Wirksame Bekämpfungsmethoden dringend benötigt

Maiswurzelbohrer sorgt für massive Ernteausfälle in Norditalien

In der Lombardei, dem wichtigsten Maisanbaugebiet Italiens, hat der Maiswurzelbohrer bereits dreißig Prozent der diesjährigen Ernte vernichtet. Inzwischen ist der Schädling auch in anderen europäischen Ländern auf dem Vormarsch, unter anderem in Deutschland. Die Maisbauern benötigen in naher Zukunft geeignete Bekämpfungsstrategien. Erstmals deutet sich jetzt die Möglichkeit einer biologischen Bekämpfung des Maiswurzelbohrers mit Hilfe eines natürlichen Fraßfeindes an. Die Entwicklung der biologischen Bekämpfungsmethode könnte mit Hilfe gentechnischer Methoden beschleunigt werden.

Diabrotica am Stängel einer Maispflanze. Die adulten Käfer schlüpfen im Sommer und überleben bis zum Frosteinbruch. Sie ernähren sich von oberirdischen Pflanzenteilen, vorzugsweise von Pollen und Narbenfäden.

Der Maiswurzelbohrer ist der Schädling, gegen den sich die meisten Insektizidanwendungen weltweit richten. In den USA summieren sich die Kosten für die durch ihn verursachten Schäden und für seine Bekämpfung jedes Jahr auf etwa eine Milliarde US-Dollar.

Maiswurzelbohrer-Larven an einer Maiswurzel

Die Schäden werden hauptsächlich von den Larven des Käfers verursacht, die während der verschiedenen Larvenstadien zunächst an den Feinwurzeln, dann an der Hauptwurzel und am Stängel fressen. Bei starkem Befall kippen bis zu 80 Prozent der Pflanzen um.

Maiswurzelbohrerverbreitung

Seit den neunziger Jahren breitet sich der Maiswurzelbohrer in Europa aus: zunächst in Osteuropa, seit 1998 auch in Westeuropa.

Die Fadenwürmer oder Nematoden gehören zu den artenreichsten Stämmen des Tierreichs. Bislang wurden mehr als 20.000 Arten beschrieben. Einige von ihnen ernähren sich von den Larven des Maiswurzelbohrers.
Foto: Sebastian Höss

Der Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera virgifera), ein Käfer, zählt zu den bedeutendsten Maisschädlingen. Er kommt ursprünglich aus Mittelamerika, ist aber bereits seit einigen Jahrzehnten in Nordamerika mit seinen ausgedehnten Mais-Monokulturen beheimatet. Dank moderner Transportmittel gelangte er in den neunziger Jahren auch nach Europa.

Zunächst breitete er sich in Osteuropa aus. Italien war das erste westeuropäische Land, in dem er gefunden wurde: 1998 in der Nähe des Flughafens von Venedig, 2000 in der Nähe eines Verladebahnhofs in der Lombardei. Es folgten weitere Käferfunde in Frankreich, Großbritannien, Belgien, den Niederlanden, der Schweiz und im Juli 2007 erstmals in Deutschland. Überall, wo der Käfer gefunden wurde, versuchte man ihn durch das Einrichten von Quarantänezonen, den Einsatz von Insektiziden und die Einführung der Fruchtfolge auszurotten. Seit Oktober 2003 beschloss die EU-Kommission dazu einen einheitlichen Katalog von Mindestmaßnahmen.

Die Ausrottungsmaßnahmen waren in den betroffenen Ländern unterschiedlich erfolgreich. Während etwa in Belgien und den Niederlanden eine Ausbreitung von Diabrotica verhindert werden konnte, wurde der Befall in der Lombardei erst erkannt, als er schon relativ weit fortgeschritten war. Deshalb kamen die Maßnahmen hier zu spät. Neun Jahre nach dem ersten Käferfund werden von dort nun Ernteausfälle von rund einer Million Tonnen gemeldet, was nach Angaben der Agrarverbände etwa dreißig Prozent der diesjährigen Produktion in der Poebene bedeutet. Vertreter des Landwirtschaftsverbandes Confoagricultura fordern deshalb die offizielle Einstufung der Lombardei als Katastrophengebiet mit Anspruch auf staatliche Entschädigung.

In Deutschland wurde der Käfer bislang nur in Bayern und Baden-Württemberg gefunden. Dort breitet er sich allerdings aus und das Ziel, ihn auszurotten, ist wahrscheinlich nicht mehr erreichbar. Fachleute gehen davon aus, dass die natürliche Ausbreitung des Maiswurzelbohrers sich in Europa nicht mehr aufhalten, sondern nur noch verzögern lässt. Das bedeutet, dass der Maisanbau in naher Zukunft geeignete Bekämpfungsstrategien benötigen wird.

Die Einführung des Fruchtwechsels - es wird nicht mehr Mais auf Mais angebaut - kann allenfalls den Schädlingsdruck mindern und die Ertragsausfälle reduzieren. Ein Teil der Käfer-Eier überlebt auch zwei Jahre im Boden oder wird an anderen Pflanzen abgelegt.

In den USA werden seit einigen Jahren gentechnisch veränderte Maissorten angebaut, die v.a. in ihren Wurzeln ein Bt-Protein bilden, das gezielt gegen den Maisswurzelbohrer wirkt. In Europa ist die Zulassung von Bt-Mais mit Diabrotica-Resistenz für den Anbau zwar beantragt, aber noch nicht in Sicht. In Deutschland hat sich von 2005 bis 2008 ein vom BMBF gefördertes Forschungsprojekt damit befasst, ob ein Anbau dieser Bt-Mais-Variante schädliche Auswirkungen auf Umwelt und Biodiversität haben könnte.

Solange solche gentechnisch veränderten Sorten in Europa nicht zum Anbau zugelassen sind, bleibt der Einsatz von Insektiziden, die entweder in den Boden ausgebracht oder zur Beizung des Saatguts verwendet werden. Bei der Beizung von Maissaatgut gab es allerdings 2008 Probleme: Das Pflanzenschutzmittel haftete nicht ausreichend an den Maiskörnern und setzte sich auf den Blüten ab. Das führte zu einem flächendeckenden Bienensterben am Oberrhein. Seitdem ruht die Zulassung von Beizmitteln für Maissaatgut.

Eine neue Möglichkeit, den Maiswurzelbohrer zu bekämpfen, ist möglicherweise der Einsatz eines natürlichen Fraßfeindes, eines Fadenwurms, der an d ie Larven des Käfers geht. Die Versuche dazu stehen aber noch am Anfang. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass manche Maissorten einen Wirkstoff produzieren, der diese Fadenwürmer anlockt. Bei den heutzutage angebauten Hochleistungssorten ist die Fähigkeit im Laufe der Züchtung verloren gegangen. Das Gen für den Wirkstoff kann durch konventionelle Züchtung oder mit Hilfe gentechnischer Methoden wieder in das Genom der heute genutzten Maissorten eingebracht werden, wobei letzteres weniger Zeit in Anspruch nehmen würde. Eine Gruppe internationaler Forscher hat einen solchen gentechnisch veränderten Mais jetzt getestet – mit durchaus vielversprechenden Ergebnissen.