Studie unter Praxisbedingungen in Australien

Rapspollen: fliegt weit, kreuzt selten aus.

Raps kreuzt im kommerziellen Anbau relativ selten aus, dafür aber über größere Entfernungen als bisher angenommen. Das hat eine umfassende Feldstudie an herbizidresistenten Rapspflanzen in Australien ergeben. In den meisten Fällen blieb der Anteil der durch Pollenflug resistent gewordenen Saaten unter 0,03 Prozent.

Rapsblüte. (Foto: Bayrisches Landesamt für Umweltschutz)

Die Studie

Untersucht wurden 63 Felder zwischen 25 und 100 Hektar in drei australischen Bundesstaaten mit unterschiedlichen ökologischen Bedingungen.

Auf jedem der untersuchten Felder wurden nach einem bestimmten Schema Samen gesammelt - jeweils aus der Mitte des Feldes, aus Randstreifen mit der geringsten und der größten Entfernung zum Feld mit herbizidresistentem Raps.

Insgesamt wurden 100.000 Rapssamen gesammelt und danach wieder ausgesät, um sie darauf zu überprüfen, ob sie das Merkmal Herbizidresistenz übernommen hatten.

Das australische Forscherteam unter Leitung von Mary Rieger, Universität Adelaide, untersuchte den Gentransfer durch Pollenflug in mehr als 63 konventionelle Rapsfelder. Dabei nutzten die Wissenschaftler die Gelegenheit, dass in Australien im Jahr 2000 zum ersten Mal herbizidresistenter Raps kommerziell angebaut wurde. Dieser Raps war mit konventionellen Züchtungsmethoden entwickelt worden, also ohne Gentechnik. Die einzelnen Felder mit konventionellem und resistentem Raps waren je zwischen 25 Hektar und 100 Hektar groß.

Die wichtigsten Ergebnisse der australischen Wissenschaftlergruppe:

  • In fast zwei Dritteln der konventionellen Rapsfelder wurden einzelne Pflanzen gefunden, die über den Pollenflug die Eigenschaft der Herbizidresistenz angenommen hatten.
  • Bis zu einer Entfernung von drei Kilometer konnte Pollen nachgewiesen werden. Jenseits dieser Entfernung wurden - trotz der großen Menge der untersuchten Samen - keine resistenten Rapspflanzen gefunden.
  • In einzelnen Stichproben erreichte der Anteil resistenter Samen knapp 0,2 Prozent, im Felddurchschnitt jedoch höchstens 0,07 Prozent.
  • Die Ernte der meisten untersuchten konventionellen Felder wies einen herbizidresistenten Anteil von weniger als 0,03 Prozent auf.

Die australischen Untersuchungen zeigen auch, dass der über Pollenflug vermittelte Gentransfer bei einem großflächigen Anbau nicht im selben Maß mit der Entfernung von der Quelle abnimmt wie bei kleinflächigen Versuchsfeldern. Die Herbizidresistenz erschien vielmehr in relativ konstanter Häufigkeit über unterschiedliche Distanzen.

Schwellenwerte für GVO-Anteile: Niedrig, aber nicht Null

Die Studie der Gruppe um Mary Rieger liefert wichtige Hinweise über Pollenflug und Auskreuzungsraten, sollte gentechnisch veränderter Raps großflächig angebaut werden.

  • Ein Schwellenwert von ein Prozent oder gar von 0,3 Prozent für unbeabsichtigte GVO-Beimischungen in herkömmlichen Lebens- und Futtermitteln kann danach unter Praxisbedingungen eingehalten werden.
  • Eine Nulltoleranz ist nach einer einmal erfolgten Freisetzung hingegen praktisch ausgeschlossen.

Die Untersuchungsergebnisse wurden am 28. Juni 2002 im Magazin „Science“ (S.2386) veröffentlicht.