Konfliktfeld Grüne Gentechnik

Kampf um Null

Nur ein Verzicht auf die Grüne Gentechnik könne die "schleichende Kontamination" mit Spuren gentechnisch veränderter Pflanzen aufhalten. Mit großem Aufwand versucht der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland), Genfood zum Wahlkampfthema zu machen. Der Verband beruft sich dabei auf eine Studie, die er selbst in Auftrag gegeben hat.

Verbraucher und Produzenten sollen auch künftig zwischen Produkten und Herstellungsweisen „mit“ und „ohne“ Gentechnik wählen können. Diese Wahlfreiheit zu sichern, war eines der wenigen gemeinsamen Ziele, auf die sich Industrie-, Umwelt- und Verbrauchergruppen im gerade abgeschlossenen Diskurs Grüne Gentechnik verständigen konnten.

Für den BUND und andere Gentechnik-Gegner bedeutet Wahlfreiheit das Recht auf Produkte, die absolut keine GVO-Bestandteile enthalten. Bei offenen Systemen wie sie Landwirtschaft und Lebensmittel darstellen, ist das jedoch mit der geforderten Ausschließlichkeit nur schwer zu erreichen.

In der BUND-Studie werden drei Szenarien durchgespielt.

  • Szenario Gentechnik ohne Grenzen: In der EU werden GVO-Pflanzen für den Anbau zugelassen. Es gibt keine verbindlichen Maßnahmen zur Minimierung von GVO-Beimischungen.
    Unter diesen Rahmenbedingungen ist es aus Sicht der Autoren der Studie nur mit großem Aufwand möglich, Lebensmittel zu erzeugen, die weniger als 1% GVO-Bestandteile enthalten.
  • Szenario Anbau mit Auflagen: Der Anbau von GVO-Pflanzen in der EU wird begrenzt und unter Auflagen erlaubt, der Anbau von GVO-Pflanzen in Nord- und Südamerika nimmt weiter zu.
    Es erscheint möglich, Schwellenwerte von 1% für GVO-Bestandteile einzuhalten.
  • Szenario Bei uns nicht: Das GVO-Anbauverbot wird für weitere fünf Jahre aufrechterhalten. Der Anbau in Nord- und Südamerika nimmt nicht weiter zu. Eine absolute Gentechnik-Freiheit für Verarbeitungsprodukte aus Mais, Soja und Raps ist nicht möglich. GVO-Anteile werden sich auf Spuren beschränken.

Aus den Szenarien folgert der BUND, dass nur ein weiteres Anbau-Verbot - und wohl auch drastische Einschränkungen für Freisetzungsversuche - die Wahlfreiheit sichere.

Allerdings - die Autoren der Studie selbst räumen ein, dass eine Wahlfreiheit, die 100%-gentechnikfreie Produkte voraussetzt, unrealistisch ist. „Die Forderung einer Nulltoleranz führt dazu, dass eine Kennzeichnung notwendig wird, sobald GVO oder deren Derivate (selbst in geringsten Mengen) in einem Produkt vorhanden sind.“

Es bestehe jedoch die Gefahr, so die BUND-Studie, dass dieses Konzept diejenigen Bauern und Hersteller bestrafe, die ohne Gentechnik arbeiten wollen. In vielen Fällen wäre diese Leistung aufgrund unvermeidbarer Verunreinigungen möglicherweise nicht mehr zu gewährleisten bzw. die Garantie einer Nulltoleranz nicht mehr bezahlbar.

Nicht zuletzt deswegen haben sich andere Akteure für „praktikable Schwellenwerte“ ausgesprochen.So plädieren 13 Verbände der Warenkette - von Lebensmittelindustrie und -handel über Bauernverband bis zu Gewerkschaften - in einer gemeinsamen Erklärung für verlässliche Rahmenbedingungen, die Koexistenz und Wahlfreiheit gewährleisten.