BMELV-Forschungsprogramm Koexistenz 2006

Standorte, Versuchsanlage, Fragestellungen

Wie groß sollen die Abstandsflächen zwischen Feldern mit gentechnisch verändertem und konventionellem Mais sein, damit die GVO-Einträge dort mit hoher Wahrscheinlichkeit unterhalb des Schwellenwerts von 0,9 Prozent bleiben? Mit dieses Frage beschäftigt sich das Forschungsprogramm zur Sicherung der Koexistenz, welches das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) 2005 begonnen hat. Das modifizierte Versuchsprogramm wird auch 2006 fortgeführt.

Allgemeines Versuchsschema mit Bt-Mais. Pollenquelle (Donor) ist ein ca. 3 Hektar großes Feld mit Bt-Mais. In Windrichtung schließen sich Flächen unterschiedlicher Tiefe an mit Klee/Gras oder Getreidestoppeln. Pollenempfänger (Rezipient) ist gentechnisch nicht veränderter Mais der gleichen Sorte. In verschiedener Entfernung vom Donorschlag werden Proben genommen (Schnittpunkte der Linien). Im Foto oben: Versuchsanlage Forchheim (Baden-Württemberg)

Allgemeines Schema der Versuche zum Einfluss der Zwischenkultur. Pollenquelle (Donor) ist Gelbmais, Empfänger (Rezipient) Weißmais. Auf den Flächen zwischen Donor und Rezipient stehen Klee/Gras oder Getreidestoppeln. Verglichen wird der Einfluss dieser Zwischenkulturen auf die Einkreuzungsrate.
(Foto: Anlage auf dem Gelände der FAL, Braunschweig)

Auskreuzung über große Distanzen. Auf dem Gelände der FAL in Braunschweig wird ein Versuch durchgeführt, in dem mögliche Auskreuzungen über größere Entfernungen untersucht werden sollen.

Größe und Lage der Versuchsfelder. Die Versuche finden an sechs Standorten (Braunschweig, Wendhausen, Groß-Lüsewitz, Mariensee, Forchheim, Dahnsdorf) statt. Die Größe der Versuchsfelder beträgt insgesamt 75 Hektar. An einzelnen Standorten befinden sich mehrere Versuchsanlagen.

Untersuchungsziel ist dieSicherung der Koexistenz gentechnikfreier und Gentechnik verwendender Landwirtschaft. In erster Linie sollen wissenschaftlich abgesicherte Daten erhoben werden zur Pollenausbreitung von Mais und zur Höhe der Einkreuzungen.

Versuchsanlage. Die Versuche sind nach einem einheitlichen Schema angelegt. Es gibt im wesentlichen zwei Grund-Schemata, so dass die Ergebnisse der einzelnen Standorte miteinander verglichen werden können.

Testsysteme. An fünf Standorten wird Bt-Mais als Pollenquelle (Donor) eingesetzt, untersucht wird der Polleneintrag in einer isogenen Sorte (Rezipient). An drei Versuchsstandorten werden Einkreuzungen an einem (nicht gentechnisch veränderten) Weißmais ermittelt. Dieses Testsystem liefert jedoch keine exakten Messwerte, sondern nur qualitative Hinweise für vergleichende Untersuchungen.

Untersuchte Fragestellungen: Auf Basis der Daten sollen Empfehlungen für Mindestabstände zwischen gv-Mais und konventionellen Maisfeldern abgeleitet werden. Das BMELV hat angekündigt, Regeln der Guten fachlichen Praxis zu erlassen, in denen ein Mindestabstand vorgegeben werden soll.

Untersucht wird zudem, welchen Einfluss die zwischen den Maisflächen angebaute Kulturart auf die Einkreuzungsrate hat. 2005 wurde das niedrige und feuchte Klee/Gras-Gemisch mit hoch wachsenden Sonneblumen verglichen. Es zeigte sich, dass Sonnenblumen nicht als physikalische Barriere für die Pollebverdriftung wirken. 2006 bezieht sich der Vergleich auf Flächen mit Klee/Grasgemisch und mit Getreidestoppeln.

Geprüft wird in diesem Jahr auch die Wirksamkeit einer Mantelsaat. Ein solcher Streifen mit konventionellem Mais wird unmittelbar zwischen dem Bt-Maisfeld und dem angrenzenden konventionellen Bestand angelegt. In der landwirtschaftlichen Praxis würde die Mantelssat zusammen mit dem gv-Mais geerntet und entsprechend verwertet.

Außerdem wird der Einfluss der Drillrichtung im konventionellen Maisbestand untersucht. Stehen die Maisreihen quer zu Windrichtung und Pollenflug, könnten die ersten Reihen als Barriere wirken. Bei einer Ausrichtung der Maisreihen parallel zur Windrichtung wäre dagegen mit einer weiteren Verfrachtung in den Bestand zu rechnen. Der Einfluss der Drillrichtung wird an zwei Standorten untersucht.

Windabhängigkeit. Alle Versuchsfelder zur Untersuchung entfernungsabhängiger Einkreuzung sind in der Hauptwindrichtung angelegt. An allen Standorten herrscht überwiegend Westwind. Die Flächen mit konventionellem Mais liegen daher östlich des Bt-Maisschlages. Auf diese Weise werden die hinsichtlich Pollenverfrachtung und Einkreuzung ungünstigsten Bedingungen (worst case) simuliert.

An allen Standorten ist eine Wetterstation vorhanden. Dort werden Windrichtung, Windgeschwindigkeit, Temperatur, Luftfeuchte, Niederschlag und Einstrahlung während der Blühperiode gemessen.

Probennahme. Es werden in der Regel Maiskolben als Proben entnommen, an einigen Stellen auch gehäckselte Ganzpflanzen. Damit soll ein Vergleich von Silo- und Körnermais möglich sein. Alle Proben von den Versuchsflächen mit Bt-Mais als Testsystem werden von einem externen Labor untersucht.