Die Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität (englisch: Non-Celiac Wheat Sensitivity, abgekürzt NCWS) ist eine bislang nicht vollständig verstandene Form der Weizensensitivität, bei der Betroffene auf den Verzehr von Weizen oder verwandten Getreidearten mit teils erheblichen Beschwerden reagieren – ohne dass eine Zöliakie oder eine klassische Weizenallergie nachweisbar ist. Die Erkrankung wird auch unter dem Begriff Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität (englisch: Non-Celiac Gluten Sensitivity, NCGS) diskutiert, wobei zunehmend der umfassendere Begriff „Wheat Sensitivity“ bevorzugt wird, da neben Gluten auch andere Weizenbestandteile wie FODMAPs oder Amylase/Trypsin-Inhibitoren (ATIs) als mögliche Auslöser infrage kommen.

Die typischen Symptome der NCWS ähneln teilweise denen der Zöliakie und des Reizdarmsyndroms. Zu den häufigsten Beschwerden zählen:

  • gastrointestinale Symptome wie Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Völlegefühl,
  • extraintestinale Symptome wie Kopfschmerzen, chronische Müdigkeit, Muskelschmerzen, Hautausschläge oder Konzentrationsstörungen („Brain Fog“).

Was die NCWS von der Zöliakie unterscheidet, ist das Fehlen typischer Autoantikörper (z. B. gegen Gewebstransglutaminase), das Ausbleiben einer Zottenatrophie im Dünndarm sowie eine in der Regel schnellere Besserung der Symptome bei glutenfreier oder glutenarmer Ernährung.

Die Diagnose der NCWS ist schwierig, da es bislang keine spezifischen Biomarker gibt. Die derzeitige Diagnostik basiert auf dem Ausschluss anderer Erkrankungen (v. a. Zöliakie und Weizenallergie) sowie auf der systematischen Beobachtung von Symptomen im Rahmen einer glutenfreien Diät und anschließenden Provokationstests unter kontrollierten Bedingungen (z. B. Doppelblindstudien mit Placebo).

Wissenschaftlich diskutiert werden mehrere mögliche Auslöser der NCWS. Neben Gluten stehen vor allem fermentierbare Zucker (FODMAPs) und bestimmte Eiweiße wie Amylase/Trypsin-Inhibitoren (ATIs) im Verdacht, entzündliche Reaktionen über das angeborene Immunsystem auszulösen. ATIs können den Toll-like-Rezeptor 4 (TLR4) aktivieren und so eine Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen und Chemokinen anstoßen – insbesondere in myeloiden Immunzellen.

Schätzungen zur Prävalenz der NCWS variieren stark, je nach Studie und Region. In westlichen Ländern wird von einer Häufigkeit zwischen 0,6 und 6 Prozent der Bevölkerung ausgegangen. Die relativ hohe Dunkelziffer und die symptomatische Nähe zu anderen funktionellen Darmerkrankungen erschweren die Erfassung zusätzlich.

Aus Sicht der Forschung stellt NCWS ein dynamisches und interdisziplinäres Feld dar, das Ernährung, Immunologie, Gastroenterologie und Lebensmittelwissenschaften verbindet. Ziel aktueller Studien ist es, die genauen Auslöser besser zu identifizieren und differenzierte Ernährungsempfehlungen sowie verträglichere Lebensmittel zu entwickeln – etwa durch Auswahl geeigneter Getreidesorten mit niedrigem ATI-Gehalt oder durch gezielte Verarbeitungstechnologien.

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