Maniok
Maniok (Manihot esculenta) – auch als Kassava, Yuca oder Mandioca bekannt – ist eine tropische Wurzelknolle und zählt zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln weltweit. Botanisch gehört Maniok zur Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae) und stammt ursprünglich aus Südamerika, wo er seit mehreren tausend Jahren kultiviert wird. Heute wird die Pflanze in mehr als 100 Ländern angebaut, vor allem in Afrika südlich der Sahara, Südostasien und Lateinamerika. Sie ist ein zentrales Element der Ernährungssicherung für rund 800 Millionen Menschen, insbesondere in Regionen mit geringem Einkommen und hoher landwirtschaftlicher Verwundbarkeit.
Die Bedeutung von Maniok liegt in seiner Anpassungsfähigkeit an arme Böden und unregelmäßige Niederschläge, seiner einfachen Vermehrung über Stecklinge und seiner hohen Stärkeerträge pro Hektar. Er liefert vor allem Kohlenhydrate und dient als Energiequelle in Form von Wurzelknollen, die roh, gekocht, gebacken oder fermentiert verzehrt werden. In verarbeiteter Form findet Maniok Verwendung als Mehl (z. B. Tapioka), als Verdickungsmittel in der Lebensmittelindustrie oder als Futtermittel. Die Knollen enthalten jedoch Blausäure-Vorstufen (Cyanogene), weshalb viele Sorten vor dem Verzehr aufwendig verarbeitet werden müssen.
Wegen seiner Klimaresistenz gilt Maniok oft als „Kulturpflanze der Zukunft“. Doch aktuelle Studien zeigen, dass auch er nicht immun gegenüber dem Klimawandel ist. Die Studie von Mombo et al. (2025) warnt davor, dass bis zum Jahr 2100 bis zu 50 Prozent der weltweit optimal geeigneten Anbauflächen für Maniok verloren gehen könnten, wenn keine Anpassungsmaßnahmen erfolgen. Besonders betroffen sind tropische Regionen Afrikas und Südamerikas. Während Maniok Hitze und Trockenheit vergleichsweise gut übersteht, kann ein zu starkes Wasserdefizit während der Wachstumsphase oder eine veränderte Saisonalität der Niederschläge die Erträge erheblich beeinträchtigen. Auch die Ausbreitung von Krankheiten wie der Cassava Mosaic Disease (CMD) wird durch steigende Temperaturen und Wetterextreme begünstigt.
Ein weiteres Problem: Da Maniok hauptsächlich in Subsistenzwirtschaften angebaut wird, sind die Möglichkeiten zur technischen oder genetischen Anpassung vielerorts begrenzt. Anpassungsstrategien wie Bewässerung oder die Einführung verbesserter Sorten stehen oft nur eingeschränkt zur Verfügung. Zudem besteht das Risiko, dass sinkende Erträge zu einer verstärkten Ausdehnung der Anbauflächen führen – etwa durch Rodung von Waldflächen – was wiederum negative Folgen für Biodiversität und Klima hätte.
Gleichzeitig bietet Maniok Potenzial für eine nachhaltigere Entwicklung: Die Knollen lassen sich gut lagern, neue Sorten sind weniger giftig und nährstoffreicher, und die Pflanze eignet sich für Mischkulturen sowie integrierte Anbausysteme. In vielen Ländern laufen Programme zur Förderung der Resilienz des Maniokanbaus – etwa durch Züchtung hitze- und krankheitsresistenter Sorten, verbesserte Verarbeitungstechnologien und die Stärkung lokaler Märkte.
Insgesamt ist Maniok eine Schlüsselressource für die Ernährungssicherheit im globalen Süden – vor allem dort, wo andere Kulturen klimatisch an ihre Grenzen stoßen. Seine Zukunft hängt jedoch maßgeblich davon ab, inwieweit es gelingt, die Produktion an sich wandelnde Umweltbedingungen anzupassen, ohne ökologische und soziale Risiken zu verschärfen.