Konfliktfeld Grüne Gentechnik

Kartoffel-Versuch zerstört

Ein Versuchsfeld mit gentechnisch veränderten Kartoffeln auf Gut Roggenstein in der Nähe von München ist in der Nacht zum 24. Juni zerstört worden. Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Forschung (BMBF) geförderten Projekts sollten dort Kartoffeln mit einem erhöhten Gehalt an Carotinoiden vermehrt werden. Diesen Stoffen wird eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben.

Goldgelb. Die Kartoffeln mit einem erhöhten Carotinoid-Gehalt sind an ihrer dunkleren Färbung zu erkennen.
(Foto: TU München)

Ende April hatte das Robert-Koch-Institut als zuständige Behörde die Freisetzung der gentechnisch veränderten Kartoffeln auf Gut Roggenstein genehmigt. Insgesamt 1200 transgene Saatkartoffeln der Ausgangssorte „Baltica“ wurden zur Vermehrung ausgebracht, um genügend Pflanzenmaterial für weitere Studien zu erhalten. Antragsteller war der Lehrstuhl für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der TU München in Freising-Weihenstephan.

Die in Roggenstein freigesetzten Kartoffeln sind gentechnisch mit dem Ziel verändert, den Gehalt an Carotinoiden gegenüber herkömmlichen Kartoffeln deutlich zu steigern. Carotinoide gehören zu den „sekundären Pflanzenwirkstoffen“, die in vielen Pflanzen gebildet werden. Den Carotinoiden werden verschiedene gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben, insbesondere ein besserer Schutz gegen degenerative (altersbedingte) Erkrankungen.

Kartoffeln gegen Augenkrankheiten?

Bei den in Roggenstein vermehrten Kartoffeln wurde das Gen für ein bestimmtes Enzym unterdrückt, so dass Zeaxanthin, ein bestimmtes Carotinoid, nicht wie üblich in den Knollen abgebaut wird, sondern sich dort anreichert. In einigen dieser Kartoffeln wurde ein hundertfach erhöhter Gehalt an Zeaxanthin gemessen.

Zeaxanthin soll bestimmten Augenerkrankungen, etwa der Altersblindheit, vorbeugen. Um diese vermutete Wirkung in klinischen Studien zu überprüfen, sollten die in Roggenstein angebauten Zeaxanthin-Kartoffeln die erforderliche Wirkstoff-Menge liefern. Außerdem sollten Fragen der biologischen Sicherheit untersucht werden.

Die Kartoffeln-Linien mit einem gentechnisch erhöhten Zeaxanthin-Gehalt wurden im Rahmen des von Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekts „Verbesserung der gesundheitlichen Qualität von Lebensmitteln durch Erhöhung und Modifikation des Carotinoid-Gehaltes“ entwickelt. Mit gentechnischen Methoden, aber auch mit anderen Verfahren der modernen Pflanzenzüchtung soll bei verschiedenen Pflanzenarten der Gehalt an bestimmten Carotinoiden gesteigert werden. In dem Verbundprojekt arbeiten fünf Universitäten, sieben Unternehmen und weitere Forschungseinrichtungen zusammen.

Erst genehmigt, dann zerstört

Mit der Zerstörung des Versuchsfeldes auf Gut Roggenstein können die Studien mit den Zeaxanthin-Kartoffeln nicht wie geplant weitergeführt werden.

Zuvor hatte es vor allem in der näheren Umgebung des Freisetzungsstandorts Diskussionen um das Vorhaben gegeben. Die Gemeinde Olching, Umweltverbände und das Umweltinstitut München haben Einwände eingereicht, die sich vor allem auf ein in den Kartoffeln verwendeten Antibiotikaresistenz-Marker und Fragen der Umweltsicherheit beziehen. Das Robert-Koch-Institut, seit kurzem dem Bundesministerium für Verbraucherschutz zugeordnet, genehmigte den Versuch unter Auflagen, da keine Gefahren für Mensch und Umwelt zu erkennen seien.