Schädling breitet sich weiter in Deutschland aus

Maiswurzelbohrer erstmals in Nordrhein-Westfalen aufgetreten

In Köln wurden insgesamt acht Exemplare des Westlichen Maiswurzelbohrers gefunden. Das teilte das nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerium am 17. August mit. Bislang kam der Käfer in Deutschland nur in Bayern und Baden-Württemberg vor. Er ist einer der bedeutendsten Maisschädlinge weltweit und wird in der EU als Quarantäneschädling eingestuft.

Maiswurzelbohrer, Käfer an einer Maiswurzel

Der Westliche Maiswurzelbohrer, Diabrotica virgifera, ein weltweit gefürchteter Maisschädling, breitet sich in Deutschland weiter aus.

Die Maiswurezlbohrerlarven fressen an den Maiswurzeln

Sind die Maiswurzeln durch Larvenfraß geschädigt, verlieren die Pflanzen ihre Standfestigkeit und kippen um.

Weltweit sind rund 20 Millionen Hektar Maisanbaufläche vom Westlichen Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera) befallen, davon etwa 13,5 Millionen Hektar in den USA. Er schädigt vor allem die Wurzeln der Maispflanzen. Bei starkem Befall kippen bis zu 80 Prozent der Pflanzen um. Die Schäden für die Landwirte sind immens; in den USA summieren sich die Kosten für die durch Diabrotica verursachten Schäden und für seine Bekämpfung jedes Jahr auf etwa eine Milliarde US-Dollar.

Auf natürliche Weise, also durch den aktiven Flug der Käfer, kann sich der Maiswurzelbohrer mit einer Geschwindigkeit von bis zu hundert Kilometern im Jahr ausbreiten. Daneben hat aber auch die punktuelle Einschleppung durch Ferntransporte immer wieder eine wichtige Rolle bei seiner Ausbreitung gespielt. Unter anderem gelangte der Schädling Ende der 1980er Jahre auf diese Weise nach Europa – mit dem Flugzeug von Nordamerika in das ehemalige Jugoslawien. Das plötzliche Auftreten des Käfers in Nordrhein-Westfalen ist eigentlich nur mit einer solchen punktuellen Einschleppung zu erklären. Das befallene Feld liegt in der Nähe des Flughafens Köln/Bonn.

Aber auch die natürliche Ausbreitung des Maiswurzelbohrers setzt sich in Deutschland fort. Wie das baden-württembergische Agrarministerium am 18. August mitteilte, sind 2010 im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, der bislang befallsfrei war, rund dreißig Exemplare von Diabrotica gefangen worden.

Zur Bekämpfung des Maiswurzelbohrers sind EU-weit einheitliche Quarantänemaßnahmen vorgeschrieben. Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Landwirtschaftsministeriums wurden sie in Köln nach den Käferfunden unverzüglich eingeleitet. Im Umkreis von einem Kilometer um das betroffene Feld wurde eine so genannte Befallszone, im Umkreis von fünf Kilometern eine Sicherheitszone ausgewiesen. In der Befallszone wird der Schädling mit Pflanzenschutzmitteln bekämpft und es darf bis auf Weiteres kein Mais mehr angebaut werden. In der Sicherheitszone ist ein Fruchtwechsel vorgeschrieben, d.h. dort darf noch nur in jedem zweiten Jahr Mais angebaut werden.

Eine andere Bekämpfungsstrategie ist der Anbau gentechnisch veränderter Maissorten, die v.a. in ihren Wurzeln ein Bt-Protein bilden, das gezielt gegen den Maiswurzelbohrer wirkt. In den USA werden derartige Maissorten seit einigen Jahren angebaut, in Europa ist ihre Zulassung beantragt, aber nicht in Sicht. Von 2005 bis 2008 hat sich ein vom BMBF geförderter Forschungsverbund damit befasst, ob ein Anbau von Diabrotica-resistentem Bt-Mais schädliche Auswirkungen auf Umwelt und Biodiversität haben könnte. In Nachfolgeprojekten wird von 2008 bis 2011 eine Maissorte untersucht, die verschiedene Bt-Proteine bildet, von denen eines gegen den Maiswurzelbohrer gerichtet ist.