AgroBioTechnikum Groß Lüsewitz eröffnet

Testgelände für Agrartechnologie

Nach zweijähriger Bauzeit wurde am 22. November 2004 das AgroBio-Technikum Groß Lüsewitz (bei Rostock) eröffnet. Für Bau und Einrichtung brachten EU, Bund und das Land Mecklenburg-Vorpommern 9,2 Millionen Euro auf. Für Landwirtschaftsminister Till Backhaus setzt das neue Zentrum die Tradition der Agrarforschung in der Region fort.

Agro-Biotechnikum Groß Lüsewitz. Das Kompetenz- und Gründerzentrum ist bezugsfertig.

Führung durch die Gewächshäuser

Till Backhaus, Landwirtschaftsminister in Mecklenburg-Vorpommern, und Joachim Hünecke, Bürgermeister der Gemeinde Sanitz bei der Grundsteinlegung am 17. September 2002. Land und Gemeinde finanzieren den Bau des Kompetenz- und Gründerzentrums.
(Foto: Ostseezeitung/ Treder)

Biologische Sicherheitsforschung - zumal öffentlich gefördert - ist oft weit entfernt von praktischen kommerziellen Anwendungen. In vielen Fällen geht es um Erkenntnisgewinne über grundlegende Zusammenhänge, nicht um Überprüfung konkreter Produkte.

Zwar ist die Sicherheit neuer Produkte oder Technologien Aufgabe der jeweiligen Hersteller, doch anders als bei Konsumgütern oder Maschinen ist es bei landwirtschaftlichen Innovationen mit simplen Testverfahren nicht getan.

  • Zum einen haben neue agrartechnische Verfahren in der Regel Auswirkungen auf das Ökosystem. Um diese in ihrer Komplexität zu erfassen, sind besondere, für jeden Einzelfall spezifische Prüfmethoden erforderlich.
  • Gerade bei landwirtschaftlichen Innovationen erwartet die Öffentlichkeit heute mehr als nur Sicherheit. Neue Produkte werden leichter akzeptiert, wenn sie einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten. Sie sollen die Umwelt entlasten, Ressourcen schonen, wirtschaftlich rentabel und sozial verträglich sein. An diesen erweiterten Anforderungen müssen neue Produkte schon vor der Markteinführung gemessen werden.

Umweltverträglichkeit und „nachhaltige“ Qualitätsanforderungen fließen heute in die Produktentwicklung ein. Doch ob sie später unter Praxisbedingungen tatsächlich erfüllt werden, ist gerade bei landwirtschaftlichen Produkten oft ungewiss.

Sicherheit- und Qualitätsprüfung als Dienstleistung

Das neue AgroBioTechnikum in Groß Lüsewitz will dazu beitragen, die Lücke zwischen begrenzten Testmöglichkeiten des entwickelnden Unternehmens und den daraus resultierenden Risiken einer Markteinführung zu schließen. Neben Laborräumen und einem Technikum steht dafür ein 1000 Quadratmeter großes Gewächshaus und 260 Hektar Ackerland für Feldversuche zur Verfügung. Dort können neue Pflanzensorten unter Praxisbedingungen getestet werden.

„Für jedes neue Produkt wollen wir maßgeschneiderte Tests und Untersuchungen anbieten. Dazu können wir auf ein breit gefächertes know how zurückgreifen, das in der Region vorhanden ist.“, sagt Dr. Inge Broer von der Universität Rostock und Vorsitzende von FINAB (Verein zur Förderung Innovativer und Nachhaltiger Agrobiotechnologie in Mecklenburg-Vorpommern). Der Verein wird die praktische Arbeit im koordinieren. „Ohne interdisziplinäre Zusammenarbeit sind komplexe Bewertungsprozesse nicht möglich“, ergänzt Kerstin Schmidt, Mitglied des FINAB-Vorstandes. Dabei wird man auch auf die Erfahrung aus mehreren Projekten der Biologischen Sicherheitsforschung zurückgreifen können, die von Arbeitsgruppen aus dem Umfeld des Zentrums durchgeführt worden sind.

Nicht nur Gentechnik

Der Verein möchte sich nicht auf gentechnische Verfahren und Produkte beschränken. Im Gegenteil: „Ganz gleich, wie eine neue Pflanzensorte gezüchtet ist oder auf welche Technologien ein neues landwirtschaftliches Verfahren basiert - Eingriffe in die Ökosysteme sind unvermeidbar. Sie zu erfassen und zu bewerten, das ist unsere Aufgabe,“ so Inge Broer. Biotechnologien finden Anwendung in allen landwirtschaftlichen Konzepten, auch im Ökolandbau.

Fernziel ist es, ein anerkanntes Qualitäts- und Sicherheitssiegel zu etablieren. Es soll Produkten verliehen werden welche die umfangreichen wissenschaftlichen Prüfverfahren bestanden haben. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.