Regierung verhängt Moratorium

Indien: Keine Zulassung für gentechnisch veränderte Aubergine

In Indien werden bis auf weiteres keine gentechnisch veränderten Bt-Auberginen angebaut. Umweltminister Jairam Ramesh kündigte gestern ein unbegrenztes Moratorium und weitere Tests zur biologischen Sicherheit an. Befürworter wie Kritiker sind der Meinung, dass diese Entscheidung sich negativ auf die Zulassung weiterer gentechnisch veränderter Nutzpflanzen in Indien auswirken wird.

Der indische Umweltminister Jairam Ramesh während einer Anhörung zur Bt-Aubergine
Foto: The Hindu

Die zuständige Behörde, das Genetic Engineering Approval Committee (GEAC) hatte den Anbau der Bt-Aubergine, in Indien Brinjal genannt, am 14. Oktober 2009 genehmigt. Nach heftigen öffentlichen Protesten legte Umweltminister Ramesh die Genehmigung jedoch nur einen Tag später auf Eis. Im Januar und Februar veranstaltete er eine Reihe von öffentlichen Anhörungen, an denen insgesamt rund 8000 Menschen teilnahmen und bei denen es zu heftigen Diskussionen zwischen Befürwortern und Gegnern kam. Während letztere die Vielfalt der in Indien vorkommenden Auberginen in Gefahr sehen und eine Abhängigkeit der Landwirte von privaten Firmen befürchten, verwiesen Befürworter auf die Freilandversuche, die zeigten, dass beim Anbau von Bt-Brinjal rund 80 Prozent weniger Pflanzenschutzmittel benötigt werden.

Auch die indische Regierung ist offenbar gespalten. Rameshs Kabinettskollegen Shahar Pawar (Landwirtschaft) und Prithviraj Chavan (Wissenschaft) vertraten im Januar öffentlich die Ansicht, die Entscheidung über die Zulassung sei allein Sache der GEAC und müsse akzeptiert werden. Ramesh selbst sagte, er habe versucht, sowohl wissenschaftliche Erkenntnisse als auch die öffentliche Besorgnis zu berücksichtigen.

Die Kontroverse um Bt-Brinjal entzündete sich auch an den Tests zur biologischen Sicherheit, die die Antragsteller – zwei indische Universitäten, die Saatgutfirma Mahyco und der US-Konzern Monsanto – der GEAC vorgelegt hatten. Nachdem die GEAC 2008 auf Anordnung des indischen Supreme Court die Rohdaten veröffentlichen musste, hatte Greenpeace den französischen Wissenschaftler Gilles-Eric Seralini mit einer erneuten statistischen Analyse beauftragt. Wie in anderen ähnlichen Fällen fand Seralini im Gegensatz zu den Untersuchern Hinweise auf erhebliche Gefährdungen. Die GEAC setzte Anfang 2009 ein Expertenkomitee ein, das sich ausführlich mit der Kritik von Seralini und anderen auseinandersetzte und zu dem Schluss kam, die Bt-Aubergine sei sicher (bioSicherheit berichtete darüber). Dennoch sahen drei der zwanzig GEAC-Mitglieder die Tests als unzureichend an, sie wurden jedoch am 14. Oktober überstimmt.

Die GEAC soll nun in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern, die sich kritisch zu der Zulassung geäußert hatten, neue Tests zu der Bt-Aubergine ausarbeiten. Außerdem kündigte Ramesh gegenüber der „Times of India“ grundsätzliche Reformen bei der Zulassung gentechnisch veränderter Organismen an. So wird die GEAC umbenannt in Genetic Engineering Appraisal Committee und ist damit nur noch für die Bewertung, nicht aber für die endgültige Zulassung zuständig. Außerdem erwägen das Umweltministerium und das Justizministerium die Einrichtung einer neuen Behörde (National Biotechnology Regulatory Authority), die Richtlinien für den Anbau von GVO in Indien ausarbeiten soll. Ramesh sagte, der öffentliche Sektor müsse sich in Zukunft viel stärker als bisher in der Pflanzenforschung und der Sicherheitsforschung engagieren und dürfe dieses Feld nicht mehr ausschließlich privaten Firmen überlassen.