In den USA ist ein neuer GVO-Mais zugelassen

Bt-Mais gegen den Eine-Milliarde-Dollar-Käfer

In den USA verursacht er immense Schäden: der Maiswurzelbohrer. Nach Europa wurde er erst vor knapp zehn Jahren eingeschleppt und breitet sich seitdem stetig aus. Ein neuer gentechnisch veränderter Mais soll neue Bekämpfungsstrategien ermöglichen. Umstritten ist, wie eine Resistenzentwicklung des Schädlings am besten zu verhindern ist.

Maiswurzelbohrer. Foto: Marlin E. Rice

Ausbreitung des Maiswurzelbohrers in Europa (1992-2001). Ausgangspunkt war Belgrad (Punkt in der Mitte des Verbreitungsgebietes)

Maiswurzel

links: eine von Diabrotica befallene Maiswurzel
rechts: gesunde Maiszwurzel.
Foto: Prof. C.R. Edwards, Purdue University, USA

Eine Milliarde Dollar sollen die jährlichen Schäden betragen, die der Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera; engl.: western corn rootworm) im Maisanbau der USA verursacht. Die am Boden lebenden Larven des Käfers fressen die Luftwurzeln, die bald darauf absterben. Später dringen die älteren Larven in das Wurzelherz und von dort weiter in die Maispflanzen vor. Wegen der Schäden im Wurzelbereich knicken viele der befallenen Pflanzen vor der Ernte um.

In den USA wird der Wurzelbohrer durch intensiven Insektizideinsatz bekämpft. Etwa 200 Millionen US-Dollar werden dafür jährlich ausgegeben. Die durch den Schädling verursachten Ertragsverluste werden auf 800 Millionen US-Dollar geschätzt.

Auch eine Fruchtfolge kann Befall eindämmen, da die Larven des Wurzelbohrers nur in Maiswurzeln überleben können. Ebenso verringert der Anbau von Maissorten, deren Wurzeln schnell regenerieren können, den Verlust.

Von Belgrad nach Europa. Anfang der 1990er Jahre wurde der Käfer nach Europa eingeschleppt. Erstmals wurde er 1992 am Belgrader Flughafen entdeckt. Von da aus breitete er sich im großen ungarischen Tiefland und später in weiten Teilen Osteuropas aus. Inzwischen ist der Wurzelbohrer auch in Italien und der Schweiz aufgetaucht.

Trotz intensiver Suche mit Fallen wurde der Schädling bisher in Deutschland nicht gefunden.

Mit einer neuen Bt-Variante gegen den Maiswurzelbohrer

Als neue Option der Bekämpfung des Maiswurzelbohrers wurde Ende Februar 2003 eine gentechnisch veränderte Maislinie (Mon863; YieldGard Rootworm Corn) in den USA genehmigt. Ähnlich wie bei dem bekannten Konzept gegen den Maiszünsler wird auch in diesen GVO-Maispflanzen ein Bt-Toxin gebildet, das spezifisch gegen den Wurzelbohrer wirkt. Das Gen (cry3Bb1) stammt aus einer Unterart von Bacillus thuringiensis (B. t. ssp. kurmamotoensis), allerdings einer anderen als der, aus der die Gene stammen, die die Bt-Toxine gegen den Maiszünsler bilden und die bereits seit längerem auch in Deutschland getestet werden.

Dieses für die Verwendung in Pflanzen optimierte Gen wurde bereits 2001 von der US-amerikanischen Genehmigungsbehörde EPA bewertet. Jetzt wurde auch die Maislinie, die dieses Gen enthält, befristet und unter Auflagen zugelassen. So muss etwa ein sogenanntes Resistenzmonitoring stattfinden, um frühzeitig die mögliche Entwicklung von resistenten Wurzelbohrern entdecken zu können und geeignete Maßnahmen ergreifen zu können.

Diskussion um Refugiengröße

Umstritten ist, wie groß die Flächen mit konventionellem Mais sein sollen, die innerhalb von Anbauzonen mit Bt-Mais anzulegen sind. Solche „Refugienflächen“ sind ein wesentlicher Teil des Konzepts, mit dem eine schnelle Resistenzbildung beim Maiswurzelbohrer verhindert werden soll.

Die Refugien werden angelegt, damit sich dort die empfindlichen Schädlinge weiter vermehren können. Sollten resistente Insekten entstehen, werden sich diese mit den empfindlichen Schädlingen paaren. Dadurch werden die Resistenzgene in der nächsten Generation wieder „verdünnt“, so dass die Verbreitung der Resistenz aufgehalten oder zumindest verlangsamt werden kann.

Diese Strategie funktioniert aber nur, wenn sehr wenige Insekten in dem transgenen Mais überleben. Produzieren die transgenen Pflanzen zu wenig Bt-Toxin, könnte eine große Anzahl der überlebenden Insekten teilresistent sein. Paaren sie sich, können dadurch verschiedene Resistenzen entstehen. Daher ist es sinnvoll und wichtig, dass der Bt-Toxin-Gehalt wie bei den bisherigen Bt-Pflanzen immer relativ hoch ist.

In der neuen, gegen den Wurzelbohrer gerichteten Bt-Maislinie ist er deutlich geringer. Nach Meinung des Agrobiotech-Unternehmens Monsanto, das den neuen Bt-Mais entwickelt hat, reicht der Bt-Toxin-Gehalt aus, um die Schädlinge wirksam zu bekämpfen.

Zwar haben einige Experten zu einem Refugienanteil von 50 Prozent der Anbaufläche geraten, dennoch hat die EPA 20 Prozent angeordnet. Nach Schätzungen der Behörde würde es – bei einem Anbau in den ganzen USA sieben bis sechzehn Jahre dauern, bis es zu einem Problem mit Resistenzen käme.

Monsanto hat die Vermarktung von Saatgut der neuen Bt-Maislinine noch für 2003 angekündigt. Das Unternehmen geht jedoch davon aus, dass sie bis 2005 auf nicht mehr als sechs Prozent der US-Maisanbaufläche angebaut werden wird.

Die Genehmigung ist zunächst auf drei Jahre befristet. Danach wird auch das Refugien-Konzept erneut überprüft.