EFSA: Sicherheitsbewertung von Antibiotikaresistenz-Markern

Spanien verbietet Anbau von Bt176-Mais

Die neue spanische Regierung hat Ende April angekündigt, ab nächstem Jahr den Anbau des insektenresistenten Bt-176 Mais zu verbieten, weil er ein Resistenz-Gen gegen das Antibiotikum Ampicillin enthält. Die Regierung beruft sich dabei auf eine kurz zuvor veröffentlichte Stellungnahme der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA).

Maisblüte

Sehr unwahrscheinlich, dass ein Antibiotika- resistenz-Gen aus gv-Mais von Mikroorganismen aufgenommen wird. Dennoch wird die Verwendung dieser Gene eingeschränkt.

Das für Fragen der Gentechnik zuständige Expertengremium der EFSA hatte darin empfohlen, keine neuen transgenen Pflanzen mehr zuzulassen, wenn sie Resistenz-Gene gegen medizinisch wichtige Antibiotika enthalten. Der ebenfalls in Spanien angebaute Bt-Mais MON810 ist von der Entscheidung nicht betroffen.

Das GVO-Gremium der EFSA hält es zwar generell für extrem unwahrscheinlich, dass der Anbau und Verzehr von gv-Pflanzen mit Antibiotikaresistenz-Genendie Wirksamkeit der jeweiligen Antibiotika beeinträchtigen könnte. Unter Vorsorge-Gesichtspunkten empfehlen die Experten aber, dass gv-Pflanzen in Zukunft keine Resistenzgene gegen solche Antibiotika mehr tragen sollen, die noch regelmäßig zur Therapie von Infektionskrankheiten bei Menschen oder Tieren eingesetzt werden.

Markergene: Verwendung eingeschränkt

Die seit Oktober 2002 gültige EU-Freisetzungsrichtlinie 2001/18 hatte vorgegeben, dass die Verwendung dieser Markergene schrittweise zurückgefahren werden soll. Deshalb hielt es der Ausschuss für notwendig, sich mit der Sicherheit der verschiedenen Antibiotikaresistenz-Gene zu beschäftigen und hat sie dabei in drei Gruppen eingeteilt.

  • Gruppe 1: Keine Nutzungseinschränkung
    Solche Gene vermitteln Resistenzen gegen Antibiotika, die kaum noch therapeutisch genutzt werden, zum Beispiel, weil sie zu starke Nebenwirkungen haben. Die Resistenz-Gene dieser Gruppe sind außerdem in der Natur schon weit verbreitet. Die Experten sehen keinen wissenschaftlichen Grund, ihre Verwendung in gv-Pflanzen zu verbieten. Zu dieser Gruppe gehören das Kanamycin-Resistenzgen nptII und das Hygromycin-Resistengen hph. nptII ist das häufigste Marker-Gen in gv-Pflanzen.
  • Gruppe 2: Nur noch in Versuchs-Freisetzungen
    Auch diese Antibiotikaresistenz-Gene sind in der Natur weit verbreitet. Die entsprechenden Antibiotika sind aber noch von Bedeutung, um spezielle Krankheiten zu behandeln. Nur noch gv-Pflanzen, die in zeitlich und räumlich begrenzten Freilandversuchen angebaut werden, sollen in Zukunft diese Resistenzgene tragen dürfen, nicht jedoch gv-Pflanzen, die kommerziell angebaut werden. Beispiele für derartige Marker sind die Resistenzgene ampr (Ampicillin) und CmR (Chloramphenicol). Bt-176 Mais trägt das ampr-Gen.
  • Gruppe 3: Verwendung in Zukunft nicht mehr zulässig
    Die Markergene dieser Gruppe vermitteln Resistenzen gegen medizinisch wichtige Antibiotika. Die Experten empfehlen daher, dass neu zugelassene gv-Pflanzen diese Resistenzgene künftig überhaupt nicht mehr tragen sollen – unabhängig davon, wie verbreitet sie in der Natur schon sind. Zu dieser Gruppe gehören das Resistenzgen nptIII gegen das Reserve-Antibiotikum Amikacin und das tetA-Gen (Tetracyclin).

Bt-Mais ohne Resistenz-Marker

Die Stellungnahme des GVO-Ausschusses soll eine Hilfestellung für EU-Kommission und Mitgliedstaaten sein, wenn sie in Zukunft über Zulassungsanträge neuer gv-Pflanzen zu entscheiden haben. Sie stellt jedoch gültige Genehmigungen nicht in Frage. Trotzdem hat das EFSA-Votum die neue spanische Regierung dazu veranlasst, den Anbau von Bt-176 ab dem nächsten Jahr zu verbieten.

Spanien ist derzeit das einzige Land in der EU, das großflächig transgene Pflanzen anbaut – 2003 auf 32.000 Hektar, zwei Drittel davon Bt-176 Mais. Schon im vergangenen Jahr wuchs auch ein anderer Bt-Mais (MON810) auf spanischen Feldern. Da er kein Antibiotikaresistenz-Gen enthält, ist er von dem Verbot nicht betroffen.