Metastudie zu Fütterungsversuchen

Gentechnik im Futter: Keine Langzeitfolgen

Bei dem Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen als Nahrungs- und Futtermittel ist nicht mit negativen Langzeitfolgen zu rechnen, so das Ergebnis einer neuen Metastudie. Die Autoren kommen außerdem zu dem Schluss, dass Fütterungsversuche über 90 Tage grundsätzlich ausreichen, um die gesundheitliche Unbedenklichkeit einer gv-Pflanze sicherzustellen. Längere und aufwändigere Studien würden im Normalfall keine zusätzlichen Erkenntnisse erbringen.

Kühe

Verfütterung von Maissilage an Rinder

Wenn im Rahmen der Sicherheitsbewertung von gv-Pflanzen Fütterungsversuche durchgeführt werden, sind es in der Regel neunzigtägige Versuche mit Nagetieren, die sich an OECD-Standards orientieren. In der Vergangenheit wurde häufig kritisiert, diese Studien seien zu kurz und zu unspezifisch. Mögliche Langzeiteffekte könnten damit nicht entdeckt werden.

Ein Team von Wissenschaftlern um Agnes Ricroch von der Universität AgroParisTech ging nun in einer Metastudie gezielt der Frage nach, ob sich in Fütterungsstudien, die länger als 90 Tage oder über mehrere Generationen hinweg durchgeführt wurden, Effekte zeigen, die man mit den neunzigtägigen Standardstudien nicht entdeckt hätte. In der wissenschaftlichen Literatur seit 1996 recherchierten sie 24 solche Langzeit- und Mehrgenerationenstudien. 22 davon kamen aus öffentlichen Forschungseinrichtungen. Eine Mehrgenerationenstudie mit Mäusen, die 2008 an der Universität Wien durchgeführt wurde und für Aufsehen in der Öffentlichkeit sorgte, wurde nicht einbezogen, weil sie nie in einer wissenschaftlichen Zeitschrift mit peer review veröffentlicht wurde.

Zusätzlich werteten die Wissenschaftler neunzigtägige Standard-Fütterungsstudien aus, in denen gv-Pflanzen verfüttert wurden, zu denen es auch eine Langzeit-oder Mehrgenerationenstudie gibt.

In den 24 ausgewählten Studien wurden vor allem Bt-Mais und herbizidtolerante Soja verfüttert, in einzelnen Studien aber auch gentechnisch veränderte Kartoffeln, Triticale und Reis. Gv-Soja wurde vor allem an Mäuse und Ratten verfüttert, Bt-Mais eher an landwirtschaftliche Nutztiere wie Kühe, Schweine und Hühner. An den Versuchstieren wurden je nach Studie unterschiedlichste Untersuchungen durchgeführt. Dazu gehörten die Erfassung von Parametern wie Wachstum, Nahrungsaufnahme und Organgewicht, aber auch biochemische Analysen von Körperflüssigkeiten wie Milch und Blut und histologische Untersuchungen verschiedener Organe.

Die Ergebnisse der ausgewerteten Studien geben keinen Hinweis auf eine gesundheitliche Gefährdung durch den Verzehr von gv-Pflanzen, schreiben die Autoren der Metastudie. In den wenigen Fällen, in denen es statistisch signifikante Unterschiede zwischen Test- und Kontrollgruppen gab, lägen diese innerhalb der normalen biologischen Schwankungsbreite und seien zumeist von den Studienleitern selbst als nicht relevant eingestuft worden.

Die Autoren kritisieren jedoch, dass ein großer Teil der Studien Mängel beim Versuchsdesign zeige. So entsprach die Zahl der Versuchstiere nur in sechs der 24 Studien den OECD-Empfehlungen, in allen übrigen Studien lag sie darunter. Außerdem sei häufig versäumt worden, eine zu der jeweiligen gv-Pflanze isogene Linie als Kontrolle zu verfüttern. Ein weiterer Kritikpunkt lautet, dass in vielen Studien keine oder zu wenige Versuchswiederholungen durchgeführt wurden.

Insgesamt interpretieren die Autoren ihre Ergebnisse dahingehend, dass Langzeit- und Mehrgenerationenstudien im Regelfall keinen Erkenntnisgewinn gegenüber 90-Tage-Studien bringen. Wenn sie doch durchgeführt werden müssen, weil nach einer 90-Tage-Studie noch offene Fragen bleiben, sollten in Zukunft die Versuchsdesigns standardisiert werden. Grundsätzlich habe die Metastudie aber gezeigt, dass beim Konsum gentechnisch veränderter Pflanzen nicht mit negativen Langzeitfolgen zu rechnen sei.