Nach der Zerstörung von Versuchsfeldern. Ein Kommentar.

Sicherheitsforschung - die erzwungene Geheimwissenschaft

Zum zweiten Mal wurde in der Nähe von Dahnsdorf (Brandenburg) ein Versuchsfeld der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) zerstört. Im März waren gentechnisch veränderte Rapspflanzen betroffen, im Juni gentechnisch veränderte Kartoffeln. In beiden Versuchen sollte herausgefunden werden, wie sich bestimmte gentechnisch veränderte Pflanzen in ihrer Umwelt verhalten.

Versuchsfeld mit gentechnisch veränderten Kartoffeln: vor der Zerstörung…

… und nach der Zerstörung.

Der Dahnsdorfer Versuch ist in diesem Jahr der einzige in Deutschland, der sich mit Sicherheitsfragen gentechnisch veränderter Kartoffeln beschäftigt. Untersucht werden sollten mögliche Umwelteinwirkungen, die von gentechnisch veränderten Kartoffeln mit einem erhöhten Fruktan-Gehalt ausgehen.

Pflanzen herausgerissen, Versuchsfelder zerstört. Die Anti-Gentechnik-Aktivisten haben vermutlich ihr unmittelbares Ziel erreicht: Die Freilandversuche in Dahnsdorf sind für dieses Jahr vorzeitig und ohne Ergebnis beendet. Vor allem aber haben sie ein deutlichen Zeichen gesetzt: die Grüne Gentechnik wird als verhasstes Symbol für Profitgier, Konzernmacht und Naturzerstörung mit allen, auch militanten Mitteln bekämpft.

Die Wirkung solcher Aktionen reicht jedoch weit über den einzelnen Versuch hinaus. Sie verändern das gesellschaftliche Klima, in dem Sicherheitsforschung mit gentechnisch veränderten Pflanzen stattfindet.

Aktionen wie die in Dahnsdorf setzen eine verhängnisvolle Spirale in Gang: bis dahin offene, auskunftsfreudige Wissenschaftler schotten sich gegenüber einer nun als feindlich empfundenen Öffentlichkeit ab - und bestätigen damit den latent vorhandenen Verdacht, dass die „Gentechniker“ etwas zu verbergen haben und sich nicht in ihre Karten schauen lassen wollen.

Gerade weil so viele Menschen neue, unbeherrschbare Risiken durch gentechnisch veränderte Pflanzen befürchten, muss sich die Sicherheitsforschung der Öffentlichkeit stellen. Sie muss dort präsent sein, wo in der Gesellschaft kontrovers diskutiert wird. Ohne Transparenz und Offenheit geht das nicht. Militante Aktionen erreichen jedoch das Gegenteil: Sie zwingen die Forschung hinter streng bewachte Stacheldrahtzäune und in die Abgeschiedenheiter wissenschaftlicher Zirkel.

Wenn jede substanzielle Information über ein Forschungsprojekt - notwendige Voraussetzung für die öffentliche Diskussion und Urteilsbildung - nur das Risiko erhöht, dass der jeweilige Versuch zerstört wird, darf man sich über schweigsame, öffentlichkeitsscheue Wissenschaftler nicht wundern.

Die Öffentlichkeit hat ein Recht auf Information - besonders wenn es um mögliche Umweltrisiken gentechnisch veränderter Pflanzen geht. So gesehen haben die Aktivisten von Drahnsdorf mehr zerstört als ein paar Pflänzchen.