Schon gewusst? Der Präsidentenmacher

Wie John F. Kennedy von der „Kartoffelfäule“ profitierte

01.03.2021 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Der größte Feind der Kartoffel: Phytophthora infestans. (Bildquelle: © Rasbak / wikimedia.org / CC BY-SA 3.0)

Der größte Feind der Kartoffel: Phytophthora infestans. (Bildquelle: © Rasbak / wikimedia.org / CC BY-SA 3.0)

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die Weltgeschichte schreiben. So auch der Ausbruch einer tückischen Pflanzenkrankheit in Irland Mitte des 19. Jahrhunderts, die von einem Mikroorganismus verursacht wurde.

Die Rede ist von Phytophthora infestans, dem Auslöser der sogenannten Kraut- und Kartoffelfäule. Lange bevor Kennedy geboren wurde, vernichtete dieser Eipilz 1845 fast die vollständige Kartoffelernte Irlands. Mit dramatischen Folgen: über eine Millionen irischer Bauern verhungerte, mehr als doppelt so viele wanderten in die Vereinigten Staaten oder Australien aus. Darunter auch die Vorfahren des ehemaligen Präsidenten. Wahrscheinlich verhalfen die Wählerstimmen der zahlreichen irisch stämmigen US-Bürger Kennedy im Jahr 1960 zum Präsidentensieg.

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Phytophthora infestans  – ein Mikroorganismus, der Geschichte schreib: Der Erreger vernichtete 1845 und in den darauf folgenden Jahren große Teile der europäischen Kartoffelernte.

Phytophthora infestans  ein Mikroorganismus, der Geschichte schreib: Der Erreger vernichtete 1845 und in den darauf folgenden Jahren große Teile der europäischen Kartoffelernte.

Bildquelle: © I.Sáček, senior / wikimedia.org / CC0

Pflanzenschutzkonzepte gegen Phytophthora infestans

Noch immer nicht vom Tisch: Auch heute noch sorgt Phytophthora infestans global betrachtet für 20 Prozent und mehr der Ernteeinbußen bei Kartoffeln und Tomaten. Ihn zu bekämpfen ist aufwendig und umweltbelastend, da der kleine Algenpilz besonders anpassungsfähig ist. Chemische Pflanzenschutzwirkstoffe verlieren relativ schnell ihre Wirksamkeit und müssen in immer höheren Mengen eingesetzt werden. In der Züchtung wird daher auf einen Resistenztyp gesetzt, bei dem verschiedene Abwehrmechanismen gleichzeitig aktiv sind. Dies soll die Resistenzentwicklung des Schaderregers stark verlangsamen.

Neue Projekte arbeiten dazu auch an der Genomeditierung von Kartoffeln und Tomaten mit Hilfe der Genschere CRISPR/Cas. Mit diesem Verfahren könnten Resistenzgene aus Wildkartoffeln leichter in die Kulturkartoffeln übertragen werden. Aber auch andere Ansätze verfolgen die WissenschaftlerInnen dabei, z. B. eine Stärkung der Immunrezeptoren der Pflanzen, damit Abwehrreaktionen schneller anlaufen, oder das gezielte Abschalten von Genen der Kartoffel, die der Pilz bei einer Infektion benötigt (sogenannte „Empfindlichkeitsgene“).


Quelle:
Dixon, B. (1995/1996): Der Pilz, der John F. Kennedy zum Präsidenten machte, und andere Geschichten aus der Welt der Mikroorganismen. Zusammenfassung in: Spektrum der Wissenschaft 5/1996: 128.

Zum Weiterlesen:

Titelbild: Der größte Feind der Kartoffel: Phytophthora infestans. (Bildquelle: © Rasbak / wikimedia.org / CC BY-SA 3.0)