Platterbse
Die Platterbse (Lathyrus sativus) ist eine einjährige Hülsenfrucht aus der Familie der Fabaceae (Leguminosen) und zählt zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Archäologische Funde belegen ihren Anbau bereits vor rund 8.000 Jahren in Regionen Südasiens, des Nahen Ostens und des Mittelmeerraums. Heute wird sie vor allem in Teilen Südasiens, Afrikas und vereinzelt in Südeuropa angebaut, vorwiegend als Futtermittel und als Nahrungsmittel in Krisenzeiten.
Charakteristisch für die Platterbse sind ihre flachen Hülsen mit eckigen Samen, die je nach Sorte eine cremefarbene, grünliche oder graublaue Schale besitzen. Die Pflanze ist besonders anpassungsfähig an extreme Standortbedingungen: Sie toleriert Dürre, hohe Temperaturen, aber auch zeitweise Überflutung. Gleichzeitig verbessert sie durch ihre Fähigkeit zur Stickstoffbindung die Bodenfruchtbarkeit, was sie zu einem wertvollen Bestandteil in Fruchtfolgen und im ökologischen Landbau macht.
Ernährungsphysiologisch überzeugt die Platterbse mit einem hohen Proteingehalt (ca. 20–30 %) sowie nennenswerten Mengen an Ballaststoffen, Mineralstoffen (insbesondere Eisen und Zink) und sekundären Pflanzenstoffen. Ihr Potenzial als pflanzliche Eiweißquelle ist damit groß, vor allem für nachhaltige Ernährungssysteme.
Ein wesentlicher Nachteil der Platterbse ist jedoch das Vorkommen der neurotoxischen Aminosäure β-ODAP, die bei regelmäßigem Verzehr in großen Mengen Neurolathyrismus auslösen kann. Deshalb konzentrieren sich aktuelle Forschungs- und Züchtungsprojekte darauf, den Gehalt an β-ODAP durch selektive Züchtung und geeignete Verarbeitungsverfahren zu reduzieren.
In jüngerer Zeit wird die Platterbse zunehmend als untergenutzte Kulturpflanze mit hohem Potenzial für nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme in Europa diskutiert. Ihre Robustheit gegenüber klimatischen Extremen und ihre Umweltvorteile machen sie zu einer attraktiven Alternative für ressourcenschonende Landwirtschaft.