Ackerbohne, Puffbohne, Saubohne

Vicia faba L.

Ackerbohne, Puffbohne, Saubohne - Vicia faba L.
Ackerbohne, Puffbohne, Saubohne
Vicia faba L.
Wissenschaftlicher Name Vicia faba L.
Deutscher Name Ackerbohne, Puffbohne, Saubohne
Englischer Name faba bean, broad bean
Familie Fabaceae (Hülsenfrüchtler)
Genomgröße (Basenpaare) ca. 13 Gbp
Genomgröße (Gene) ca. 40.000
Chromosomen n = 6
Jahr der Sequenzierung 2023

Weltverbreitung

Ursprungsgebiet
Anbaugebiete

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Freie Nutzung: Redaktionelle, nichtkommerzielle Zwecke sowie Poster, Vorträge etc. mit Quellenangabe. Kommerzielle Nutzung auf Anfrage

Beschreibung

Die Ackerbohne (Vicia faba), auch Saubohne, Puffbohne oder Dicke Bohne genannt, ist eine einjährige, krautige Leguminose aus der Familie der Fabaceae. Sie erreicht je nach Sorte und Standortbedingungen eine Wuchshöhe von 50 bis 180 cm. Die Pflanze besitzt aufrechte, kantige, hohle Stängel und unpaarig gefiederte, blaugrüne Blätter ohne Ranken. Die Schmetterlingsblüten sind meist weiß mit typischer violett-schwarzer Zeichnung (Nektarmale) und stehen in lockeren Seitenständen (Trauben). Sie werden hauptsächlich durch Hummeln und andere Wildbienen bestäubt.

Nach der Blüte bilden sich bis zu 20 cm lange Hülsenfrüchte, die 2 bis 8 große, runde bis nierenförmige Samen enthalten. Diese variieren stark in Größe, Form und Farbe – von grün über beige bis dunkelbraun. Je nach Sorte beträgt das TKG (Tausendkorngewicht) 400 bis 1.000 g.

Ein besonderes Merkmal der Ackerbohne ist ihre Fähigkeit zur symbiotischen Stickstofffixierung durch Knöllchenbakterien (Rhizobium leguminosarum), was zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit beiträgt und sie zu einer idealen Komponente in Fruchtfolgen macht.

Ursprung und Verbreitung

Die Ackerbohne stammt ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeerraum und dem Vorderen Orient, wo sie bereits vor über 8.000 Jahren in der Jungsteinzeit domestiziert wurde. Archäologische Funde aus Anatolien, dem Iran und Israel belegen ihre frühe Nutzung als Nahrungspflanze. Im Laufe der Jahrtausende breitete sich der Anbau über ganz Europa, Nordafrika und Asien aus und machte die Ackerbohne zu einer der ältesten Kulturpflanzen Europas.

Heute wird Vicia faba in gemäßigten bis kühlgemäßigten Klimazonen weltweit kultiviert. Hauptanbauregionen sind China (größter Produzent), Äthiopien, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Kanada und Australien.

Die Pflanze bevorzugt schwere, tiefgründige Böden mit guter Wasserhaltefähigkeit und kommt gut mit feuchten Bedingungen zurecht, ist aber empfindlich gegenüber Hitze und Trockenstress.

Genom und Züchtung

Die genetische Forschung an Vicia faba ist anspruchsvoll, da das Genom sehr groß und komplex ist. Mit geschätzten 13 Milliarden Basenpaaren ist es etwa viermal größer als das des Menschen. Das Genom besteht zu einem großen Teil aus repetitiven Sequenzen, was die vollständige Assemblierung lange erschwerte. Erst in den letzten Jahren, durch Fortschritte in der Sequenziertechnologie, konnte eine erste hochauflösende Referenzsequenz erstellt werden (z. B. Jayakodi et al., 2023).

Moderne Züchtungsziele umfassen:

  • Ertragssicherheit und Standfestigkeit
  • Toleranz gegenüber Trockenheit und Hitze
  • Verringerung antinutritiver Stoffe wie Vicin und Convicin (relevant für Favismus)
  • Verbesserung der Proteinqualität
  • Resistenz gegenüber Krankheiten, etwa gegen die Schokoladenfleckenkrankheit (Botrytis fabae) und Rostpilze

Zur Unterstützung der Züchtung werden QTL-Analysen, genomweite Assoziationsstudien (GWAS) und Marker-gestützte Selektion (MAS) eingesetzt. Auch Hybridzuchtansätze sowie Sorten für den ökologischen Landbau werden zunehmend entwickelt. Die wachsende Bedeutung der Ackerbohne als regionaler Eiweißträger macht sie zu einem Fokusobjekt in der europäischen Agrar- und Züchtungsforschung.
 

Wirtschaftliche Bedeutung

Die Ackerbohne ist eine bedeutende Eiweißpflanze, deren Nutzung sowohl in der Lebensmittelverarbeitung als auch in der Futtermittelproduktion stark zunimmt. Die Samen enthalten etwa:

  • 26–30 % Rohprotein
  • Hochwertige Aminosäuren (v. a. Lysin)
  • Ballaststoffe (z. B. Nicht-Stärke-Polysaccharide)
  • Mineralstoffe wie Eisen, Magnesium, Kalium, Phosphor und Zink
  • Sekundäre Pflanzenstoffe, darunter Tannine und Vicin/Convicin (für manche Menschen problematisch bei Favismus)

In der menschlichen Ernährung werden Ackerbohnen frisch, getrocknet oder verarbeitet verwendet – z. B. in Suppen, Eintöpfen, Brot, Aufstrichen oder als pflanzliche Eiweißkomponente in Fleischersatzprodukten. In der Tierfütterung dienen sie als eiweißreiche, heimische Alternative zu importiertem Soja, insbesondere in der Schweine- und Geflügelmast.

Die weltweite Produktion lag 2022 bei rund 5 Millionen Tonnen. Die größten Produzenten waren China, Großbritannien, Äthiopien und Ägypten. In Europa erlebt die Ackerbohne eine Renaissance – getrieben durch das Interesse an nachhaltigen, regional erzeugten Eiweißquellen und der steigenden Nachfrage nach pflanzenbasierten Lebensmitteln.
 

Publikationen

Jayakodi, M. et al. (2023). The giant diploid faba genome unlocks variation in a global protein crop. Nature, 615(7953), 652–659.

Quellen

  • R. Lieberei und C. Reisdorf (2007) Nutzpflanzenkunde, Thieme-Verlag, 7. Auflage
  • Muschiolik, G., & Schmandke, H. (2000): Funktionelle Eigenschaften von Ackerbohnenprodukten (Vicia faba), Verlag: Shaker Verlag, ISBN: 3-8265-7568-7