Dormanz
Dormanz bezeichnet bei Pflanzen einen Zustand der Entwicklungsruhe, in dem das Wachstum und die metabolische Aktivität stark reduziert sind. Dieser Zustand ist eine Anpassung an ungünstige Umweltbedingungen wie Kälte, Trockenheit oder Lichtmangel, die das Überleben der Pflanze gefährden könnten. Während der Dormanz pausieren Pflanzen ihre Wachstumsprozesse und konzentrieren sich darauf, Energie zu sparen und ihre Ressourcen zu schützen.
Es gibt zwei Hauptformen der Dormanz: die endogene Dormanz und die exogene Dormanz. Bei der endogenen Dormanz wird die Ruhephase durch innere Faktoren wie hormonelle Veränderungen, insbesondere ein Ungleichgewicht zwischen Wachstumsförderern wie Gibberellinen und Wachstumshemmern wie Abscisinsäure, ausgelöst. Diese Form ist häufig bei Samen und Knospen zu beobachten. Die exogene Dormanz hingegen wird durch äußere Faktoren wie niedrige Temperaturen oder eine kurze Tageslänge verursacht und endet, sobald die Umweltbedingungen wieder günstiger sind.
Dormanz ist besonders bei Pflanzen in gemäßigten Klimazonen von Bedeutung, da sie ihnen ermöglicht, die kalte Jahreszeit zu überdauern. Beispielsweise treten viele Bäume in den Wintermonaten in eine Knospenruhe ein, um Frostschäden an empfindlichen Wachstumsgeweben zu vermeiden. Ebenso zeigen Samen von Pflanzen oft eine Keimruhe, die es ihnen erlaubt, nur unter optimalen Bedingungen auszutreiben.
Die Beendigung der Dormanz, auch als Brechen der Dormanz bezeichnet, erfordert häufig spezifische Reize wie eine bestimmte Kälteperiode (Stratifikation), Licht oder eine ausreichende Feuchtigkeitszufuhr. Diese Mechanismen stellen sicher, dass die Pflanze zum richtigen Zeitpunkt wieder mit ihrem Wachstum beginnt, um optimale Überlebens- und Fortpflanzungschancen zu haben.
Dormanz ist somit ein zentraler Bestandteil der Überlebensstrategie vieler Pflanzen und spielt eine entscheidende Rolle in ihrem Lebenszyklus sowie in der Anpassung an wechselnde Umweltbedingungen.