Bt-Mais und Nicht-Zielorganismen

Kein Risiko für Florfliegen durch Bt-Maispollen

An der Schweizer Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon (ART) haben Wissenschaftler nun erstmals an ausgewachsenen (adulten) Florfliegen untersucht, ob sie durch Aufnahme von Bt-Maispollen geschädigt werden.

Während der Maisblüte nehmen Florfliegen Maispollen auf, sie nutzen ihn als Proteinquelle. Wenn gentechnisch veränderter Bt-Mais angebaut wird, kommen diese wichtigen „Räuber“ also direkt mit dem Bt-Toxin in Berührung, das auch im Pollen der Maispflanze gebildet wird. Florfliegenlarven hingegen ernähren sich vorwiegend von Blattläusen. Diese wiederum saugen Flüssigkeit aus den Nährstoffleitbahnen der Pflanze, die kein Bt-Toxin enthält. Florfliegen-Larven kommen also in der Natur kaum mit Bt-Toxin in Berührung. Dennoch wurden bisher nur die Larven untersucht.

Die ausgewachsenen Florfliegen haben filigrane, netzartige Flügel. Sie ernähren sich hauptsächlich von Honigtau, Nektar und Pollen. Ihre hellgrüne Farbe wechselt im Herbst zu gelblich-braun. Die Weibchen legen im Laufe ihres Lebens bis zu 700 Eier an den Unterseiten von Blättern ab.

Foto: ©Jenny Ziegler/PIXELIO

Florfliegenlarven sind bedeutende Nützlinge. Sie ernähren sich vorwiegend von Blattläusen und werden deshalb auch Blattlauslöwen genannt. Diese nehmen kein Bt-Toxin aus Maispflanzen auf, da sie sich von deren Pflanzensaft ernähren, der kein Bt-Toxin enthält.

Dennoch gab es an der gleichen Schweizer Forschungsanstalt bereits Untersuchungen mit Florfliegenlarven - mit unterschiedlichen Ergebnissen.

Foto: Dr. Stefan Kühne, Julius Kühn-Institut (JKI)

In dieser ersten Studie mit ausgewachsenen Florfliegen wurde 28 Tage lang Bt-Maispollen in Kombination mit einer Zuckerlösung an die Tiere verfüttert. Mais blüht in der Regel fünf bis acht Tage lang, in Ausnahmefällen kann sich die Blüte über 14 Tage erstrecken. Diese Zeit wurde auf 28 Tage verdoppelt.

Für die Versuche wurden Maissorten mit zwei verschiedenen Bt-Toxinen ausgewählt: Cry1Ab, auf das der Maiszünsler, ein Schmetterling, empfindlich reagiert und Cry3Bb1, das gegen den Maiswurzelbohrer, einen Käfer, wirkt.

Als Maissorte, die Cry1Ab bildet, wurde Bt176 verwendet. Bt176 wird heute nicht mehr angebaut, hat aber einen besonders hohen Gehalt an Bt-Toxin im Pollen. Andere gegen den Maiszünsler resistente Bt-Maissorten wie z.B. Bt11 oder Mon810, der auch in Europa angebaut werden darf, weisen deutlich geringere Bt-Toxingehalte auf. Als zweite Sorte wurde Mon88017 eingesetzt, der Cry3Bb1 bildet.

Zur Kontrolle wurde Pollen derisogenen Maissorten, das sind die konventionellen Ausgangssorten ohne gentechnische Veränderung, verfüttert.

In einer zweiten Versuchsreihe wurde den Florfliegen reines Bt-Toxin in einer künstlichen Diät angeboten. Die Toxin-Konzentrationen waren hier acht- bis zehnfach höher, als sie in Maispollen zu finden sind. Als „Positivkontrolle“ wurde eine Substanz aus Schneeglöckchen (GNA, Galanthus nivalis agglutinin) verfüttert, von der man weiß, dass Florfliegen empfindlich darauf reagieren.

In beiden Fütterungsversuchen wurden die Sterblichkeit, die Dauer bis zur Eiablage, die Anzahl der abgelegten Eier, die Fruchtbarkeit sowie das Trockengewicht der Florfliegen nach Beendigung der Tests untersucht.

Während der Tests wurden sowohl Stabilität und Bioaktivität der Cry-Proteine als auch die Aufnahme des Toxins durch die Florfliegen überprüft und bestätigt. Interessanterweise nahmen bei Fütterung mit Maispollen die männlichen Tiere 25mal weniger Toxin auf als die Weibchen. Als mögliche Erklärung führen die Autoren der Studie an, dass die Männchen nur Kohlenhydrate zum Überleben brauchen und sich deshalb vor allem an das Zuckerwasser gehalten haben, die Weibchen hingegen für die Fortpflanzung Proteine benötigen, die der Pollen liefert.

Für keinen der untersuchten Parameter in beiden Tests zeigten sich Unterschiede zwischen Bt-haltiger und konventioneller Diät. Dagegen wurde mit GNA sowohl die Dauer bis zur Eiablage, die Anzahl der abgelegten Eier, die Fruchtbarkeit als auch das Trockengewicht deutlich negativ beeinflusst.

Die Autoren ziehen als Ergebnis ihrer Untersuchungen die folgenden Schlussfolgerungen:

  • Florfliegen werden nicht durch Bt-Maispollen beeinträchtigt. Sie sind auch nicht empfindlich gegenüber deutlich höheren Toxinmengen als sie im Pollen zu finden sind.
  • Daher wird die Aufnahme von Bt-Maispollen als unerhebliches Risiko für Florfliegen angesehen.