Effektive Populationsgröße
In der Populationsgenetik bezeichnet der Begriff "effektive Populationsgröße" (englisch: "effective population size") eine theoretische Größe, die die Anzahl der Individuen in einer idealisierten Population angibt, die dieselbe Menge an genetischer Drift wie die tatsächliche Population aufweist. Diese idealisierte Population unterliegt den gleichen evolutionären Kräften (wie Mutation, Selektion und Migration) wie die reale Population, hat jedoch vereinfachte Annahmen, wie zufällige Paarung und keine Überlappung der Generationen.
Die effektive Populationsgröße (Ne) ist oft kleiner als die tatsächliche Populationsgröße (N) aufgrund von Faktoren wie:
- Variation in der Reproduktionsrate: Wenn einige Individuen mehr Nachkommen haben als andere, reduziert dies die effektive Populationsgröße.
- Ungleiches Geschlechterverhältnis: Ein unausgewogenes Verhältnis von Männchen zu Weibchen verringert die effektive Populationsgröße, da weniger Individuen zur nächsten Generation beitragen.
- Fluktuierende Populationsgröße: Wenn die Populationsgröße über die Zeit schwankt, beeinflusst dies die effektive Populationsgröße. Eine kleine Population in einem Jahr hat einen stärkeren Einfluss auf Ne als eine große Population in einem anderen Jahr.
- Inzucht und verwandte Paarungen: Wenn Individuen eher dazu neigen, sich mit Verwandten zu paaren, verringert dies die genetische Vielfalt und somit die effektive Populationsgröße.
- Überlappende Generationen: Wenn Generationen sich überlappen, können einige Individuen mehr als einmal zum Genpool der nächsten Generation beitragen, was die effektive Populationsgröße reduziert.
Die effektive Populationsgröße ist ein wichtiger Begriff, weil sie hilft, die genetische Diversität einer Population zu verstehen und vorherzusagen, wie schnell genetische Drift und Inzucht in einer Population auftreten können. Eine kleinere effektive Populationsgröße bedeutet eine schnellere Reduzierung der Allelfrequenzen durch genetische Drift und ein höheres Risiko von Inzuchtdepressionen.