Schon gewusst? Auch Dichtestress sorgt für Artenvielfalt

Deshalb sind tropische Wälder so vielfältig

29.02.2024 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Ecuadorianischer Regenwald: Auf jedem Hektar wachsen hunderte verschiedener Baumarten. (Bildquelle: © Lion Hirth, gemeinfrei)

Ecuadorianischer Regenwald: Auf jedem Hektar wachsen hunderte verschiedener Baumarten. (Bildquelle: © Lion Hirth, gemeinfrei)

In tropischen Wäldern sorgen Krankheitserreger dafür, dass benachbarte Bäume einer Art schneller sterben. Auch deshalb sind diese Wälder besonders artenreich – sie vermeiden so den „Dichtestress“.

Tropische Wälder sind bekannt für ihre außergewöhnliche Artenvielfalt, insbesondere was Bäume betrifft. In diesen Ökosystemen, die in der Nähe des Äquators liegen, finden sich oft hunderte, wenn nicht sogar tausende Baumarten. Ein einzelner Hektar tropischen Regenwalds kann bis zu 100 verschiedene Baumarten beherbergen. Zum Vergleich: In mitteleuropäischen Wäldern findet man oft nur etwa 10 bis 20 verschiedene Baumarten auf gleich großer Fläche.

Diese Vielfalt ist mutmaßlich auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, darunter das ganzjährig warme Klima, die hohe Niederschlagsmenge und die lange evolutionäre Geschichte der Wälder, die es einer Vielzahl von Pflanzenarten ermöglicht hat, sich anzupassen und zu diversifizieren.

Alte Theorie, neue Daten

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Der Mo Singto Wald in Thailand ist eine wichtige Forschungsstätte für ökologische Studien in den Tropen.

Der Mo Singto Wald in Thailand ist eine wichtige Forschungsstätte für ökologische Studien in den Tropen.

Bildquelle: Bildquelle: © Lisa Hülsmann / Universität Bayreuth

Jetzt hat ein Forschungsteam unter Leitung der Universität Bayreuth eine weitere mögliche Erklärung gefunden: Spezialisierte Krankheitserreger und Schädlinge fördern die Baumartenvielfalt.  Schon vor mehr als 50 Jahren stellten die beiden Forscher Daniel Janzen und Joseph Connell die Hypothese auf, dass Krankheitserreger sich aufgrund des stabileren Tropenklimas stärker auf einzelne Baumarten spezialisieren können.

Die Folge: Je dichter Bäume einer Art beisammen wachsen, desto größer die Gefahr einer sich schnell übertragenen Infektion von benachbarten Bäumen. Dies wird auch als Dichtestress bezeichnet. Bei der Untersuchung wurden knapp 2,5 Millionen Bäume an 23 verschiedenen Standorten einbezogen und sie bestätigte die Theorie zumindest teilweise. Doch noch andere Faktoren scheinen hier eine Rolle zu spielen.

Viele Details noch unbekannt

Was das bedeutet, fasst Stuart Davies, Mitautor und Direktor des ForestGEO-Netzwerkes so zusammen: „Diese Studie zeigt, wie wichtig langfristige, groß angelegte empirische Untersuchungen der Wälder der Welt sind, um die Schlüsselprozesse zu verstehen, die die biologische Vielfalt in diesen kritischen Ökosystemen erhalten.” Denn gerade in Zeiten des Klimawandels könnten die hochgradig spezialisierten Interaktionen zwischen Bäumen und Schädlingen gestört werden, mit möglicherweise ungünstigen Auswirkungen auf die lokale Baumartenvielfalt. Es muss also noch viel geforscht werden, um die Waldökosysteme zu verstehen und erhalten zu können.


Quelle:
Hülsmann et al. (2024): “Latitudinal patterns in stabilizing density dependence of forest communities.” In: Nature (2024). doi: 10.1038/s41586-024-07118-4

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Titelbild: Ecuadorianischer Regenwald: Auf jedem Hektar wachsen hunderte verschiedener Baumarten. (Bildquelle: © Lion Hirth, gemeinfrei)