Kulturpflanze Kartoffel:

Nahrhafte Knolle

Erdapfel, Erdbirne, Kantüffel, Krumbeer oder Tüfte – die regionalen Bezeichnungen für die Kartoffel sind fast ebenso vielfältig wie ihre Sorten. Botanisch gesehen gehört die Kartoffel zur Familie der Nachtschattengewächse, zu der auch Tomate, Tabak, Tollkirsche und Stechapfel gehören. Mit der Süßkartoffel ist unsere herkömmliche Kartoffel jedoch nicht verwandt.

Die Kartoffel ist die weltweit wichtigste Nahrungspflanze. Und sie ist gesund. Sie enthält hochwertiges pflanzliches Eiweiß, die essentielle Aminosäure Lysin, viel Kalium und weitere Mineralien (Calcium Magnesium, Phosphor, Eisen und Zink) sowie Vitamin C und Vitamine der B-Gruppe. Der Fettgehalt der Kartoffel ist hingegen sehr gering, er liegt bei ca. 01 %.

kartoffel_inhaltsstoffe

Inhaltsstoffe der Kartoffel
Quelle: aid

Kartoffel Anbauflächen weltweit 2010

Kartoffel-Anbauflächen weltweit 2010

Kartoffel Erntemengen weltweit 2010

Kartoffel-Erntemengen weltweit 2010
Quelle: FAO
aus: Agrarmärkte 2011, LEL Schwäbisch Gmünd

Beeren an einer Kartoffelpflanze

Die oberirdischen Pflanzenteile der Kartoffel sind giftig

Die Urform der Kartoffel stammt aus den südamerikanischen Anden. Sie wurde dort schon von den Inkas als Nahrungsmittel genutzt. Kartoffeln wachsen selbst noch in Höhen von zweitausend Metern. Heute werden Kartoffeln weltweit von den gemäßigten Klimaregionen bis in die Subtropen angebaut. Während es in Südamerika mehr als zweihundert botanische Arten von Kartoffeln gibt, von denen sieben kultiviert werden, wird in Europa nur die Art Solanum tuberosum angebaut. Laut Food and Agriculture Organization (FAO) wurden im Jahr 2010 weltweit etwa 320 Millionen Tonnen Kartoffeln geerntet. Die führenden Anbauländer sind China, Indien, Russland, USA und die Ukraine, in der Europäischen Union werden in Polen, Deutschland und Rumänien die meisten Kartoffeln angebaut.

Vegetative Vermehrung durch Knollen

Kartoffeln blühen je nach Sorte rotviolett, blauviolett oder weiß. Da die Blüte zwittrig ist, erfolgt die Befruchtung in der Regel durch Selbstbestäubung. Im Feldanbau werden Kartoffeln nur ungeschlechtlich (vegetativ) über Knollen vermehrt, da nur so die von Handel und Verbraucher gewünschten Verwertungs-eigenschaften erhalten bleiben. Aus den „Augen“ der Mutterknolle keimen neue Triebe, die so entstandene Tochterpflanze ist ein Klon, also mit der Mutter genetisch identisch. Aus den Blüten entwickeln sich grüne, kirschgroße Beeren, in denen bis zu 150 Samen heranreifen. Aus den Samen lassen sich unter geschützten Bedingungen im Gewächshaus Kartoffelpflanzen ziehen - diese Pflanzen aus der geschlechtlichen (generativen) Vermehrung entwickeln pflaumengroße „Sämlingsknollen“, die allerdings nur für die Kartoffelzüchtung verwendet werden. Alle oberirdischen Teile der Kartoffel sind giftig, sie enthalten das Alkaloid Solanin.

Die Kultur-Kartoffel ist tetraploid, d.h. sie hat vier Chromosomensätze und deshalb sehr komplexe Vererbungsmuster. Das macht es ausgesprochen schwierig, eine oder gar mehrere gewünschte Eigenschaften einzukreuzen - zumal für eine Eigenschaft in der Regel mehrere Gene zuständig sind.

Kartoffelsorten: Weltweite Vielfalt

Das internationale Kartoffelinstitut mit Sitz in Lima (Peru) unterhält die weltweit größte Gendatenbank mit etwa hundert wilden und 3800 in den Anden traditionell kultivierten Kartoffelsorten. Weltweit gibt es um die 5000 Kartoffelsorten. Der Sortenkatalog der Europäischen Gemeinschaft benennt über 1400 Sorten, in Deutschland sind mehr als 200 Kartoffelsorten zugelassen. Die Farbe des Kartoffelfleisches ist sortenabhängig weißlich, gelb oder wie im Fall der Trüffelkartoffel dunkel violett.

Kartoffelsorten sind in Deutschland beim Bundessortenamt in Hannover in der Bundessortenliste registriert. Zusätzlich kann der Züchter für neue Sorten den Sortenschutz beantragen. Das bedeutet, dass für einen Zeitraum von dreißig Jahren beim Anbau Lizenzabgaben an den jeweiligen Züchter fällig werden können. Dadurch kann es zu Konflikten mit Anbietern kommen, etwa wenn etablierte Sorten nach Ablauf der Schutzfrist vom Markt genommen werden. Ein freier Verkauf ist dann nicht mehr erlaubt, so wie bei der Kartoffelsorte Linda.