Studie National Research Council

USA: Gentechnisch veränderte Pflanzen haben das Potenzial, Umweltbelastungen zu reduzieren

Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in den USA nützt den Farmen und der Umwelt. Allerdings treffen diese Vorteile nicht immer zu und können mit der Zeit sogar zurückgehen. Das ist das Ergebnis eines aktuellen Reports des National Research Councils (NRC), der nun von den National Academies der USA veröffentlicht wurde. Um das gesamte ökonomische und ökologische Potenzial von gv-Pflanzen ausschöpfen zu können, sollten geeignete Instrumente entwickelt werden, um mögliche Auswirkungen erfassen zu können.

David Ervin NRC

David E. Ervin, Professor für Umweltmanagement an der Portland State University in Portland (Oregon), Vorsitzender des Komitees des National Research Councils bei der Vorstellung des Reports in Washington. Foto: National Research Council

In den USA werden gentechnisch veränderte Pflanzen auf der Hälfte der Ackerflächen angebaut, bei Soja, Mais und Baumwolle beträgt der Anteil der gv-Sorten 80 Prozent. 2008 beauftragte der National Research Council, eine unabhängige Non-profit-Organisation, ein zehnköpfiges Komitee aus Naturwissenschaftlern, Ökonomen und Soziologen, die Folgen des Anbaus von gv-Pflanzen seit 1996 zu untersuchen.

Mit der nun veröffentlichen Studie liegt erstmals eine umfassende Abschätzung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Auswirkungen der landwirtschaftlichen Produktion mit gv-Pflanzen vor.

Die meisten Betriebe haben mit der Entscheidung für gv-Pflanzen höhere Ernteerträge erzielt oder Kosten für Pflanzenschutzmittel oder Maschineneinsatz gesenkt. Zugleich wurden im Vergleich zu der bis dahin praktizierten konventionellen Landwirtschaft mit dem Anbau von gv-Pflanzen die Umweltbelastungen reduziert, so der NRC-Report.

Als Folge der vor allem bei Mais und Baumwolle großflächig angebauten Bt-Pflanzen, die über Resistenzen gegen bestimmte Schädlinge verfügen, werden weniger Insektizide zur Schädlingsbekämpfung ausgebracht.

Zudem habe das vor allem bei Sojabohnen nahezu flächendeckend eingesetzte System aus herbizidresistenten Pflanzen und dem dazu passenden Komplementärherbizid bodenschonenden Bearbeitungsverfahren zum Durchbruch verholfen. Durch die verbesserte Unkrautbekämpfung würden viele Farmer weniger pflügen. Dadurch verbesserten sich Qualität und Wasserhaltefähigkeit der Böden und die Erosion werde reduziert.

Mit den gv-Pflanzen würden weniger Insektizide und Herbizide verwendet, die in Böden und in Wasserläufe gelangen. „Die Verbesserung der Qualität der Oberflächengewässer könnte der größte Nutzen des Anbaus von gv-Pflanzen sein“, so David E. Ervin, Professor für Umweltmanagement und Vorsitzender des NRC-Komitees. Allerdings fehle es an der geeigneten Infrastruktur, solche Effekte zu erfassen.

Um diese Umweltvorteile auch in Zukunft zu erhalten, fordert das Komitee die Landwirte auf, sich an angemessene Regeln der Guten landwirtschaftlichen Praxis zu halten. So warnt es vor einem übermäßigen Gebrauch des Herbizidwirkstoffs Glyphosat , der beim Anbau herbizidresistenter Sorten zur Unkrautbekämpfung eingesetzt wird. Als Folge des wiederholten Ausbringens desselben Wirkstoffs haben in den USA bereits neun Unkrautarten Resistenzen gegen Glyphosat entwickelt. Gv-Sorten werden ihre Wirksamkeit einbüßen, wenn die Landwirte nicht auch andere Konzepte zur Unkrautbekämpfung einsetzen.

„Wir benötigen dringend ein besseres Verständnis dafür, wie sich Grüne Gentechnik auf Landwirtschaft und Umwelt auswirkt“, so Ervin. Das sei vor allem dann essentiell, wenn in Zukunft neue gentechnisch eingeführte Merkmale zur Verfügung stehen und bei weiteren Pflanzenarten gv-Sorten auf den Markt kommen.

Dabei sollten auch Abschätzungen sozialer Folgen einbezogen werden. Wie bei ähnlichen Technologiesprüngen in der Landwirtschaft sei auch bei der Grünen Gentechnik zu erwarten, dass kleine, wirtschaftlich schwächere Betriebe nicht mehr wettbewerbsfähig sein könnten, vor allem dann, wenn sie keine gv-Pflanzen anbauen wollen oder sich das teure, patentgeschütze gv-Saatgut nicht leisten können.

Die Mitglieder der NRC-Komitees werden von den Nationalen Akademien der USA nach Fachkompetenz und Erfahrung berufen. Sie müssen die Akademie-Standards anerkennen, mit denen mögliche Interessenskonflikte ausgeschlossen werden sollen. Alle Mitglieder eines Komitees müssen einem Report zustimmen. Wie alle NRC-Reports wurde auch der zu gv-Pflanzen vor der Veröffentlichung von externen Fachleuten überprüft.