheitsstandards die Ampeln für den Einsatz einer umstrittenen Technologie wie der Gentechnik in der Pflanzenzüchtung automatisch auf Grün gestellt sind. Die Risikobewertung ist essentieller Bestandteil im Zulassungsprozess. Die Entscheidung über den Anbau und somit die praktische Umsetzung einer Genehmigung trifft aber die Gesellschaft. Diese Umsetzung umfasst weitere Aspekte als die reine Risikobewertung, etwa Fragen der Koexistenz, der Trennung von Produktströmen und schlussendlich die Akzeptanz durch den Endverbraucher. Aus Gründen von Transparenz und Fairness sollte nicht mit Risiken argumentiert werden, die wissenschaftlich nicht begründbar sind. 


Anregungen zum Weiterlesen: 

  • Die Studie des BÖLW finden Sie hier.
  • Den Beitrag zur Studie auf pflanzenforschung.de/biosicherheit finden Sie hier.