Harakiri zur Verteidigung

Programmierter Zelltod

Wenn der Sieg auf ganzer Linie winkt, werden eigene Verluste in Kauf genommen.

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Verteidigungswaffe 1

Pflanzenwaffe Harakiri zur Verteidigung

Programmierter Zelltod
Verteidigungswaffe 1

Vergleichbar mit: Kesselschlacht.

Funktion: Pilze, Bakterien und Viren einkesseln und abkapseln, verhungern lassen und so den Garaus machen

Ohne Rücksicht auf Verluste

Pflanzen lassen Zellen gezielt absterben, wenn diese alt, nutzlos oder krank sind oder wenn Gefahr droht. Zum Beispiel dann, wenn sie von Pilzen, Bakterien oder Viren gekapert worden sind, die abgekapselt und gestoppt werden müssen. Durch das gezielte Absterben (Apoptose) wird ihnen die Nahrung entzogen. So viel wie nötig, so wenig wie möglich, lautet die Devise. Das dabei ablaufende Programm unterliegt einer strengen Kontrolle durch die Pflanze. Gesundes Gewebe muss schließlich erhalten werden.

Die Madagaskar-Gitterpflanze ist eine amphibische Unterwasserpflanze, an deren löchrigen Blättern dieses Phänomen studiert werden kann. Übrigens ganz ohne Fremdeinwirkung. Denn eigentlich ist der programmierte Zelltod nicht nur eine Abwehrreaktion, sondern Teil des ganz natürlichen Entwicklungsprozesses von Mehrzellern. Er kommt also auch bei Mensch und Tier vor.

Tarnung & Täuschung

Mimikry & Mimese

Sie verschmelzen mit der Umwelt und lassen Insekten beim bloßen Anblick das Weite suchen.

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Verteidigungswaffe 2

Pflanzenwaffe Tarnung & Täuschung

Mimikry & Mimese
Verteidigungswaffe 2

Vergleichbar mit: Camouflage

Funktion: Unsichtbar werden und mit der Umwelt verschmelzen oder ganz im Gegenteil auffallen. Dann jedoch höchst unattraktiv und unappetitlich.

Der erste Eindruck zählt!

Zum Schutz vor Angriffen setzen Pflanzen auf Tarnung und Täuschung. Dazu zählen das Unsichtbar werden, die Verschmelzung mit der Umwelt (Mimese), die Abwehr durch Auffälligkeit. Zur ersten Kategorie gehören zwei Dickblattgewächse, die in der Steinwüste von Namibia heimisch sind, aber lieber unerkannt bleiben: Während Crassula deceptor die kleinen, weißen Quarzsteinchen nachahmt, imitiert ihr Artgenosse Crassula columnaris den rötlichen Sand in den Zwischenräumen. Ein anderes Beispiel sind die Wüstenpflanzen namens Lithops. Besser bekannt unter dem Spitznamen „Lebende Steine“, womit im Grunde alles gesagt ist. Nicht weniger raffiniert gehen Passionsblumen vor. Weiße auffällige Punkte auf ihren Blättern gaukeln einen akuten Schädlingsbefall vor (Mimikry). Schmetterlingsmütter auf der Suche nach Ablageplätzen für ihre Eier werden bei diesem unappetitlichen Anblick vom Mutterinstinkt gepackt. Weil sie für ihren gefräßigen Nachwuchs nur das Beste wollen, lassen sie die scheinbar befallenen Blätter links liegen und ziehen weiter. Glück gehabt!

Dornen & Stacheln

Morphologische Anpassung

Sie haben weder Schwerter noch Dolche, aber können Fressfeinde trotzdem verwunden

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Verteidigungswaffe 3

Pflanzenwaffe Dornen & Stacheln

Morphologische Anpassung
Verteidigungswaffe 3

Vergleichbar mit: Lanze oder Dolch

Funktion: Abwehr von Fressfeinden

Rosen haben keine Dornen

Pflanzen haben auch äußerlich sichtbare Verteidigungswaffen: spitze Dornen oder Stacheln. Was viele nicht wissen: Rosen haben gar keine Dornen, sondern Stacheln! Die beiden spitzen Verteidigungswaffen werden oft verwechselt - aber was ist der Unterschied? Ganz einfach: Stacheln sind Auswüchse der Stängel oder Blätter und lassen sich leicht entfernen. Ganz anders hingegen Dornen. Das sind umgebildete Blattorgane, die fest an der Pflanze sitzen.

Im Laufe der Evolution haben sich Pflanzen an die Gegebenheiten an ihrem Standort angepasst und beispielsweise Dornen anstelle von Blättern oder gar Wurzeln herausgebildet. Dornen kann man an Kakteen bewundern oder an Pflanzen, die es schon im Namen tragen, wie Feuerdorn. Auch junge Zitruspflanzen wie die Mandarinen können Dornen ausbilden. Stacheln dagegen findet man an Brombeer- oder Himbeersträuchern. Die Hauptfunktion von solchen spitzen Gebilden ist eindeutig: Schutz vorm gefressen werden.

Burn Baby burn

Brennhaare & Blattklingen

Brennen oder Bluten? Eine Berührung mit Brennhaaren und scharfkantigen Blättern hat üble Folgen.

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Verteidigungswaffe 4

Pflanzenwaffe Burn Baby burn

Brennhaare & Blattklingen
Verteidigungswaffe 4

Vergleichbar mit: Feuer, Messer und Machete

Funktion: Funktion: Verteidigung vor hungrigen Fressfeinden, z. B. Säugetieren

Aua, das schmerzt!

Jeder, der schon einmal eine Brennnessel berührt hat, wird das kein zweites Mal freiwillig tun. Die unscheinbar aussehende Pflanze ist übersäht mit Brennhaaren, die bei der leichtesten Berührung abbrechen. Der Rest des Haars bohrt sich in die Haut und injiziert eine Brennflüssigkeit – ein Cocktail der auch Ameisensäure enthält.

Gut zu wissen: Brennhaare brechen nur, wenn man „gegen den Strich“ streicht – Fasst man Brennnesseln von unten nach oben an, kann man sie ohne Brennen pflücken. Nicht nur die Brennnessel, auch andere Pflanzen, wie Blumennesselgewächse, greifen zu ihrer Verteidigung zu "giftgefüllten" Haaren.

Eine andere Art der Abwehr sind scharfkantige Blätter, die schmerzhafte Schnittwunden zufügen können. Gräser, wie das Pampasgras oder Chinaschilf schützen sich so vor gefräßigen Tieren.

Auftrag: Mord!

Tödliche Symbiosen

Mit Düften locken Pflanzen nicht nur Bestäuber an, sie rufen auch Verstärkung

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Verteidigungswaffe 5

Pflanzenwaffe Auftrag: Mord!

Tödliche Symbiosen
Verteidigungswaffe 5

Vergleichbar mit: Bodyguards und Freundschaftsvertrag

Funktion: Verstärkung zur Verteidigung holen und Bündnisse schmieden

Defense-Dream-Teams

Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Nach diesem Motto locken Pflanzen Insekten an. Sie bitten zu Tisch. Angerichtet sind Raupen, die den Fehler begangen haben, als Überfallkommando über die Pflanze herzufallen. Die Raupe des Tabakschwärmers wandelt beim Fressen pflanzliche Inhaltsstoffe ungewollt in ein Locksignal um. Damit verraten sie ihren Feinden, die Raubwanzen, wo sie gerade speisen. Nicht nur Aromawolken, auch Flüssigkeiten locken Feinde von Feinden an, z.B. Nektar. Ameisen lieben den Zuckersaft und eilen zu Hilfe, wenn eine Horde Blattläuse über die Pflanze hergefallen ist.

Zum gemischten Doppel der Selbstverteidigung zählen aber auch die Bündnisse mit anderen Pflanzen. So hält Minze durch Duftstoffe den Kohlweißling vom Rotkohl fern. Thymian, Salbei, Lavendel oder Tomaten verscheuchen Schnecken, Knoblauch zudem Milben und Mäuse. Gleichzeitig warnen Pflanzen mit ihren Aromawolken auch ihre Nachbarn, um sie rechtzeitig in Alarmbereitschaft zu versetzen.

Appetitverderber

Bitterstoffe & Gifte

Chemie, Chemie, Chemie – egal ob giftig, bitter oder scharf, Pflanzen sind perfekte Chemiker.

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Verteidigungswaffe 6

Pflanzenwaffe Appetitverderber

Bitterstoffe & Gifte
Verteidigungswaffe 6

Vergleichbar mit: Rattengift oder Arsen

Funktion: Gefräßigen Feinden den Appetit verderben, um sie zu vertreiben.

Die Dosis macht das Gift

Pflanzen sind perfekte Chemiefabriken. In diesen produzieren sie Hunderttausende chemische Verbindungen. Darunter auch Waffen, die es in sich haben. Senfölbomben zum Beispiel. Diese Bomben arbeiten mit einem raffinierten Zeitzünder. Senfölglycoside sind ungiftig. Treffen diese aber auf das Enzym Myrosinase, entstehen giftige Substanzen. Damit sich die Pflanzen nicht selbst vergiften, werden die Glucosinolate und das Enzym getrennt gelagert. Wird ein Blatt verwundet treffen beide Komponenten aufeinander. Die Senfölbombe wird scharf.

Ein anderes Beispiel ist das Nervengift der Tabakpflanze: Nikotin. Ein millionstel Gramm Nikotin unseres Körpergewichts genügt, um uns zu töten.

Andere Pflanzen legen es darauf an, scharf (Chili) oder schlecht zu schmecken. Enzian, Wermut, Ampfer, aber auch viele Kräuter und Sträucher stehen deshalb nicht auf dem Speiseplan von Insekten, sehr wohl aber auf unserem.

Schutzschilde hoch!

Cuticula & Lotus-Effekt

Rutschige Blätter und borstige Haare sind ein Bollwerk, das eine Pflanze für die meisten Räuber unüberwindbar macht.

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Verteidigungswaffe 7

Pflanzenwaffe Schutzschilde hoch!

Cuticula & Lotus-Effekt
Verteidigungswaffe 7

Vergleichbar mit: Schutzweste, Schutzschild, Rüstung und Palisade

Funktion: Insekten, Viren, Bakterien oder Pilzsporen das Eindringen erschweren.

Aalglatt bis dickhäutig

Ketten von Fettsäuren mit eingelagerten Wachsen, und ein Haarkleid umgeben Pflanzen wie ein Schutzschild. Dieses bewahrt sie vor dem Austrocknen und es stört gewaltig beim Fressen. Wilde Kartoffeln, Tabak, aber auch Tomatenpflanze besitzen auf den Oberseiten der Blätter spezialisierte, feine Drüsenhaare. Versucht eine Blattlaus den Rüssel in die Pflanze zu stecken, sondern diese eine klebrige Flüssigkeit ab. Die Blattlaus verfängt sich darin und verhungert. Ganze Barrikaden von Haaren und Borsten schützen Organe wie die Blüten. Andere Haare verkalken oder verkieseln und werden vom weichen Pflaum zum Reibeisen für jede Schnecke.

Ein ganz besonderer Effekt ist der Lotus-Effekt. Durch ihn verringert sich die Kontaktfläche zwischen Regentropfen und Blatt. Der Regen perlt ab und damit auch Pilzsporen, Bakterien und Schmutz.