Grüne Gentechnik

China: Zwischen Hoffnung und Vorsicht

China - das Reich der Grünen Gentechnik? Spekuliert wird viel, doch im Westen ist wenig bekannt, in welchem Umfang gentechnisch veränderte Pflanzen dort bereits kommerziell angebaut werden. Der Stand der Grünen Gentechnik in China und der Stellenwert der biologischen Sicherheit waren auch ein Thema auf dem Internationalen Biosaftey-Symposium in Peking.

Beijing Friendship Hotel. Internationales Biosafety Symposium. Ein Thema der Konferenz ist der Stand der Anwendung der Grünen Gentechnik in China.

Bisher sind in China nur transgene Tomaten, Paprika, Petunien und Baumwolle für Anbau und Vermarktung zugelassen, führte Prof. Zhang-Liang Chen von der Universität in Peking, einer der führenden Wissenschaftler des Landes, am 11. Oktober 2002 vor dem internationalen Fachpublikum aus. Die Entwicklungen von insektenresistentem Bt-Mais, Bt-Reis und Bt-Soja seien abgeschlossen. Zulassungen sollten jedoch erst dann erteilt werden, wenn ein Anbau dieser Sorten die Exportchancen auf den internationalen Märkten nicht gefährdet.

Stolz ist man in China auf ein umfassendes, finanziell gut ausgestattetes Forschungs- und Entwicklungsprogramm. Schon 1986 bis 2000 seien 700 Millionen Yuan – umgerechnet knapp 88 Millionen Euro - in die Biotechnologie investiert worden und für die Jahre 2000 bis 2005 sei der Betrag noch auf 1,4 Milliarden Yuan erhöht worden, so Prof. Chen. Zusätzlich gäbe es noch weitere Forschungsprogramme zur Biotechnologie und auch ein spezielles für die Entwicklung transgener Pflanzen mit einem Volumen von 500 Millionen Yuan (62,5 Millionen Euro).

An über 130 verschiedenen GVOs werde in China geforscht, hatte der chinesische Vize-Agrarminister Zhang Baowen in seiner Begrüßungsansprache ausgeführt. Zehn transgene Pflanzen, darunter Kartoffeln, Mais, Reis und Raps, würden im Freiland getestet.

Ernährungssicherung vor Sicherheitsforschung

Die biologische Sicherheitsforschung hat in China offenbar einen geringeren Stellenwert als in Europa oder Nordamerika. Zur Begründung verwies Prof. Chen auf die in China noch immer wachsende Bevölkerung. Die Unterschiede zwischen einem Land wie Deutschland, wo jeder satt werden kann, und einem Land, dass sich die tägliche Nahrung erkämpfen muss, zeigten sich auch in den Forschungsprioritäten.

Dennoch werde auch in China vor einer Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen ihre Sicherheit nach internationalen Standards bewertet. Es gebe Monitoringprogramme, mit denen eventuelle negative Folgen eines GVO-Anbaus überwacht werden. Dies sei seit den ersten Freisetzungsversuchen Ende der 80er Jahre Praxis. Beobachter, die mit der „westlichen“ Risikodiskussion vertraut sind, haben Zweifel, ob Grundsätze wie Vorsorgeprinzip und Wahlfreiheit - zumindest nach europäischem Verständnis - in der chinesischen Praxis eine substanzielle Rolle spielen.

Allerdings beginnt auch die chinesische Öffentlichkeit sich für das Thema zu interessieren. In verschiedenen Zeitungen sind inzwischen kritische Artikel zur Grünen Gentechnik erschienen. Supermärkte bieten Produkte an, die als „gentechnikfrei“ gekennzeichnet sind.

Nach stürmischen Anfangsjahren tritt China bei der Kommerzialisierung von gentechnisch veränderten Reis- und Sojapflanzen nun auf die Bremse. Das mit 1,3 Milliarden Menschen bevölkerungsreichste Land kann sich nicht vor dem Welthandel verschließen. Der Anbau von GVO-Pflanzen in China könnte beim Export der Agrarprodukte nach Europa und in andere asiatische Länder zu Problemen führen.

Zudem ist China seit 1996 zu einem großen Sojaimporteur geworden, der mittlerweile fast 50 Prozent seines Bedarfs für seine wachsende Bevölkerung durch Einfuhren decken muss. Bekanntlich werden in zwei der großen Soja exportierenden Länder - USA und Argentinien - überwiegend GVO-Soja angebaut. Derzeit arbeitet die chinesische Regierung mit Hochdruck an eigenen Sicherheitsstandards für Agrarprodukte aus GVO-Pflanzen.

Zwischen Hoffnung und Vorsicht - auch in China ist die Regulierung der Pflanzenbiotechnologie zu einem politischen Balanceakt geworden.