Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit

EFSA: Neue Mitglieder im Expertengremium für Gentechnik

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat heute die Wissenschaftler bekannt gegeben, die bis 2012 dem Expertengremium für Gentechnik (GMO-Panel) angehören werden. Vier der insgesamt 21 Mitglieder kommen aus Deutschland. Joachim Schiemann vom Institut für Sicherheit in der Gentechnik bei Pflanzen scheidet nach sechsjähriger Tätigkeit aus dem Gremium aus.

Prof. Joachim Schiemann scheidet als Mitglied des EFSA-Expertengremiums für gentechnisch veränderte Organismen aus. „Ich habe die konstruktiven, ergebnisoffenen und höchst qualifizierten wissenschaftlichen Debatten im GMO-Panel genossen.“

Drei Fragen an Joachim Schiemann: siehe unten

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (European Food Safety Authority, EFSA) ist für die Risikobewertung von Lebens- und Futtermitteln in der Europäischen Union zuständig. In Zusammenarbeit mit nationalen Behörden soll die EFSA unabhängige wissenschaftliche Beratung leisten. Die wissenschaftlichen Stellungnahmen der EFSA sind Grundlage für politische Entscheidungen, etwa durch EU-Kommission oder EU-Parlament.

Das GMO Panel der EFSA ist für die wissenschaftliche Sicherheitsbewertung von gentechnisch veränderten Organismen verantwortlich und setzt sich aus internationalen Experten zusammen. Die derzeit vier deutschen Vertreter im neuen GMO-Panel kommen von wissenschaftlichen Einrichtungen des Bundes. Detlef Bartsch vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit und Annette Pöting vom Bundesinstitut für Risikobewertung waren bereits in den letzten Jahren Mitglied des EFSA-Gremiums und wurden wieder berufen. Christoph Tebbe (Johann Heinrich von Thünen Institut) und Gerhard Flachowsky (ehemals Friedrich-Loeffler-Institut) sind neue Mitglieder.

Dr. Annette Pöting ist Lebensmitteltoxikologin am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin. Dort beschäftigte sie sich bisher auf nationaler Ebene mit der Sicherheitsbewertung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln, neuartigen Lebensmitteln und Lebensmittelzusatzstoffen. In der Vergangenheit war sie bereits in Expertengruppen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde als eingeladene Expertin zu Sicherheitsfragen bei Lebensmitteln aktiv.

Prof. Dr. Detlef Bartsch leitet beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Berlin das Referat „Koexistenz und GVO-Monitoring“. Im Rahmen seiner wissenschaftlichen Tätigkeiten an der Technischen Universität in Aachen hat er sich in den vergangenen Jahren vor allem mit ökologischen Fragestellungen bei gv-Zuckerrüben und gv-Mais befasst, darunter der mögliche Einfluss von gv-Mais auf Nicht-Zielorganismen.

Prof. Dr. Gerhard Flachowsky war bis vor kurzem Leiter des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) in Braunschweig. Er ist Experte für Ernährungsphysiologie und Fütterungsstudien bei Nutztieren, Mitglied des wissenschaftlichen Ausschusses für Tierernährung bei der EU (SCAN) sowie Gutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Prof. Dr. Christoph Tebbe leitet die Arbeitsgruppe „Mikrobiologie und Molekulare Ökologie“ des Instituts für Biodiversität am Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsanstalt für Ländliche Räume, Wald und Fischerei in Braunschweig. Am Institut werden z.B. neue molekulare Verfahren entwickelt, um den Einfluss von transgenen Pflanzen auf die genetische Vielfalt der mikrobiellen Gemeinschaften im Boden zu untersuchen.

Aufgrund der Ernennung von Joachim Schiemann als Leiter des Instituts für Sicherheit in der Gentechnik bei Pflanzen am Julius Kühn-Institut in Quedlinburg sah die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde einen möglichen Interessenskonflikt. Joachim Schiemann war seit 2003 Mitglied des GMO-Panels und bereits von 2000-2003 Mitglied des Scientific Committee on Plants der EU-Kommission, das vor Gründung der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde die Sicherheitsbewertung von gentechnisch veränderten Pflanzen durchführte.

„Die EFSA muss als politisch unabhängige Institution weiterarbeiten“

Drei Fragen an Joachim Schiemann zu seiner Arbeit im GMO-Panel.

bioSicherheit: Herr Schiemann, wären Sie gerne im GMO-Panel geblieben?

Joachim Schiemann: Ich bedauere die Entscheidung der EFSA-Hierarchie sehr, ich hätte gerne für weitere drei Jahre dort mitgearbeitet. In all den Jahren habe ich die konstruktiven, ergebnisoffenen und höchst qualifizierten wissenschaftlichen Debatten im GMO-Panel genossen. Dort konnte man auch sehr viel von seinen wissenschaftlichen Kollegen lernen und das Ergebnis sind wissenschaftlich sehr solide Stellungnahmen des Panels.

bioSicherheit: Wie sah eigentlich der Alltag im GMO-Panel aus?

Joachim Schiemann: Es gibt natürlich die Sitzungen des GMO-Panels in Parma, dem Sitz der EFSA. Die finden etwa zehnmal im Jahr statt. Zusätzlich noch Sitzungen der Umweltarbeitsgruppe, in der ich mitgearbeitet habe, und Sitzungen von Ad-hoc-Arbeitsgruppen, die zahlreiche Richtlinien ausgearbeitet haben. In der Umweltarbeitsgruppe werden nahezu täglich die aktuellen Veröffentlichungen aus der Sicherheitsforschung bzw. Umweltrisikobewertung per Email zirkuliert und miteinander diskutiert. Die Arbeit ist dadurch schon sehr umfangreich. Alle aktuellen wissenschaftlichen Daten werden in Vorbereitung der Stellungnahmen gewürdigt und ausführlich diskutiert. Besonders intensiv werden natürlich die Arbeiten diskutiert, die mögliche negative Umwelteffekte von GVO beschreiben.

bioSicherheit: Und wie sieht ihr persönliches Fazit aus?

Joachim Schiemann: Es war aus meiner Sicht eine ganz wichtige europäische Entscheidung, die EFSA vor sechs Jahren als unabhängige wissenschaftliche Institution zu etablieren. Die strikte Trennung von Risikobewertung durch die EFSA und Risikomanagement der Europäischen Kommission im Zusammenwirken mit den Mitgliedstaaten ist die Grundlage für eine qualifizierte Bewertung der Lebensmittelsicherheit. Der Verbraucherschutz in Europa ist dadurch zusätzlich gestärkt worden. Die EFSA liefert mittels unabhängiger Experten in transparenter Weise die wissenschaftlichen Bewertungsgrundlagen. Dadurch können die richtigen politischen Entscheidungen getroffen werden. Die EFSA muss auch in Zukunft als politisch unabhängige und wissenschaftsbasierte Institution weiterarbeiten.