Befragung von Landwirten

Bt-Mais in Spanien: Vorteile bei hohem Schädlingsbefall

Bt-Mais ist die bislang einzige in Europa für den Anbau zugelassene gentechnisch veränderte Pflanze. In nennenswertem Umfang angebaut wird dieser Mais vor allem in Spanien - 2007 auf etwa 17 Prozent der gesamten Maisanbaufläche Spaniens. Erstmals wurden nun die Erfahrungen der Landwirte mit Bt-Mais durch eine Befragung ermittelt und in der Zeitschrift Nature Biotechnology veröffentlicht.

männliche Blütenstände

Bt-Mais bildet ein Protein, das für den Schädling Maiszünsler giftig ist

Mais Eträge Spanien d

Mais-Erträge 2004 in drei spanischen Provinzen. Nur in Zaragoza/Aragon waren die Erträge bei Bt-Mais deutlich höher als bei konventionellem Mais.

Insektizideinsatz Spanien d

Anzahl der Insektizid-Anwendungen bei konventionellem Mais (im Durchschnitt 0,86 pro Jahr)

Insektizideinsatz Bt Spanien d

Anzahl der Insektizid-Anwendungen bei Bt-Mais (im Durchschnitt:0,32 pro Jahr)

Seit 1998 wird in Spanien Bt-Mais angebaut, der mit einer Resistenz gegen seinen Fraßfeind Maiszünsler ausgestattet ist. Spanische Landwirte haben somit neun Jahre Erfahrung mit dem kommerziellen Anbau von Bt-Mais. 2007 betrug die Fläche, die mit Bt-Mais MON810 bestellt wurde, etwa 75.000 Hektar. In Regionen mit starkem Befall durch den Maiszünsler macht der Anbau des transgenen Maises bis zu sechzig Prozent der Maisanbaufläche aus.

Befragt wurden 195 Landwirte, die Bt-Mais anbauen, sowie 184 Landwirte, die konventionellen Mais anbauen. Sie sollten Angaben machen zum Ertrag, den Saatgutkosten, dem erzielten Maispreis, dem Insektizideinsatz sowie den Insektizidkosten in den Jahren 2002 bis 2004.

Die Umfrage wurde u. a. von Wissenschaftlern der Universität Cordoba in den drei wichtigsten Bt-Maisanbaugebieten durchgeführt, den Provinzen Zaragoza in Aragon, Lleida in Katalonien und Albacete in Kastilien-La Mancha.

Um auszuschließen, dass Ertragsunterschiede auf unterschiedliche Kompetenzen der Landwirte zurückgeführt werden können, wurden zusätzlich „sozioökonomische Profile“ der Landwirte erhoben. Es zeigte sich, dass die beiden untersuchten Gruppen - Bt-Mais anbauende und konventionelle Landwirte - vergleichbar sind. Es gab keine statistisch bedeutsamen Unterschiede bei den Besitzverhältnissen, der Größe der Höfe, der hauptsächlich angebauten Kulturart, beim Alter, der Bildung oder der Erfahrung im Maisanbau.

Höhere Erträge mit Bt-Mais bei starkem Maiszünsler-Befall

In den drei Jahren 2002-2004 erzielten Landwirte, die Bt-Mais anbauten, durchschnittlich höhere Erträge als Landwirte, die Maisfelder konventionell bewirtschafteten. Statistisch signifikant höhere Erträge (11,8 Prozent) wurden jedoch nur für Aragon ermittelt. Auch wenn keine Daten zum Maiszünsler-Befall und die dadurch verursachten Schäden für diese Regionen im untersuchten Zeitraum vorliegen, so gebe es doch Hinweise auf einen stärkeren Maizünsler-Befall in Aragon, so die Autoren der Untersuchung.

Die regionalen Schwankungen bei den Ertragssteigerungen könnten auch auf fehlende, an die jeweiligen regionalen Bedingungen angepasste Bt-Maissorten zurückzuführen sein. 2003 waren in Spanien nur zwei Bt-Mais-Sorten kommerziell erhältlich, 2006 waren es dann schon über vierzig. Die wahrscheinlichste Erklärung für die geringfügigen Schwankungen sei aber der von Jahr zu Jahr und Region unterschiedliche Schädlingsdruck.

Die Ertragssteigerungen führten unmittelbar auch zu höheren Einnahmen bei den Bt-Mais anbauenden Landwirten. Denn der Preis, den die Landwirte für Mais als Futtermittel erzielen, ist für Bt- und konventionellen Mais gleich (0,13 Euro pro Kilogramm). Konventioneller Mais konnte demnach gegenüber Bt-Mais in den untersuchten Jahren keinen höheren Preis erzielen.

Weniger Insektizidanwendungen bei Bt-Mais

Unterschiede gab es aber bei den Insektizid- und den Saatgutkosten.

  • Insektizideinsatz:Mit konventionellen Insektiziden ist der Maiszünsler nur in einem begrenzten Zeitraum, zwischen Schlupf und Beginn des Einbohrens der Larven in den Stängel, zu bekämpfen. Dennoch wird zum Teil auch außerhalb dieser Zeit gespritzt. Im konventionellen Maisanbau wurden im Durchschnitt 0,86 Insektizid-Behandlungen pro Jahr durchgeführt, auf den Feldern mit Bt-Mais nur 0,32. Auf siebzig Prozent der Bt-Maisfelder wurde kein Insektizid zusätzlich eingesetzt. 42 Prozent der konventionell bewirtschafteten Felder kamen ebenfalls ohne Insektizideinsatz aus.
  • Saatgutkosten: Generell war Bt-Saatgut nur geringfügig teurer als konventionelles Saatgut. Nur in Aragon, wo am meisten Bt-Mais angebaut wird und der höchste Ertrag erwirtschaftet wurde, verlangten die Saatguthändler für Bt-Saatgut einen deutlichen Aufpreis.

Unterm Strich haben die Landwirte nach Abzug der Kosten für Insektizide und Saatgut in Aragon in den drei Jahren im Schnitt 122 Euro pro Hektar mehr eingenommen. In den anderen Regionen gab es nur geringfügige Gewinne und der Anreiz Bt-Mais anzubauen dürfte entsprechend geringer sein.

Die Landwirte wurden auch nach ihren Beweggründen gefragt, warum sie Bt-Mais anbauen oder nicht. Am häufigsten wurden genannt:

  • Geringeres Risiko für Verluste durch Maiszünsler-Schäden
  • Höherer Ertrag
  • Bessere Qualität der Ernte

Mit dem Einsatz von Bt-Sorten wurden geringere Schäden an den Pflanzen, eine geringere Empfindlichkeit für Pilzbefall nach der Ernte und eine entsprechend niedrigere Belastung mit Mykotoxinen verbunden.

Konventionelle Bauern nannten als häufigsten Grund, warum sie nicht zu Bt-Mais wechseln, dass sie grundsätzlich zurückhaltend seien gegenüber einem Wechsel.