Gentechnisch veränderter Mais und Fließgewässer

Bt-Mais gelangt in Bäche und Flüsse – ökologische Auswirkungen unklar

Seit einigen Jahren wird diskutiert, ob Bt-Protein aus gentechnisch verändertem Mais in Gewässer gelangen und die dort lebenden Insekten schädigen kann. In den USA, wo inzwischen auf rund zwei Dritteln der Maisanbaufläche Bt-Mais wächst, ist dazu eine neue Studie erschienen.

Tank, Rosi-Marshall

Jennifer Tank (University of Notre Dame; links), Emma Rosi-Marshall (Loyola University, Chicago; rechts) Foto: G. Lamberti

Köcherfliege

Köcherfliegen sind mit den Schmetterlingen verwandt und leben an Gewässern. Wenn sich dort Bt-Maisreste befinden, können Köcherfliegen auch Bt-Proteine aufnehmen. Vieles deutet jedoch darauf, dass die aufgenommenen Mengen zu gering sind, um schädliche Wirkungen hervorzurufen.
Foto: Wikimedia

In der neuen Studie von Jennifer Tank und Emma Rosi-Marshall wurden Gewässer im US-Bundesstaat Indiana untersucht. Indiana liegt im so genannten Corn Belt, wo intensiv Mais angebaut wird. Die Maisanbaugebiete im Corn Belt sind mit zahlreichen Entwässerungsgraben und unterirdischen Drainagen durchzogen. Bei der Maisernte werden meistens nur die Kolben geerntet. Die gehäckselten Maisreste verbleiben auf dem Feld und werden auch nicht untergepflügt. Daher gelangen Maisreste regelmäßig in die umliegenden Gewässer und können von dort weiter verfrachtet werden.

Im Mai 2007 wurden an 217 Gewässer-Standorten Proben von Maisresten (sofern vorhanden) und Wasser genommen. Die Auswertung von GIS (Geographical Information Systems)-Daten ergab, dass 2006 von den 630 Gewässerkilometern des Untersuchungsgebietes 99,9 Prozent höchstens 500 Meter von einem Maisfeld entfernt lagen. Reste von Maispflanzen wurden an 86 Prozent der untersuchten Standorte gefunden. Bei 13 Prozent der untersuchten Standorte wurde das Bt-Protein Cry1Ab in Maisresten, bei 23 Prozent im Wasser nachgewiesen.

Nach Ansicht der beiden Biologinnen sind die Auswirkungen einer Einschwemmung von Bt-Maisresten in Gewässerökosysteme zu wenig erforscht. Maisreste werden rasch von wasserbewohnenden Wirbellosen wie Köcherfliegen sowie von Regenwürmern und Asseln kolonisiert und als Futterquelle angenommen. Tank und Rosi-Marshall räumen ein, dass die von ihnen nachgewiesenen Bt-Mengen im Vergleich zum Bt-Gehalt frischer Maispflanzen gering seien. Es sei aber nicht bekannt, ob die gefundenen Bt-Konzentrationen in Wasser und Maisresten Beeinträchtigungen etwa von Köcherfliegen zur Folge haben können. Mögliche negative Auswirkungen auf diese Nicht-Zielorganismen hingen auch von der Futter-Aufnahmemenge und der Abbaurate der Maisreste ab. Da noch sechs Monate nach der Ernte Bt-Protein an den untersuchten Standorten gefunden wurde, sei eine Exposition der Nicht-Zielorganismen über Monate hinweg wahrscheinlich. All diese Punkte müssten mit weiteren Studien überprüft werden.

Erste Ergebnisse einer anderen Untersuchung lassen vermuten, dass die ökologischen Auswirkungen begrenzt sind. Eine im April veröffentlichte Studie der Universität von Maryland zeigte, dass Pflanzenteile von Bt-Mais bereits zwei Wochen nach der Ernte keine Wirkung mehr auf Maiszünsler und zwei Arten von Köcherfliegenlarven hatten. Im Gegensatz zur Studie von Rosi-Marshall und Tank wurde nicht nur untersucht, ob Bt-Protein in den Gewässern nachweisbar war, sondern ob es noch biologisch aktiv ist. Offenbar wird unter natürlichen Bedingungen das Bt-Protein in Gewässern rasch soweit abgebaut, dass es nicht mehr wirksam ist.